weite der Entwicklung vom Eigenkirchenwesen zur Pfarrorganisation in einem klei nen Ausschnitt sichtbar. In diesem Zusammenhang sollte ergänzt werden, daß zu dieser Zeit auch die Ulsburgkirche noch eigenkirchlich orientiert war und erst die damals gegründete Kirche St. Gregor in Kirchdorf diese Zwänge überwand - sie war offenbar als „Konkurrenzkirche" gedacht. Bemerkenswert an dem Wartberger Resthof der Traungauer Markgrafen Otakare ist die Bezeichnung „Aigen", die den Eigenbesitz der jeweiligen Machthaber im Traungau widerspiegelt. Noch viele Jahrhunderte später erinnerte der „Anger" südlich des Althofes an die einstige „Hausweide" des Adelshofes. Hingegen scheint die „Dorfheide" die eigentliche „Halt" an der Krems gewesen zu sein.^^ Wie entwickelte sich Wartberg weiter? Am Beginn des 12. Jahrhunderts ent falteten sich an der oberen Krems zwei Pfarren, Kirchdorf, das die Nachfolge der Ulsburgkirche antrat, und Wartberg.^^ Da Kremsmünster ein passauisches Eigenklo ster war, dürfte die „Besitzfrage" dieser Pfarren zunächst kein Streitobjekt zwischen Bischof und Abt gewesen sein. Es ist zu vermuten, daß diese Vorgänge auch wirt schaftliche Impulse ausgelöst haben, da am Land gerade die Pfarrorte, etwa am Kirchweihfest, Zentren lokalen Handels wurden. Im Jahre 1175 fand, vermutlich nach einem Umbau der Kirche, durch Bischof Diepold von Passau (1172-1190) erneut eine Einweihung von St. Kilian statt.''® Damals kontrollierte das Bistum offen bar die Pfarre bereits. 1173 hatte der Bischof bei einer Versammlung in Kremsmün ster Ulrich III. zum Abt eingesetzt und straffte die Diözesanordnung.^' Unter Abt Mangold (1182-1206), einem Bruder Diepolds, scheint sich gerade im oberösterrei chischen Süden die bischöfliche Macht konsolidiert zu haben.'" Passau verwaltete bekanntlich Wartberg und Kirchdorf 1199 gleich einer Doppelpfarre und betreute sie durch Vikare. Der Passauer Domherr Heinrich von Pettenbach (1220) nannte sich als Pfarrer nach dem Ort Wartberg.'^ ' FK 51026, Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen, Blatt Enklave Wartberg. Der Anger dehnte sich zwischen den Grundparzellen 58, 63, 67 und 72 aus. Die Dorfheide umfaßte die Parzellen 130 bis 134. ' Bischof Ulrich von Fassau bestätigte 1111 St. Florian Güter in der „Pfarre Wartberg" (ULE II, 140); diese aus den Jahren 1220 bis 1240 gefälschte Urkunde enthält nachweisbar zutreffende Inhalte, wes halb die Information nicht angezweifelt werden muß, die Bezeichnung „Pfarre" entspricht allerdings einer Diktion der späteren Zeit. ' Die Festschrift von Wartberg hat leider die fälschliche Anmerkung Ferihumers zu 1185 übernommen. Eine zweite Weihe St. Kilians ist für 1175 überliefert. Siehe dazu Holter (wie Anm. 16), 180, Anm. 12. ' Ulrich III. von Kremsmünster versuchte in der Folge, die freie Abtwahl und Traditionsrechte gegen über Passau zu erlangen. Vgl. dazu Zurstraßen (wie Anm. 37), 138 f. Die echte Vorlage des Stiftes Kremsmünster für das gefälschte Alexander-Diplom 1179 hat vermutlich aber keine „Pfarrechte" selbst angesprochen. ' Zurstraßen (wie Anm. 37), 225. Ein Indiz dafür ist die zu 1172 auf Heinrich von Berg gefälschte Ur kunde, in der die Pfarre Kirchdorf dem Domkapitel zu Passau übertragen wurde. Die Fälschung ge schah in den Jahren nach 1190. Unter diesem Pfarrer (besser Pfarrherrn) war zu Wartberg der Vikar Engelbert tätig, der einen Schiedsspruch über Gülten in der Ramsau zwischen seinem Herrn und dem Propst von St. Florian bezeugte.
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