OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 3

Zur Herstellung des Öles aus Lein-, Raps- oder Rübsamen (Runkelrübe) ver wendete man aus Stein gehauene Öl- oder Breistampfen (Bild 18). Die feinen Körner wurden in dem sich nach unten konisch verengenden Hohlraum mit einem eisernen, birnenförmigen Stößel (Pistill, Kolben, Stampfer) zerquetscht und nach dem Her ausheben mit einem Schöpfer ausgepreßt; um das Ausspritzen des Stampfgutes zu verhindern, war der Mundsaum des Stampfes mehr oder weniger stark nach innen gekröpft. Das Leinöl, das auch zum Kochen verwendet wurde - die Samen fielen ja reichlich bei der Herstellung von Leinwand an -, ist gelblich, das Rapsöl etwas heller und geruchloser. Für die tägliche Verwendung wurde das Öl in Öl- oder Flaschenkrügen auf bewahrt, von denen es drei Exemplare im Burgmuseum Reichenstein gibt (Bild 16). Der auf dem Bild links stehende, nicht graphithältige Flaschenkrug (mit beschädig ter Mündung) stammt - als Leihgabe von Herrn Walter Prömer aus Linz - vom Hausberg Hochhaus in der Gemeinde Anberg, Bezirk Rohrbach; der Krug besitzt als Bodenzeichen ein Sonnenrad und dürfte nach den Beifunden in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden sein (Registriernummer = H 4). Die beiden anderen, stark graphitierten Krüge (R = B 10 und II) stammen aus Reichenstein aus dem 15.116. Jahrhundert. Beschreibung der Ölstampfen Die auf Bild 18 oben dargestellte Ölstampfe stammt aus der Burg Klingen berg (mit romanischem Mauerwerk), Gemeinde St. Thomas am Blasenstein, Bezirk Perg. Sie war dort, bereits zerschlagen, als Baumaterial verwendet worden. Die bei den Ausnehmungen an der Rückseite mußten mit den vorne jetzt fehlenden zur Ver ankerung einer Holzkonstruktion gedient haben, die eine sichere Führung des Stö ßels ermöglichte. Die zweite, ganz erhaltene Stampfe wurde vom Besitzer des Bau erngutes Feistiinger, Lugendorf 20, Gemeinde Tragwein, Bezirk Freistadt, dem Burg museum Reichenstein zur Verfügung gestellt. Die nur wenigen hier noch bekannten Exemplare waren ausnahmslos nach der Zeit ihrer Verwendung eingemauert wor den. Ihre ehemalige Funktion ist der ländlichen Bevölkerung heute nicht mehr bekannt.

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