Es mul? also spätestens im 13. Jahrhundert die Ausgliederung mehrerer Lie genschaften im Westen und Süden der Kirche erfolgt sein; vielleicht geht auf diese Zeit auch die Gründung der „Weißen Tafern" am Ostufer der Krems zurück, um für den Agrarraum der östlichen Flur von Wartberg ein Zentrum zu haben. Am Beginn des Interregnums waren ganze Regionen Oberösterreichs von rivalisierenden Kräften beansprucht. Wenn Bernardus Noricus von Kremsmünster später beklagte, daß diese Abtei durch den Passauer Domdechant Wernhard von Schlierbach (nachmals Bischof von Seckau), dem Bruder Wernhers von ZelkingSchlierbach, Landgerichtsherren von Bambergs Gnaden, um 1268 die Pfarren Kirch dorf und Wartberg verlor, so ist das zwar „Geschichtsfälschung"; der Verlust war viel früher eingetreten und Kremsmünster konnte auch nicht durch gefälschte Urkunden Besitzansprüche durchsetzen. Aber dieses Ereignis vermittelt auf kirchlicher Ebene nur jene Atmosphäre, die im politischen Kräftespiel gang und gebe war. In diesem Zusammenhang ist bis heute eine Urkunde fast unbeachtet geblieben, die am 5. Jän ner 1256 „fdeinricus, scriba Anasy", also der Landschreiber des jungen Landes ob der Enns, in Linz ausstellte.''^ Er erklärte, daß Spitalmeister Berthold vom ffospital am Pyhrn „forum in Wartperch et molendinum ibidem ... coram domino Wokove et me obtinuit pleno iure et iusticia mediante". Spital am Pyhrn besaß also damals den „Markt" Wartberg und die Kreuzmühle an der Krems. Da ein Jahr zuvor Przemysl Ottokar die Rechte Spitals bestätigt hatte, dürfte diese Rechtslage bereits einige Jahre bestanden haben." Nach dem derzeitigen Kenntnisstand gibt es grundsätzlich zwei Möglichkei ten der Interpretation: Die angesprochenen Rechte Spitals betreffen in erster Linie wirtschaftliche Einkünfte und nicht ausdrücklich den ganzen landesfürstlichen Besitz in Wartberg; allerdings wäre dann die Frage zu stellen, wie ein Lehensmann des Landesfürsten zu „Marktrechten" kommt, die dann losgelöst von seinem Besitz verlehnt werden. Sollten „Markt" und „Mühle" als der landesfürstliche Besitz in Wartberg ver standen werden, gibt es zwei Annahmen. Entweder war die Restsiedlung Wartberg bis zu diesem Zeitpunkt immer landesfürstlicher Eigenbesitz gewesen (Traungauer, Babenberger) und kam erst nach diesem Datum an die Losensteiner, oder Wartberg war im Zuge der Parteienkämpfe seit 1245, etwa im Konflikt der Gundakare gegen den Böhmenkönig Ottokar, den Losensteinern verlorengegangen. Letzteres Argument scheint zielführender zu sein, denn das fiospital am Pyhrn hat nach 1256 für Wartberg keine Bestätigung mehr bekommen und die Bezeichnung „forum" scheint nicht mehr auf. Die politischen und besitzrechtlichen fiintergründe bleiben letztlich im Dunkel. Für die vorliegende siedlungsgenetische Fragestellung wird aber durch die Urkunde eine wesentliche Antwort gegeben: Um die Mitte des 13. Jahrhunderts hatte Wartberg Marktcharakter und mußte daher bereits eine dörfliche Sammelsiedlung sein. Der „Platz" nördlich vom Anger, " Beda Schroll, Urkunden-Regesten zur Geschichte des Hospitals am Pyhrn in Oberösterreich 1190 bis 1417. Archiv für Österreichische Geschichte 72 (1888), 218, n40. Schroll, Urkunden-Regesten, 216, n37, 24. März 1255.
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