OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 3

Vom Adelshof zum Markt Zur frühen Entwicklimg von Wartberg an der Krems Von Hans Krawarik Vor über einem Jahrzehnt feierte man „900 Jahre Wartberg an der Krems". Die Festschrift anläßlich des Pfarrjubiläums brachte für die historische Fachwelt keine neuen Erkenntnisse. Dieser Beitrag soll Versäumtes nachholen und die mittel alterliche Entwicklung des Ortes aufspüren. Vormittelalterliche Funde und Spuren aus der Römerzeit gibt es zwar in der Umgebung von Wartberg, vor allem westlich des Ortes, nicht aber in Wartberg selbst.^ Wann die Besiedlung Wartbergs im Mittelalter einsetzte, ist nach den bisher interpretierten Quellen kaum auszumachen. Dessen ungeachtet gab es seitens der Siedlungsgeschichte durchaus Überlegungen allgemeiner Art für die Besiedlung des mittleren Oberösterreich bis an die Krems. Hierbei wird von der fortschreitenden Erschließung des Raumes spätestens seit der Mitte des 8. Jahrhunderts gesprochen.^ Unbeachtet blieb allerdings die Tatsache, daß auch die Siedlungsflur von Wartberg selbst als Quelle herangezogen werden kann. Die Gemeinde Wartberg bestand in ihrem Umfang, als der Ort 1983 zum Markt erhoben wurde, aus den Katastralgemeinden Diepersdorf, Schachadorf, Pen zendorf, Wartberg und Strienzing (Ortschaft Hiersdorf). Wie bei vielen anderen Orten in Oberösterreich setzte in den sechziger Jahren (nach der Kremsregulierung) eine starke Siedlungsentwicklung ein, die die Häuserzahl auf über 500 anwachsen ließ und viele Spuren der Vergangenheit verwischte. Der Franziszeische Kataster kann daher als geeigneter Ausgangspunkt für die Reise in die Vergangenheit gelten. Die im frühen 19. Jahrhundert bemerkenswerte Stellung dieser Siedlung als zentraler Ort erklärt sich aus dem fruchtbaren Bauernland der Umgebung bzw. aus dem Charakter als Brückenort. Neben typischen Landgewerben gab es 10 Bäcker und 5 Wirtshäuser. Wie weit dies in die Vergangenheit zurückreicht, ist hier nicht Gegenstand der Untersuchung. Es ist aber doch auffallend, daß sich in der frühen Neuzeit einige wirtschaftliche Veränderungen für den Ort ergeben haben. Im 16. Jahrhundert besaß Wartberg aufgrund seiner Handels- und Gewerbestruktur eine Stellung zwischen einem Dorf und einem Markt. Durch die zentralörtliche Entwick lung von Kirchdorf und Hall setzte jedoch eine „Rückentwicklung" zum Dorf ein.^ ' 900 Jahre Wartberg an der Krems 1083-1983, Wartberg 1983, 12 ff. (vgl auch Josef Reitinger, Die urund frühgeschichtlichen Funde in Oberösterreich, Linz 1968). ^ Kurt Holter, Die Gründung von Kremsmünster und die Besiedlungsgeschichte des mittleren Ober österreich. Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs 8 (1964), 79. ^ Um 1790 ist die Anzahl von fünf Schustern zu erwähnen. Am Ende des 16. Jahrunderts gab es im Ort immerhin neben je einem Glaser, Bader, Siebmacher und Fleischhauer auch zwei Schmiede, zwei Le derer, zwei Schuster, zwei Weber, vier Schneider und drei Krämer, aber nur zwei Bäcker. Seit dem frü hen 16. Jahrhundert waren die Schuhmacher und Schneider im Pfarrbereich eingezünftet. Siehe dazu: Fassionsbuch der Gemeinde Wartberg 1788, Hs.-Nr. 408, sowie Herrschaftsarchiv Leonstein, Urbar 1591, Hs.-Nr. 8, fol. 14, beide Oberösterreichisches Landesarchiv Linz.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2