OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 3

Wartberg deutet nichts darauf hin. Dies spricht dafür, daß nicht erst bei der „Pfarrgründung" bzw. der Einrichtung als regionale „Zehentkirche" die Widmung erfolgte, sondern bereits zu einem Zeitpunkt, als eine adelige Eigenkirche errichtet wurde. Darüber hinaus ist es doch auffallend, daß um 1040 das Stift Kremsmünster zu Niederkrems den Teil des Adelshofes geschenkt bekam, an dem dann der Zehenthof der Abtei eingerichtet wurde.^^ Daraus könnte wohl ein wesentlicher Schluß gezogen werden: Eine schon bestehende arnoldinische Eigenkirche wäre im Zuge einer kolonisatorischen Renais sance von Kremsmünster an dieses Stift übergegangen. Mit dem Datum einer ver meintlichen Kirchweihe fixierte ein Traditionsschreiber den Anspruch auf diese Kir che, indem den damaligen politischen Kräften der Region die Ableitung aus arnoldinischem Erbe signalisiert wurde. An dieser Stelle mag ein Hinweis auf die jüngeren Forschungen zum Niederkirchenwesen des Bistums Passau erlaubt sein, die leider mit keinem Wort Wartberg erwähnen. In Teilen dieser Diözese begann im ausgehenden 11. Jahrhundert die Auf spaltung großräumiger Seelsorgesprengel in kleinere Pfarrbezirke.^^ Die Bezeich nung „Pfarre" ist allerdings im oberösterreichischen Raum in echten Urkunden vor dem 12. Jahrhundert nicht zu erweisen.^^ Bei Wartberg stammen echte urkundliche Belege übrigens erst aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Die Notiz zu 1083 geht vermutlich auf Bernardus Noricus von Kremsmünster um 1300 zurück, der die im Codex Millenarius Minor von einer Hand des 12. Jahrhunderts geprägte Notiz zu 1093 als Vorbild genommen haben mag.^' Offenbar wurde im Stift Kremsmün ster bereits im 12. Jahrhundert eine Notiz nach einer echten Vorlage verfälscht. Das Motiv dafür scheinen Zehentkonflikte gewesen zu sein; immerhin wissen wir, daß im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts dieses Stift eine größere Anzahl beanspruch ter Zehente in diesem Raum nicht halten konnte.^^ Bereits unter Bischof Ulrich von Passau waren Zehentstreitigkeiten mit Kremsmünster, die Bischof Altmanns Politik Krawarik (wie Anm. 31), 68 und 86. " Franz-Reiner Erkens, Das Niederkirchenwesen im Bistum Passau (11. bis 13. Jahrhundert). Mitteilun gen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 102 (1994), 61. Rudolf Zinnhobler, Zentrale und dezentrale Tendenzen beim Auf- und Ausbau der Pfarrorganisation (Tagungsbericht 19. Österreichischer Historikertag Graz 1992). Veröffentlichung des Verbandes Österreichischer Historiker und Geschichtsvereine 28 (1993), 279. Wie Anm. 29; ULE II n325 und UBK 32, n24. Hans Krawarik, Zur Typologie und Genese von Althöfen. Schriften des Oberösterreichichen Museal vereins 14 (1994), 88. Siehe dazu auch Rudolf Zinnhobler, Mittelalterliche Urkundenfälschungen mit besonderer Berücksichtigung des oberösterreichischen Raumes, in: ders., Beiträge zur Geschichte des Bistums Linz. Linzer Philosophisch-theologische Reihe, Bd. 8 (Linz 1977), 86f.: Die urkundliche Fälschung zu 1179 (Alexander-Diplom), wo dem Stift u. a. die Pfarre Wartberg bestätigt wird, scheint eine echte Vorlage gehabt zu haben, die sich aber nicht auf das volle Pfarrecht bezog. Es kann sich da bei wohl nur um Zehentrechte handeln.

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