OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 3

wird - entweder mit bloßen Händen oder mit Hilfe eines 30 bis 40 cm langen, an der Lippe befestigten Stabes getragen (die Lampe ist an dem senkrecht gehaltenen Stock unten befestigt - eine Schnur kann es nicht sein, weil die Lampe abgekippt wäre)d° Alle diese Anwendungsmöglichkeiten kommen aber für den Gebrauch im Haushalt kaum in Betracht. Die Lampen konnten auf jeder ebenen Fläche, auf dem Tisch, auf Truhen und Kästen und auf Mauersimsen oder Wandbrettern abgestellt werden, und man hat sie sicher nicht an einer Schnur aufgehängt im Haus herumgetragen. Hingegen ist es denkbar, daß man in das konische Loch ein Hölzchen mit einem spitzen und einem spachtelartigen Ende hineinsteckte, um die Lampe vielleicht wegen ihres auch außen verölten Körpers damit besser tragen zu können, aber vor allem, um das Stäbchen für die Regulierung (Nachziehen) des Dochtes bzw. für das Nachfüllen des Talges immer bei der Hand zu haben. Daß die Lampen, wenn sie mit Öl gefüllt waren, auch außen fettig wurden, konnte bei den hier gemachten Versuchen festgestellt werden. Nicht nur, daß das Öl - besonders in der Nähe der Flamme - an der Oberfläche über den Rand der Lampe „kriecht" (dies geschah bei einer Einfüllung bis nur 6 mm unter den Rand), ist auch der gebrannte Ton flüssigkeitsdurchlässig. Versuche ergaben, daß der Ton ohne und mit Graphitbeimengung nach verschieden langer Zeit sogar bei den dicksten Scher ben von Wasser, Wein, Schnaps, Bier, Essig, Öl und Milch durchdrungen wird. Die Scherben waren gut durch getrocknet. Auf ihnen wurden unten angewärmte Ringe aus Wachs aufge setzt, sodaß ein seitliches Ausrinnen nicht möglich war. Da die Versuche schon sehr lange zurückliegen, gingen die Aufzeichnungen über die Durchdrin gungsdauer leider verloren. Warum besonders bei den jüngsten Lampenformen mit stark nach innen gestülpten Rändern die Dochtdellen manchmal bis zur Mitte der Wandhöhe nach unten gedrückt wurden, ist unverständlich, weil man ja dadurch das Fassungsver mögen bedeutend verminderte, es sei denn, daß man mit der berechneten Menge der Füllung - wie bei einer Sanduhr - eine bestimmte Brenndauer als gewünschte Zeiteinheit erzielen wollte. Ohne Zweifel stellte die Beleuchtung der Wohn- und Arbeitsräume in der Zeit vor der Kenntnis von Elektrizität, Erdöl und Erdgas ein schwerwiegendes Pro blem dar. Daher wurden auch Kirchen und Klöster bei Widmungen und Stiftungen mit dem nötigen „Leuchtstoff" bedacht. So heißt es in einer Widmungsurkunde aus Georg Agricola; Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen, München 1977, 5, Bd., S. 90, 6. Bd., S. 184.

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