OBEROSTERREICHISCHE ßmEMiiai 49. Jahrgang Herausgegeben vom Institut für Volkskultur Franz Daxecker Brillendarstellungen der Gotik in Oberösterreich Alfred Höllhuber Mittelalterliche Öllampen. Aus dem Fundgut von Burgruinen, Burgställen und Plätzen ehemaliger tiolzburgen im unteren Mühlviertel Hans Krawarik Vom Adelshot zum Markt. Zur frühen Entwicklung von Wartberg an der Krems Joset Moser Nanette Wolf in Gmunden - ihre Beziehungen zu Franz Schubert und Nikolaus Lenau Hugo Schanovsky Das kurze Leben des Ossi Sölderer Karl Attenzeller und Fritz Fellner 4. Mai 1945: Luttkämpte im Mühlviertel Der neue Angritt auf die alte Stadt - Rainer Reinisch W. Hotrat Dr. Karl Wimmer t Volkskultur aktuell Buchbesprechungen
Medieninhaber: Land Oberösterreich Herausgeber: Institut für Volkskultur Leiter: W. Hofrat Dr. Dietmar Assmann Zuschriften (Manuskripte, Besprechungsexem plare) und Bestellungen sind zu richten an den Schriftleiter der OÖ. Heimatblätter: Dr. Alexander Jalkotzy, Institut für Volkskultur, Spittelwiese 4, 4010 Linz, Tel. 0 73 2 / 77 20-56 43 Jahresabonnement (4 Hefte) S 220,- (inkl. 10% MwSt.) Hersteller: Druckerei Rudolf Trauner Ges.m.b.H., Köglstraße 14, 4020 Linz Grafische Gestaltung: Mag. art. Herwig Berger, Hafnerstraße 19, 4020 Linz Für den Inhalt der einzelnen Beiträge zeichnet der jeweilige Verfasser verantwortlich Alle Rechte vorbehalten Für unverlangt eingesandte Manuskripte über nimmt die Schriftleitung keine Haftung ISBN 3-85393-074-3 Mitarbeiter: Karl Affenzeller Buchtastraße 5, 4240 Freistadt Univ.-Prof, Dr. Franz Daxecker Gufeltalweg 9 a, 6020 Innsbruck Konsulent Fritz Fellner Heiligen-Geist-Gasse 16, 4240 Freistadt Konsulent Prof. Alfred Höllhuber Reichenstein 30, 4230 Pregarten Dr. Hans Krawarik Friedigasse 53,1190 Wien Prof. Dr. Josef Moser Traunsteinstraße 155, 4810 Gmunden Dipl.-Ing. Rainer Reinisch Lerchenfeldgasse 51, 5280 Braunau am Inn Prof. Hugo Schanovsky Urbanskistraße 6, 4020 Linz 00 KULTUR Titelblatt: Altar Michael Pachers in St. Wolfgang, Predella rückseite, der Evangelist Lukas mit einer Schlingenbrille. Ausschnitt. Foto: Institut für Realienkunde, Krems
Brillendarstellungen der Gotik in Oberösterreich Von Franz Daxecker In den letzten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts wurden in Venedig die ersten brauchbaren Lesebrillen hergestellt. Sie waren natürlich für ältere Gelehrte und Geistliche eine große Hilfe, da sie nun wieder lesen konnten. So wurde die Brille ein Symbol der Weisheit. In der bildenden Kunst ist dieses Attribut der Gelehrsam keit vielfach verwendet worden, vor allem wurden Apostel, der heilige Hieronymus und auch Abraham mit Brillen dargestellt. Auch auf der Darstellung des Marien todes sind oft Brillen abgebildet. Die erste gemalte Brillendarstellung stammt von dem Maler Thomas (Tommaso) von Modena, der 1352 im Kapitelsaal des Domini kanerklosters S. Nicolö in Treviso Fresken schuf und den Kardinal Hugo von Pro vence mit einer Nietbrille darstellte.^ Die älteste Brillendarstellung im deutschen Sprachraum befindet sich am Altar von Schloß Tirol bei Meran, und zwar auf der Tafel „Marientod". Dieser Altar ist jetzt im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck und ist um 1370/72 in Ostösterreich entstanden, die Habsburger Albrecht III. und Leopold III. stifteten ihn 1369, als Tirol durch den Vertrag von Schärding endgültig zu Osterreich kam.^ Auf dem Altar des berühmten Malers und Bildhauers Michael Fächer (gebo ren wahrscheinlich 1435 in Neustift bei Brixen, Werkstätte in Bruneck im Pustertal in Südtirol, gestorben 1498 in Salzburg) in St. Wolfgang im Salzkammergut sind zwei Brillen dargestellt. Bei geöffnetem Schrein werden die Schnitzgruppen der Krönung Mariens und die Flügelbilder sichtbar. Das rechte untere Gemälde zeigt den Marien tod, ein lesender Apostel trägt eine Nietbrille. Auf der Predellarückseite finden sich Brustbilder der Evangelisten, wobei der heilige Lukas ein Brille trägt. Die Malereien des Altars dürften nicht alle von Michael Fächer stammen.^ In der Stiftssammlung des Stiftes St. Florian in Oberösterreich befindet sich ein Flügelaltar (1485), der vom Propst Leonhard Riesenschmid gestiftet wurde. Der rechte Flügel zeigt in der oberen Darstellung den Marientod, am Fuße des Bettes Mariens knien zwei Apostel, von denen einer eine Brille zwischen Augen und Buch hält.* ' Wolfgang Münchow: Geschichte der Augenheilkunde. In: K. Velhagen, Der Augenarzt, Bd. IX, Leip zig 1983, S. 174-178. - G. Kühn, .W Roes: Sieben Jahrhunderte Brille. In: Deutsches Museum, Ab handlungen und Berichte, 36. Jg., Heft 3, München 1968, S. 10. ^ Theodor Grossmann: Die älteste deutsche Brillendarstellung am Altar von Schloß Tirol. In: Klin. Mbl. Augenheilk., Bd. 122,1953, S. 213 f. - Vinzenz Oberhammer; Der Altar vom Schloß Tirol, Inns bruck 1948, Tafel 44. ^ Nicolö Rasmo: Michael Fächer, München 1969, S. 230. " Karl Schütz: Die Tafelbilder des 15. und 16. Jahrhunderts. In: Die Kunstsammlungen des AugustinerChorherrenstiftes St. Fortan (= ÖKT, Bd. 48), Wien 1988, S. 179.
Mw . "'X i. Altar Michael Packers in St. Wolfgang, Marientod, ein weinender Apostel mit einer reich verzierten Niethrille, Ausschnitt. Aus dem aufgelassenen Benediktinerstift in Mondsee kommt ein Tafelbild eines Flügelaltars des Meisters von Mondsee (um 1495/1500), der von dem bedeu tenden Abt Benedikt II. Eck von Piburg bestellt wurde. Das Tafelbild stellt den lesen den heiligen Augustinus dar. Zu seiner Rechten liegen auf einem Tisch Bücher und eine Nietbrille, das Bild befindet sich jetzt in der Osterreichischen Galerie im Belvedere in Wien.^ Danksagung: Die Abbildungen verdanke ich dem Institut für Realienkunde des Mittelalters und frühen Neuzeit in Krems, NÖ., Körnermarkt 13. Mit Genehmigung des Stiftes St. Florian, Stifts sammlung, und der Österreichischen Galerie Belvedere Wien. Für die Bearbeitung der Abbildungen danke ich Frau Annemarie Broucek. ' Elfriede Baum: Katalog des Museums mittelalterlicher österreichischer Kunst, Wien - München 1971, S. 106.
St. Florian, Marientod, am Ende des Bettes zwei Apostel, von denen einer eine Brille zwischen Gesicht und Buch hält.
Altar Michael Packers in St. Wolfgang, Predellarückseite, der Evangelist Lukas mit einer Schlingenbrille, Ausschnitt. ' ■ ■■■ Meister von Mondsee, Ausschnitt.
m Meister von Mondsee, Oster reichische Galerie Belvedere Wien, lesender heiliger Augu stinus, auf dem Pult liegen Bü cher, Schreibgeräte und eine Niethrille.
Mittelalterliche Öllampen Aus dem Fimdgut von Burgruinen, Burgställen und Plätzen ehemaliger Holzburgen im imteren Mühlviertel Von Alfred Höllhuber Im „Burgmuseum Reichenstein" (Reichenstein Nr. 30, Gemeinde Pregarten, Bezirk Freistadt) werden Bodenfunde von ehemaligen befestigten Sitzen des Adels und vermutlich auch einiger selbständig gebliebener Freibauern dieser Gegend - vorwiegend aus der Zeit der Romanik und Gohk - aufbewahrt. Es handelt sich aus nahmslos um damals unbrauchbar gewordene und daher weggeworfene Dinge, wie Gebrauchsgegenstände aller Art, aber auch Schmuck, Waffenreste, Münzen, Spiel zeug und anderes. Die im Hoch- und Spätmittelalter aus gebranntem Ton hergestell ten keramischen Objekte zerbrachen im heute meist bewaldeten Umfeld der genannten Anlagen im Laufe der Jahrhunderte in oft viele, nur einige Quadratzenti meter große Scherben. Nur selten gelingt es, in den Schutthalden an den steilen, fel sigen Hängen der Burgberge wenigstens so viele Teilstücke etwa eines Gefäßes zu finden, daß dessen Gesamtkörper zumindest mit Hilfe von Ergänzungen restauriert werden kann. Deshalb wurde auch von den schon in den ältesten Burgen vorkom menden Ollampen nur eine einzige, in drei ungefähr gleich große Stücke zerfallen gewesene, ohne Ergänzung zusammengestellt (wobei die Einzelteile erst im Ablauf mehrerer Jahre bei Grabungen geborgen wurden). In der einschlägigen Literatur findet man - zumindest für Osterreich, die Schweiz und Bayern geltend - folgende Bezeichnungen für diese Beleuchtungskör per: Öllampe^ (seit dem 13. Jh. üblich); Licht- oder Leuchtschale, Leuchtteller oder Talglampe und Talglicht; der älteste Name - aber heute nur mehr sinnverändert in der Mundart verwendet - ist wohl Funsel oder FunzeP (österr. d' Funsen, auch 's Funserl).^ So heißt es im Deutschen Wörterbuch: „... du wurdest jederzeit vor andern wohl empfangen, wir steckten fremden nur die hellerfunzen an: dir aber muste stets der tisch mit kerzen prangen, Günther 1100;"'' - („hellerfunzen" = nur einen Heller wert, minderwertig - nach der Münzstätte Schwäbisch Hall, um 1200; hingegen war Bienenwachs für die Kerzenerzeugung sehr teuer). Auch das Wort Ampel ist für Ollampen gebräuchlich, wobei dieses aber bis ins 14. Jahrhundert nur ' Duden: Das Herkunftswörterbuch, S. 385; Lampe = seit dem 13. Jh. übliche Bezeichnung des Be leuchtungskörpers . ^ Duden: Die Rechtschreibung, Bd. 1, S. 280. ^ Jungmair/Etz: Wörterbuch zur oberösterreichischen Volksmundart, Linz 1978, S. 89. ^ Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, 4. Bd., Leipzig 1878, Sp. 613.
für das „Ewige Licht" (Glasgefäß mit Öl und Docht) über dem Altar in der Kirche galt.® In dieser Abhandlung wurde zur Vereinfachung der Formbezeichnungen - mit einigen Ausnahmen - das Wort „Schale" (wie Kaffeeschale ohne Henkel, Obstschale, Aschenschale) gewählt. Als Kriterien für die Altersbestimmung galten die Beifunde, gegebenenfalls das bekannte Datum des Abkommens einer Burg und Beschreibungen in der Fachli teratur. Daraus ergab sich nach der Form der Objekte folgende Reihung: 1. Pokallampen: eine runde Schale auf einem verhältnismäßig langen, röhrenförmi gen Schaft mit einem verbreiterten Standsockel - mit oder ohne Traghenkel; Wel lenlinienverzierung; Graphitbeimengung. 2. Schalen mit hohen, nach oben stark ausladenden, geraden Wänden und drei meist schwach ausgeformten Dellen (Dochtschnauzen) für die Einlage der Docht enden, wobei der Rand im Querschnitt gerundet ist. 3. Schalen mit mittelhohen, ausladenden, noch geraden Wänden und drei Docht dellen, wobei der Rand gerundet oder waagrecht abgestrichen ist - hier konnten Bodenzeichen festgestellt werden; nur ganz selten kommt Graphitbeimengung im Ton vor. 4. Schalen mit mittelhohen bis niedrigen Wänden, die aber von der Bodenplatte in nen nicht kantig abgesetzt sind und daher einen muscheligen, muldenartigen In nenraum bilden, dreiflammig, an einem Exemplar töpfermarkenartige Einkerbun gen am Mundsaum. 5. Schalen mit meist ziemlich niedrigen Wänden, deren Rand leicht nach innen überkragt und vereinzelt nach außen abgeschrägt ist, ein Exemplar zeigt ein Räd chenmuster auf dem Mundsaum, meist dreiflammig, aber auch schon einflammig. 6. Schalen mit ziemlich niedrigen Wänden, deren Rand mehr oder weniger stark nach innen überkragt, nur einflammig, gegenüber der Dochtdelle eine applizierte dreieck- bis trapezförmige Lippe, die konisch durchbohrt ist und in der Wand richtung aufgesetzt ist. 7. Schalen mit einem stark nach innen überkragenden, dünn auslaufenden Rand, ei ner besonders breiten, ziemlich vertieften Dochtdelle und einer am Rand waag recht applizierten, konisch durchbohrten Lippe. 8. Sonderformen, die der Tonqualität nach eher dem ausgehenden Mittelalter zuzu schreiben sind: a) Traglampen, ähnlich den römischen Formen; b) Hängelampen (Ampeln), plutzer- oder kugelförmig zum Einsetzen in ein Netz. Die Lampenformen unter den Nummern 1 bis 3 gehören - zeitlich so gestaf felt - der Romanik zu. Die Nummern 4 und 5 fallen in die Ubergangszeit zur Gotik und in die Frühgotik. Nr. 6 stammt aus der Hoch- und Spätgotik und Nr. 7 aus der Duden: Das Herkunftswörterbuch, S. 22.
Spätgotik bis zur Renaissance. Wie lange sich die letzte Form erhalten hat, konnte nicht festgestellt werden - jedenfalls wurden in Schlössern, die bis etwa 1730 bestan den, keine anderen Arten gefunden; vielleicht gab es damals schon Lampen aus Glas oder Metall, oder es wurden häufiger Kerzen verwendet. Bei allen Typisierungsversuchen erschweren vereinzelt mehr oder weniger abweichende, vielleicht auch regional bedingte Ausnahmen und Zwischenformen oder auch nur schlampig ausgefertigte Exemplare eine genaue Zuordnung. Von den zwölf (ergänzten und vereinzelt eingefärbten) Exponaten mittelal terlicher Ollampen im Burgmuseum Reichenstein sind zehn schalenartige Objekte (Bilder 1-10), eine Traglampe (Bild 12) und eine flängelampe (Bild 11), dazu kom men Fragmente zweier Pokallampen (Bild 13). Die anschließenden Querschnittskiz zen der zehn Schalen wurden mit flilfe von Kunststoffabgüssen hergestellt, sodaß die gezeigten Wandstärken der Wirklichkeit entsprechen, nur die Bodendurchmes ser können von den angegebenen Maßen leicht abweichen, weil deren Kreisformen durchwegs ungenau sind. Die Reihung stimmt mit der anfangs geschilderten Alters gruppierung überein. Leider konnten von den einflammigen Lampen bisher nur zwei Exemplare restauriert werden, obwohl die Anzahl der Bruchstücke die der dreiflammigen Formen um ein Vielfaches übersteigt; dies hängt mit der meist weiten Verstreuung der jüngeren Arten und der dadurch größeren Schwierigkeiten zusam men, zum vorderen Schnauzenteil den dazupassenden rückwärtigen Teil mit der Lippe zu finden. Unter den achtundvierzig in diesem Gebiet näher untersuchten Burgstellen gibt es allerdings wegen der im überall vorkommenden Waldbestand manchmal nur sporadisch durchgeführten Grabungen lediglich aus fünfzehn Anlagen auch Nach weise von Öl- und Talglampen, nämlich aus: 1. Reichenstein, Gde. Tragwein, Bez. Freistadt; 2. Stampfegg, Gde. Gutau, Bez. Freistadt; 3. Strafenberg, Gde. St. Leonhard bei Freistadt; 4. Prandegg, Gde. Schönau, Bez. Freistadt; 5. Rametstein, Gde. Schönau, Bez. Freistadt; 6. Hochhaus am Buchberg, Gde. Lasberg, Bez. Freistadt; 7. Mosling (?) bei Möstling, Gde. Neumarkt bei Freistadt; 8. Kronast, Gde. Neumarkt bei Freistadt; 9. Hausberg an der Großen Naarn, Gde. Pierbach, Bez. Freistadt; 10. Neuaist, Gde. Pregarten, Bez. Freistadt; 11. Altaist, Gde. Ried in der Riedmark, Bez. Perg; 12. Blasenstein (Kreuz-Burgstall), Gde. St. Thomas am Blasenstein, Bez. Perg; 13. Saxenegg, Gde. St. Thomas am Blasenstein, Bez. Perg; 14. Windegg, Gde. Schwertberg, Bez. Perg; 15. Mitterberg, Gde. und Bez. Perg (Funde jetzt im Heimathaus Perg).
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Die Wehranlagen auf dem Strafenberg und dem Rametstein waren größten teils aus Holz erbaut; sie dürften Sitze von Freibauern gewesen sein. Gleiche Anla gen - insgesamt neun - wurden bisher im nördlichen Teil des unteren Mühlviertels bis zum in über 1.000 Meter Seehöhe gelegenen Hochfelsen bei Liebenstein, der Jankusmauer, entdeckt. Daß an allen übrigen - hier nicht genannten - Stellen ehemaliger Burgen keine Ollampen nachgewiesen werden konnten, hängt dort bei einigen mit der geringen Fundmenge, aber auch mit der allgemeinen Zufälligkeit einer Entdeckung bestimmter Fundarten zusammen. Daß das Auffinden von Kulturnachweisen manchmal außerordentlich schwierig ist, zeigte sich bei der Bearbeitung der Holz burg auf dem riesigen Steinmassiv des Herzogreither Berges in der Gemeinde St. Leonhard bei Freistadt, wo die ersten Funde erst nach mehr als zwölfjähriger ver geblicher Suche zutage kamen. Eine totale Erfassung des Fundgutes (soweit dieses überhaupt im Umfeld einer Burg verblieb) wäre ja nur nach einer Gesamtrodung des Waldes auf dem Burgberg möglich. Der deshalb sicher zu erwartende Einwand der Wissenschaftler, daß andernfalls die Grabungen eben zu unterbleiben hätten, ist zwar richtig, kann aber doch mit der Begründung zurückgewiesen werden, daß sol che Vorhaben von Fachleuten im gesamten unteren Mühlviertel weder bisher statt fanden, noch kaum für die Zukunft geplant sind. Sollte dies aber doch einmal der Fall sein, könnten die inzwischen von Laienforschern ohne finanzielle Unterstützung amtlicher Stellen erworbenen Erkenntnisse als Unterlagen dienen. Querschnittskizzen der zehn Lampenschalen (Bei den dreiflammigen Schalen wurde nur eine Dochtdelle in der Mitte gezeichnet.) Neben der Skizze: T = Tonqualität, Farbe, Magerung, gr. oder n. gr. (graphitiert), Brandhärte; Z = Zeit: rom(anisch), got(isch), Ren(aiss.); B = Besonderheiten: ifl. (einflammig), 3fl. (dreiflammig), Bodenzeichen, Töpfermarken, Verzierungen, Dreiecklippe; Du = Durchmesser des Bodens; Do = Durchmesser an der Mund saumoberkante; W = Wandhöhe; R = Registriernummer im Burgmuseum Reichen stein; F = Fundort (Nr. der oben angeführten Fundortliste). T = grau, an der Außenseite ein hellbrauner Fleck, mit feinen Quarz körnern gemagert, Spuren von Glimmerblättchen, n. gr., hart gebrannt; Z = hochrom., B = 3fl., innen umlaufende schwache Wulste; Du = 8,8 cm; Do = 13,0cm; W=4,5 cm; R= G 13; F= Nr. 9. T = durchwegs brauner, feingeschlämmter Ton, wenige Magerungs einschlüsse, n. gr.; Z = hochrom.; B = 3fl.; stark verrußte Dochtdellen; Du=8,4 cm; Do = 12,5 cm; W= 3,7 cm; R= G 6; F= Nr. 9. T = dunkelgrau, geringfügig mit feinem Quarzsand gemagert, n. gr., hart gebrannt; Z = spätrom.; B = 3fl., die Dochtdellen sind nur schwach ange deutet; Du = 6,7 cm; Do = 10,9 cm; W = 3,6 cm; R = G 20; F = Nr. 2.
T = grau mit innen bräunlichen Flecken, grobe Sandmagerung, n. gr., har ter Brand; Z = 2. H. 13. Jh., rom.-got.; B = 3fl., zur Fallinie schräg gestellte, nicht tiefe Dochtdellen, muldenartiger Innenraum, nach außen leicht abgeschrägter Rand; Du = 6,2 cm; Do = 11,7 cm; W = 4,1 cm; R = G 7; F = Nr. 2. T = dunkelgrau, Mundsaum stark verrußt, mit mittelgroßen Quarzkör nern gemagert, n. gr., harter Brand; Z = frühgot.; B = 3fl., Dochtdellen fast bis zum Boden gezogen, leicht muldenartiger Innenraum mit über höhter Bodenmitte; Du = 8,0 cm; Do = 11,7 cm; W = 3,1 cm; R = G 5; F = Nr. 1. T = dunkelgrau, Rand stark verrußt, Magerungseinschlüsse nicht erkenn bar, n. gr., hartgebrannt; Z = frühgot.; B = 3fl., auf dem Rand drei parallel nebeneinander liegende Kerben (wie Töpfermarken), muldenartiger Innenraum; Du = 7,8 cm; Do = 11,2 cm; W = 3,1 cm; R= G 8; F = Nr. 2. T = mittelgrau mit helleren Flecken, feingeschlämmt, Sandmagerung nicht erkennbar, Glimmerblättchen, n. gr., ziemlich hart gebrannt; Z = frühgot.; B = 3fl., muldenartiger Innenraum, Boden leicht hoch gewölbt, Rand nach außen abgeschrägt, auffallend breite Dochtdellen; Du = 7,8 cm; Do = 10,1 cm; W = 2,6 cm; R = G 16; F = Nr. 1. T = hell- bis mittelgrau, grobe Sandmagerung, n. gr., hart gebrannt; Z = früh- bis hochgot.; B = 3fl., Rand schwach nach außen abgeschrägt und nach innen überkragend; Du = 6,5 cm; Do = 9,7 cm; W = 3,2 cm; R=G 12; F=Nr. 4. T = mittelgrau, mit wenigen Quarzkörnchen gemagert, n. gr., hart gebrannt; Z = hochgot.; B = ifl., Dochtdelle bis unter die Bodenoberflä che gezogen, gegenüber dreieckförmige, fast senkrecht gestellte applizierte Lippe mit einem großen konischen Loch, Rand nach außen abge schrägt und nur ganz schwach nach innen überkragend; Du = 10,4 cm; Do =11,3 cm; W= 2,1 cm; R=G 15; F=Nr. 4. T = dunkelgrau, feingeschlämmt. Magerung nicht erkennbar, n. gr., hart gebrannt; Z = spätgot. bis Ren.; B = ifl., die Dochtdelle ist auffallend groß, gegenüber waagrecht stehende, annähernd trapezförmige applizierte Lippe mit kleinem, senkrecht verlaufendem Loch, der Rand ist - spitzkantig ausgezogen - stark überkragend nach innen geschwungen; ITu = 9,4 cm; Do = 11,0 cm; W = 3,4 cm; R = G 3; F = Nr. 4. Bodenzeichen wurden nur in Reichenstein auf Bruchstücken von drei Lam penschalen mit waagrecht abgestrichenen Rändern gefunden, die aus dem Ende der Hochromanik stammen. Zwei Zeichen dürften das Sonnenrad (Kreuz im Kreis) dar gestellt haben, während das dritte - der Form nach älteste - ein Kreuz im Quadrat zeigt. Aus Reichenstein stammt auch das einzige Exemplar aus der Frühgotik mit einem Rädchenmuster auf dem nach außen abgeschrägten Rand, der nach innen stark überkragt.
Daß es in der Ausformung der Lampenkörper regionale Unterschiede gibt, beweisen einige Beispiele aus der Schweiz: B38 = 2. H. 13. Jh. B 39 = um 1300 B 41 =2. H. 14.Jh B 40 = 2. H. 14. Jh. „Randscherbe eines Talglichtes mit weit ausladender Wandung u. leicht abge schrägter Lippe. Dunkelgrauer, harter Brand. Zeitstellung: 12./13. Jahrhundert." Tafel 21/2 „Fragment eines kleinen Talglichtes mit steiler, leicht gerundeter Wandung und steil nach innen gestrichener Mündung. Zeitstellung: 13. Jh." (Die Figuren sind nur nachgezeichnet.)^ Tafel 24/6 10 cm ' „Die Grafen von Kyburg", Kyburger Tagung 1980 Winterthur, Olfen und Freiburg i. Br. 1981, S. 150 und 164. ' „Der Münsterhof in Zürich". Jürgen Schneider, Daniel Gutscher, Hansueli Etter, jürg Hauser: Bericht über die Stadtkernforschung 1977/78, Ölten und Freibung i. Br.
Eine genaue Beschreibung der Pokallampen, der ältesten Lampenform, ist mit den wenigen Fundfragmenten nicht möglich - die Zuordnung ergab sich aus dem Vergleich mit den in der einschlägigen Literatur vorhandenen Abbildungen. Von der Lampe in Altaist (F = Nr. 11) konnte nur der röhrenförmige, rund 10 cm lange Schaft mit einem in der Mitte umlaufenden Wulstring und dem konisch sich weitenden Fußteil, dessen weitere Randbildung abgebrochen ist, gefunden werden; der Ton ist stark graphitiert (R = G 9). Von der Pokallampe des Strafenberges (F = Nr. 3) gibt es nur den wuchtigen Sockelkörper mit dem Ansatz des senkrecht gestellten Traghenkels (Bild 13, R = G 10) und ein Wandstück des röhrenförmigen Schaftes mit einer figuralen Darstellung. Die Wandung des Sockels ist 1,0 cm stark und die runde Bodenplatte (D = 10,8 cm) hat in der Mitte einen kreisförmigen Aus schnitt von 5,2 cm Durchmesser; der Ton ist stark graphitiert, aber äußerlich größ tenteils hellbraun verfärbt, was durch den Abbrand der Holzburg bewirkt worden sein konnte; von der Mitte des Henkelansatzes weg läuft eine eingekerbte Rille um den Körper und darüber eine Wellenlinie mit bis über 3,0 cm hoch ausgezogenen Wellen. Urtümlich mutet das Männchen auf dem Lampenschaft an (Bild 13). Es stellte wahrscheinlich einen berittenen Krieger dar, der in den Händen der ausge breiteten Arme vermutlich Schild und Waffen trug. Der obere Ansatz des (abgebro chenen) Henkels war ziemlich sicher als Sattelvorderteil, Hals und Kopf des Pferdes ausgeformt. Schließlich weisen nur wenige Fragmente vom Sockel und vom Schaft auf die Reste ehemaliger Pokallampen aus Stampfegg (F = Nr. 2), Neuaist (F = Nr. 10) und dem Hausberg an der Großen Naarn (F = Nr. 9). Die mit der Nummer G 1 registrierte, aus Windegg (F = Nr. 14) stammende und als Hängelampe oder Ampel gedeutete Form ist wegen des Fehlens des Unter teiles und mangels vergleichbarer Formen wahrscheinlich unrichtig mit einem ebe nen Standboden ergänzt worden; zu dieser Art verleitete auch der aus sechs Teilen zusammengesetzte Oberkörper, in dessen „Haube" ein rundlicher Tragbügel einge baut ist. Nur in Reichenstein (F = Nr. 1) fanden sich einige wenige Bruchstücke von zwei derartigen Lampen aus hellgrauem, feingeschlämmtem Ton, wovon eines den Ansatz der Dochthülle (Röhrchen) aufweist und auf der Schulter zwei parallel lau fende Zierrillen besitzt; der Fassungsraum war allerdings größer als beim Windegger Exemplar. Als wichtigster Hinweis auf die Hängeform ist hier der bis zu einem 2,0 cm langen Zapfen ausgezogene, halbkugelförmige Boden zur Fixierung im Hän genetz gefunden worden. Ahnliche Körperformen gibt es nur noch bei den Essigplutzern (Bügelkannen) und Sparbüchsen. In der Bezeichnung als Traglampe ist hingegen das Exemplar G 2 aus Prandegg (F = Nr. 4) gesichert. Die den römischen Lampen ähnliche Form wurde aus fei nem, mittelgrauem Pfeifenton angefertigt. Der rekonstruierte Schnabel dürfte annä hernd stimmen; die beiden Kerben dahinter dienten zur Verankerung eines Deckels, der vorne für den Docht einen Ausschnitt besaß oder den auf dem Schnabel auflie genden Docht festklemmte. Der geringe Fassungsraum deutet darauf hin, daß die Lampe nur kurzfristig benutzt wurde - etwa zum Aufsuchen des Ortchens.
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Geräte zum Feuermachen Zum Anzünden wurden im Mittelalter - und noch lange nachher (nach den Erfahrungen des Autors vereinzelt sogar bis in die jüngste Vergangenheit) - ein Feu erstahl, ein Feuerstein oder Flint und ein Zunder (Bild 14) verwendet. Man steckt dazu den Zeigefinger und den Mittelfinger einer Hand durch die beiden Halteringe des Stahles und klemmt darunter mit dem nächsten Finger den Zunder (einen mit Salpeter getränkten und daher leicht entzündbaren Buchenschwamm) ein. Dann wird der scharfkantige Feuerstein mit der anderen Hand gegen die Mitte der Stahl leiste geschlagen, wodurch es ein winziges, durch die Reibung glühend gewordenes Stahlstück wegreißt, das - meist nach nur wenigen Versuchen - den Zunder zum Glosen bringt; nach längerer Verwendung zeigt die anfangs gerade Kante des Feuer stahles durch die ständige Abnützung eine deutliche Einbuchtung. Der auf dem Bild 14 gezeigte Feuerstahl stammt aus der Holzburg auf dem Rametstein (F = Nr. 5); ein etwas kleinerer wurde in Windegg (F = Nr. 14) gefunden. Da die beiden in Prandegg (F = Nr. 4) geborgenen Dochtscheren („Kerzenschneuzer") zu stark verrostet sind, wird hier eine nicht von einer Burg stammende gezeigt. Der Feuerstein ist ebenfalls aus Prandegg. Anzahl der Lampenbruchstücke (Fundorte und zeitliche Gruppierung gereiht nach den vorigen Tabellen) Fundort Reichenstein Stampfegg Strafenberg Prandegg Rametstein Hochhaus/Buchberg Mosling Kronast Hausberg/Naarn Neuaist Altaist Blasenstein Saxenegg Windegg Mitterberg Quersummen Gesamtsumme Typengruppen 3 4 5 6 36 56 80 56 29 24 36 47 1 - - - 3 6 4 18 12 10 100 105 159 137 Quersummen Nach dem genauen Vergleich der einzelnen Bruchstücke anhand aller mögli chen Kriterien konnte sogar bei den größten Fundmengen beinahe die gleiche Anzahl von Einzelexemplaren festgestellt werden; in Reichenstein waren dies mehr als 200 Stück. Im dorhgen Renaissance-Neubau wurden für das Aufstellen von Lampen oder anderen Beleuchtungskörpern in den Wänden der Außenmauern kleine Nischen mit einem Rauchabzugsschacht ins Freie angebracht (Bild 17).
Ausformung und Funktion der einzelnen Teile Daß in der ältesten Zeit die Schalen dreiflammig und erst etwa in der Hoch gotik einflammig - dafür aber mit breiteren Dochtdellen - ausgestattet waren, muß von der Brennstoffart abhängig gewesen sein. Bei vielen Versuchen, die im Burgmu seum Reichenstein mit Leinöl, Rapsöl und Talg durchgeführt wurden, konnte nach gewiesen werden, daß in einflammigen Schalen durch die Hitze der starken Flamme in der Talgfüllung nur eine Höhlung entsteht, gegen die hin der Docht bis auf den Lampenboden abbrennt und dann erlischt. Eine Abhilfe könnte früher eine Beimen gung zum Talg geleistet haben, die eine schnellere Flüssigmachung bewirkt; dazu dürften Salz und Sand verwendet worden sein, wie schon der griechische Geschichtsschreiber Herodot vor fast 2.500 Jahren berichtete.® Vielleicht war aber auch das in älterer Zeit im Haushalt vorhandene Unschlitt besser dazu verwendbar als der heute im Handel erhältliche kernfeste Talg. („Der bei 55 bis 60 Grad Celsius ausgeschmolzene, gereinigte Feintalg dient als Küchenfett. Wird er auf 35 Grad Cel sius abgekühlt, so scheiden sich hochschmelzende Anteile kristallisiert ab. Beim Abpressen bilden sie den stearinreichen Preßtalg [für Talgkerzen, Talglichter], wäh rend das Oleomargarin abläuft".') Sonst müßte angenommen werden, daß erst etwa ab der Hochgoük die Lampen nur mit Lein- oder Rapsöl gespeist wurden und daß die vielen Abgaben von Talg (Unschlitt, Inselt) der Holden oder Untertanen zur Ker zenerzeugung verwendet wurden. Dem widerspricht aber, daß in den Burgen nur wenige keramische Kerzenleuchter (Bild 15) gefunden werden, außer man hätte ver mehrt metallene benützt; in den Sälen bevorzugte man ja - allerdings schon gegen die Neuzeit zu - riesige, mit vielen Kerzen bestückte Kronleuchter (Lüster). Es fällt auch auf, daß die ältesten Schalen höhere Wände und damit auch einen größeren Fassungsraum hatten - so beträgt die größte gemessene Höhe 4,5 cm (romanisch) und die kleinste nur 1,9 cm (spätgotisch); auch das kann mit der unterschiedlichen Verwendung von Brennstoffen zu tun haben. Mit der Einflammigkeit kam auch die Verwendung der durchbohrten Lippen gegenüber der Dochtdelle auf. Dieser immer erst nachträglich an den Lampenkör per „angeklebte", dreieck- bis trapezförmige oder auch abgerundete, durchlochte Lappen stand anfangs aufrecht wie die Schalenwand, lag aber bei den späteren For men waagrecht und ebengleich mit dem Schalenrand. Das manchmal stark koni sche Loch, das sich immer von innen nach außen bzw. von oben nach unten verengt, variiert an der weiten Öffnung zwischen 11 mm und 3 mm. Der Zweck dieser Vor richtung läßt sich nicht einwandfrei deuten. Das Loch könnte zur Befestigung einer Schnur oder eines dünnen Riemens zum Tragen gedient haben. Oder man hätte damit die Lampe auch an einem in die Mauerwand geschlagenen Stift aufstecken können. Außerdem wurden brennende Öllampen - wie das in einem 1556 erschie nen Buch über das Hüttenwesen von in ein Bergwerk einfahrenden Knappen gezeigt ' A. Neuburger: Die Technik des Altertums, Leipzig 1919, S. 245. ' Der neue Brockhaus, Bd. 5, S. 194.
wird - entweder mit bloßen Händen oder mit Hilfe eines 30 bis 40 cm langen, an der Lippe befestigten Stabes getragen (die Lampe ist an dem senkrecht gehaltenen Stock unten befestigt - eine Schnur kann es nicht sein, weil die Lampe abgekippt wäre)d° Alle diese Anwendungsmöglichkeiten kommen aber für den Gebrauch im Haushalt kaum in Betracht. Die Lampen konnten auf jeder ebenen Fläche, auf dem Tisch, auf Truhen und Kästen und auf Mauersimsen oder Wandbrettern abgestellt werden, und man hat sie sicher nicht an einer Schnur aufgehängt im Haus herumgetragen. Hingegen ist es denkbar, daß man in das konische Loch ein Hölzchen mit einem spitzen und einem spachtelartigen Ende hineinsteckte, um die Lampe vielleicht wegen ihres auch außen verölten Körpers damit besser tragen zu können, aber vor allem, um das Stäbchen für die Regulierung (Nachziehen) des Dochtes bzw. für das Nachfüllen des Talges immer bei der Hand zu haben. Daß die Lampen, wenn sie mit Öl gefüllt waren, auch außen fettig wurden, konnte bei den hier gemachten Versuchen festgestellt werden. Nicht nur, daß das Öl - besonders in der Nähe der Flamme - an der Oberfläche über den Rand der Lampe „kriecht" (dies geschah bei einer Einfüllung bis nur 6 mm unter den Rand), ist auch der gebrannte Ton flüssigkeitsdurchlässig. Versuche ergaben, daß der Ton ohne und mit Graphitbeimengung nach verschieden langer Zeit sogar bei den dicksten Scher ben von Wasser, Wein, Schnaps, Bier, Essig, Öl und Milch durchdrungen wird. Die Scherben waren gut durch getrocknet. Auf ihnen wurden unten angewärmte Ringe aus Wachs aufge setzt, sodaß ein seitliches Ausrinnen nicht möglich war. Da die Versuche schon sehr lange zurückliegen, gingen die Aufzeichnungen über die Durchdrin gungsdauer leider verloren. Warum besonders bei den jüngsten Lampenformen mit stark nach innen gestülpten Rändern die Dochtdellen manchmal bis zur Mitte der Wandhöhe nach unten gedrückt wurden, ist unverständlich, weil man ja dadurch das Fassungsver mögen bedeutend verminderte, es sei denn, daß man mit der berechneten Menge der Füllung - wie bei einer Sanduhr - eine bestimmte Brenndauer als gewünschte Zeiteinheit erzielen wollte. Ohne Zweifel stellte die Beleuchtung der Wohn- und Arbeitsräume in der Zeit vor der Kenntnis von Elektrizität, Erdöl und Erdgas ein schwerwiegendes Pro blem dar. Daher wurden auch Kirchen und Klöster bei Widmungen und Stiftungen mit dem nötigen „Leuchtstoff" bedacht. So heißt es in einer Widmungsurkunde aus Georg Agricola; Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen, München 1977, 5, Bd., S. 90, 6. Bd., S. 184.
dem Jahr 1347 an das Frauenkloster in Pulgarn: .. dass der vorgenanndt diennst von dem ehegenandten guett abigclich geuallen vnnd gehören soll zu ainem ebigen liecht, es sey mit jnnslett oder mit öll, vnnd das liecht solle prynnen jnn der vorge nanten trauen schlaffhauss des nachts alle nacht, wan sich die nacht anhebt, vntzt aber an den Tag, es soll auch von dem vorgenanndten gellt alle nacht die motten beleucht werdten mit ainem guetten inssletliecht also, .. Nach dem Riedegger Urbar von 1545 mußten die sechs Gallneukirchner „Fleischhackher von der Fleischpanckh" jährlich zu Martini insgesamt 180 Pfund „Himßlidtdienst" oder „Innslidtdienst" (Unschlittdienst) an die Herrschaft abliefernd^ Versuche zur Feststellung der Brenndauer In zwei aus Spezialgips angefertigte, den Originalformen genau nachge baute Schalen mit drei Flammen wurde jeweils die gleiche Menge Leinöl und Rapsöl eingefüllt, nämlich 75 Kubikzentimeter oder rund Yd 1, und mit 4 mm starken Doch ten versehen. (Nach A. Neuburger wurde der Lampendocht „aus Binsenmark, Flachs, Hanf und den Blättern des Wollkrautes hergestellt".") Die Lampe mit dem Rapsöl brannte - bis zu einem minimalen Ölrest - mit einer Flammenhöhe von 1,8 bis 2,7 cm ziemlich genau zweimal nacheinander je 4 Stunden 45 Minuten, während die Lampe mit dem Leinöl etwas unregelmäßig einmal 5 Stunden und 6 Minuten und das zweite Mal 33 Minuten länger ihr Licht spendete. Nun muß allerdings zuge geben werden, daß ein einwandfreier Vergleich nur möglich wäre, wenn man die Flammenhöhe konstant gleichhalten könnte. Mit einem Liter Öl kann also eine dreiflammige Lampe durchschnittlich 65 Stunden brennen. Mit einer Talgfüllung brannte dieselbe Lampe nur 3 Stunden 50 Minuten bei einer Flammenhöhe von 2,5 bis 3,5 cm; die Dochte fingen hier nicht wie bei der Verwendung von Öl nach länge rer Zeit zu rauchen an. Eine einflammige Lampe brannte mit der gleichen Menge Rapsöl (wie oben angegeben) und einem etwas stärkeren Docht (5 mm) 10 Stunden 45 Minuten, wobei die Flammenhöhe 3,5 bis 4,5 cm betrug. Wenn der Docht nicht reguliert wird, verbreitert sich die Flamme zur Mitte hin entsprechend dem Absinken des Ölstandes und wird auch höher; über einer Höhe von 4,5 cm beginnt sie zu rußen. Der Brennkopf des Dochtes wird während der Brenndauer immer länger und die Spitze verkohlt, sodaß bis zum Ausbrennen einer Füllung Vi cm verbraucht wird; diese Abnützung kann man aber vermindern, wenn man den Docht nach innen zurück schiebt oder das Brennmaterial öfter nachfüllt. Bei der Verwendung von Talg wird die Spitze wohl mit einer Dochtschere gestutzt werden müssen. Bei richtiger Betreu ung gibt es weder eine Rauchentwicklung noch eine Geruchsbelästigung; außerdem ist das Licht genügend stark, um auch Kleingedrucktes ohne Schwierigkeit lesen zu können. " OÖ. Urkundenbuch, 7. Bd., S. 10, Nr. 11. " Heimatbuch Gallneukirchen, hrsg. v. Heimatverein Gallneukirchen und Umgebung 1982, S. 75. " A. Neuburger, a. a. O.
y ■ ■ Unteres Bild (Blick auf die Oberseite) ; links die zerschlagene Ölstampfe aus der Ruine Klingenherg; rechts die ganz erhalten geblie bene, aber auch vermauert gewe sene vom Bauerngut Feistiinger. Alle Fotos und Skizzen stammen vom Verfasser.
Zur Herstellung des Öles aus Lein-, Raps- oder Rübsamen (Runkelrübe) ver wendete man aus Stein gehauene Öl- oder Breistampfen (Bild 18). Die feinen Körner wurden in dem sich nach unten konisch verengenden Hohlraum mit einem eisernen, birnenförmigen Stößel (Pistill, Kolben, Stampfer) zerquetscht und nach dem Her ausheben mit einem Schöpfer ausgepreßt; um das Ausspritzen des Stampfgutes zu verhindern, war der Mundsaum des Stampfes mehr oder weniger stark nach innen gekröpft. Das Leinöl, das auch zum Kochen verwendet wurde - die Samen fielen ja reichlich bei der Herstellung von Leinwand an -, ist gelblich, das Rapsöl etwas heller und geruchloser. Für die tägliche Verwendung wurde das Öl in Öl- oder Flaschenkrügen auf bewahrt, von denen es drei Exemplare im Burgmuseum Reichenstein gibt (Bild 16). Der auf dem Bild links stehende, nicht graphithältige Flaschenkrug (mit beschädig ter Mündung) stammt - als Leihgabe von Herrn Walter Prömer aus Linz - vom Hausberg Hochhaus in der Gemeinde Anberg, Bezirk Rohrbach; der Krug besitzt als Bodenzeichen ein Sonnenrad und dürfte nach den Beifunden in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden sein (Registriernummer = H 4). Die beiden anderen, stark graphitierten Krüge (R = B 10 und II) stammen aus Reichenstein aus dem 15.116. Jahrhundert. Beschreibung der Ölstampfen Die auf Bild 18 oben dargestellte Ölstampfe stammt aus der Burg Klingen berg (mit romanischem Mauerwerk), Gemeinde St. Thomas am Blasenstein, Bezirk Perg. Sie war dort, bereits zerschlagen, als Baumaterial verwendet worden. Die bei den Ausnehmungen an der Rückseite mußten mit den vorne jetzt fehlenden zur Ver ankerung einer Holzkonstruktion gedient haben, die eine sichere Führung des Stö ßels ermöglichte. Die zweite, ganz erhaltene Stampfe wurde vom Besitzer des Bau erngutes Feistiinger, Lugendorf 20, Gemeinde Tragwein, Bezirk Freistadt, dem Burg museum Reichenstein zur Verfügung gestellt. Die nur wenigen hier noch bekannten Exemplare waren ausnahmslos nach der Zeit ihrer Verwendung eingemauert wor den. Ihre ehemalige Funktion ist der ländlichen Bevölkerung heute nicht mehr bekannt.
Vom Adelshof zum Markt Zur frühen Entwicklimg von Wartberg an der Krems Von Hans Krawarik Vor über einem Jahrzehnt feierte man „900 Jahre Wartberg an der Krems". Die Festschrift anläßlich des Pfarrjubiläums brachte für die historische Fachwelt keine neuen Erkenntnisse. Dieser Beitrag soll Versäumtes nachholen und die mittel alterliche Entwicklung des Ortes aufspüren. Vormittelalterliche Funde und Spuren aus der Römerzeit gibt es zwar in der Umgebung von Wartberg, vor allem westlich des Ortes, nicht aber in Wartberg selbst.^ Wann die Besiedlung Wartbergs im Mittelalter einsetzte, ist nach den bisher interpretierten Quellen kaum auszumachen. Dessen ungeachtet gab es seitens der Siedlungsgeschichte durchaus Überlegungen allgemeiner Art für die Besiedlung des mittleren Oberösterreich bis an die Krems. Hierbei wird von der fortschreitenden Erschließung des Raumes spätestens seit der Mitte des 8. Jahrhunderts gesprochen.^ Unbeachtet blieb allerdings die Tatsache, daß auch die Siedlungsflur von Wartberg selbst als Quelle herangezogen werden kann. Die Gemeinde Wartberg bestand in ihrem Umfang, als der Ort 1983 zum Markt erhoben wurde, aus den Katastralgemeinden Diepersdorf, Schachadorf, Pen zendorf, Wartberg und Strienzing (Ortschaft Hiersdorf). Wie bei vielen anderen Orten in Oberösterreich setzte in den sechziger Jahren (nach der Kremsregulierung) eine starke Siedlungsentwicklung ein, die die Häuserzahl auf über 500 anwachsen ließ und viele Spuren der Vergangenheit verwischte. Der Franziszeische Kataster kann daher als geeigneter Ausgangspunkt für die Reise in die Vergangenheit gelten. Die im frühen 19. Jahrhundert bemerkenswerte Stellung dieser Siedlung als zentraler Ort erklärt sich aus dem fruchtbaren Bauernland der Umgebung bzw. aus dem Charakter als Brückenort. Neben typischen Landgewerben gab es 10 Bäcker und 5 Wirtshäuser. Wie weit dies in die Vergangenheit zurückreicht, ist hier nicht Gegenstand der Untersuchung. Es ist aber doch auffallend, daß sich in der frühen Neuzeit einige wirtschaftliche Veränderungen für den Ort ergeben haben. Im 16. Jahrhundert besaß Wartberg aufgrund seiner Handels- und Gewerbestruktur eine Stellung zwischen einem Dorf und einem Markt. Durch die zentralörtliche Entwick lung von Kirchdorf und Hall setzte jedoch eine „Rückentwicklung" zum Dorf ein.^ ' 900 Jahre Wartberg an der Krems 1083-1983, Wartberg 1983, 12 ff. (vgl auch Josef Reitinger, Die urund frühgeschichtlichen Funde in Oberösterreich, Linz 1968). ^ Kurt Holter, Die Gründung von Kremsmünster und die Besiedlungsgeschichte des mittleren Ober österreich. Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs 8 (1964), 79. ^ Um 1790 ist die Anzahl von fünf Schustern zu erwähnen. Am Ende des 16. Jahrunderts gab es im Ort immerhin neben je einem Glaser, Bader, Siebmacher und Fleischhauer auch zwei Schmiede, zwei Le derer, zwei Schuster, zwei Weber, vier Schneider und drei Krämer, aber nur zwei Bäcker. Seit dem frü hen 16. Jahrhundert waren die Schuhmacher und Schneider im Pfarrbereich eingezünftet. Siehe dazu: Fassionsbuch der Gemeinde Wartberg 1788, Hs.-Nr. 408, sowie Herrschaftsarchiv Leonstein, Urbar 1591, Hs.-Nr. 8, fol. 14, beide Oberösterreichisches Landesarchiv Linz.
Die Siedlungshäuser gehörten 1826 zu den Grundherrschaften in der nach folgenden Tabelled Herrschaft Vulgoname Pfarrhof Hufschmiedhaus Knollenbäckenhaus Hafner (Hutstepperhaus) Weber in Gstetten Tafern an der Kalkgrub Jennerbäckenhaus Zauner-Fleischhauer Reselbäckenhaus Tafern am Platz Zauner Räthner Winkelschneider Schule Kroisbäckenhaus Haus/Tafern an der Brucken Badhaus Unterschreiber Oberschreiber Galtbrunnerbäck Am unteren Ledereck Wirt zur Weißen Tafern Scherzenberg Simandlbäck Kaspernbäck Löwenhaus Gröbmayerleitner Kroisinger Unteres Dipoltenhaus Kempenschneiderhaus Oberes Dipoltenhaus Moser Ortnerhaus Illingschuster Oberes Pfenzenhaus Mesnerhaus Bäckensölde (Simandlbäck) Haus-Nr Dominium Leonstein Leonstein Leonstein Achleiten Leonstein Kremsmünster Kremsmünster Leonstein Leonstein Leonstein Leonstein Schlierbach Dominium Leonstein Leonstein Leonstein Schlierbach Schlierbach Leonstein Leonstein Leonstein Leonstein Leonstein Leonstein Leonstein Leonstein Leonstein Leonstein Losens teinleiten Losensteinleiten Leonstein Leonstein Losensteinleiten Leonstein Losensteinleiten Leonstein ' Franziszeischer Kataster 1129, Braune Mappe Wartberg an der Krems, Oberösterreichisches Landes archiv, Hausparzellen.
37 (Dauersd.) 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 Ofenschüsselhaus Ennsgrabnerhaus (Tafern an der Kalkgrub) Spiellindelhaus Karlhuberbäck Stoiberschuster Auerbäck Lederhaus Binderschuster Kreuzmühle Weberhaus (Kleinhaus) Gstettenhaus Schlosserhaus Tafern am Anger Brandstätterhaus Amorhaus Mayer Abraham, Bäck am Anger Altes Schulhaus Scheidinger, früher Altes Schulhaus Mangerhaus Aigenmühle Aigner Kremsmünster Leonstein Leonstein Leonstein Leonstein Losensteinleiten Losensteinleiten Losensteinleiten Losensteinleiten Leonstein Leonstein Dominium Leonstein Leonstein Leonstein Leonstein Leonstein Kremsmünster Leonstein Leonstein Leonstein Kremsmünster Bernstein Fernstein In der herrschaftlichen Zuordnung bestehen geringfügige Differenzen zu der Darstellung bei Jandaurek, wo Urbare und das Josephinische Lagebuch verwendet wurden.® Es läßt sich aber zweifelsfrei mit der Maria-Theresianischen Fassion nach weisen, daß neben Kremsmünster, Schlierbach, Fernstein und Leonstein auch die Herrschaft Losensteinleiten bereits vor 1780 Besitz in Wartberg gehabt hat.^ Indikati onsskizze und Katasterplan zeigen ferner einige randlich situierte Liegenschaften, die nach den Herrschaften Achleithen, Burg Wels, Hall und Seisenburg grundunter tänig waren.^ Auffallend ist, daß gerade diese Grundparzellen im Besitz von Bauern des Umlandes aufscheinen. Ein Ausblick in die Katasterpläne der Nachbargemein den zeigt aber keinen erkennbaren ursächlichen Zusammenhang dieser Wiesen und Weiden mit den Liegenschaften der Umgebung.® ' Herbert Jandaurek, Das Alpenvorland zwischen Alm und Krems. Schriftenreihe der Oberösterreichi schen Landesbaudirektion 15 (1957), 133, 170 und 186 ff. ® Interims Rustical Fassion Nr. 248 Losensteinleithen, Oberösterreichisches Landesarchiv: Im Amt Wartberg geben die Nr. 141 bis 151 jene neun Siedlungshäuser wieder, die 1826 bei Losensteinleiten aufscheinen. ' FK 1129, BP 76; GP 1, 100-102, 143, 166, 179, 204, ® Franziszeischer Kataster Diepersdorf, Indikationsskizzen von Manndorf, Göritz, Dauersdorf, OOLA Linz. - Fassionsbuch der Gemeinde Wartberg 1788, Hs.-Nr. 408, fol. 27, 43 und 167 f.
Leonstein Losensteinleiten Kremsmünster Pernstein Burg Wels Seisenburg Hofmark Hall DIE HERRSCHAFTLICHE GLIEDERUNG VON WARTBERG 1825 Wartberg an der Krems zählte 1825 mit Armenhaus und Wegmacherhaus 59 Häuser. Wie der Ortsplan vermittelt, setzte sich der unregelmäßige Kirchweiler über der Krems längs der alten Landstraße in einer Reihensiedlung fort. Etwas abseits lagen die Mühlen bzw. das Aignergut. Ein Blick zurück in die Vergangenheit bringt eine ungleichförmige Entwicklung zutage. 1788 gab es im Ort 54 Häuser, um 1600 46 Häuser und 1491 nicht ganz 30 Häuser. Vor allem in der ersten Hälfte des 16. Jahr hunderts scheint es zu einer „Siedlungsexplosion" gekommen zu sein. Um 1500 besaß also Wartberg etwa ein Viertel der Häuserzahl Kirchdorfs und ungefähr die Hälfte von jener Windischgarstens. Kataster und Josephinisches Lagebuch könnten wertvolle Aufschlüsse über Flurnamen und die frühe Gestaltung der Siedlung Wartberg geben. Die Quellen las sen allerdings nur wenig weiterführende Interpretationen zu; häufig sind Lagena men, wie anderswo auch, eher „unhistorische" Flurbezeichnungen, bei Wartberg z. B. Stadelfeld, Kapellenfeld, Kremswiesen. Am Nordausgang des Ortes war die „Kalk grube" situiert, eine zweite „Kalchgrub" gab es am „Krichegg" westlich des Dorfes, dort wo die Strienzinger Straße die „Hohlstraße" verließ und das „Hochfeld" erreich te.' Die Kirchdorfer Straße führte östlich der Krems zur Kremsbrücke über die ' Fassionsbuch, Hs.-Nr. 408, fol. 30 und 43 f.
„Stiege", eine Art Treppelweg südwärts des Gasthauses zur Weißen Taverned" Von Bedeutung sind ferner die Bezeichnungen „Holzfeld" und „Holzwiese" östlich der Aignermühle an der Krems, weil sie die späte Erschließung eines Auwaldes andeu ten, sowie „Dorfheide" für die Kremsmünsterer Flur östlich der Kreuzmühle." Mit dem treffenden Namen „am Ort" wurde bekanntlich in früheren Zeiten das Ende einer Siedlung signalisiert. In Wartberg gab es zwei solcher Siedlungsnamen. Ost lich der Weggabelung von Adelwanger und Kirchdorfer Straße lag noch im 16. Jahr hundert das „Gut am Ort", am westlichen Ende des „Angers" von Wartberg stand das Häuschen von „Hans Mayrhofer, Schulmeister von Wartberg ... oben am Ort im Dorf"; nach der Errichtung der neueren Wartberger Schule bei der Kirche 1666 hieß dieses Haus „Alte Schule"." Die wertvollste Nachricht tradierte aber das Leon steiner Urbar 1591. Unter der Überschrift „Amt Wardperg" steht der Titel „Wardt perger Pfarr und im Dorf oder Aign daselbs"." Damit wird angedeutet, daß die Siedlung ursprünglich insgeheim als „Aigen" bezeichnet wurde; es klärt sich damit auch der noch im Kataster verwendete Begriff „Bauer in Aigen". Es darf als bekannt vorausgesetzt werden, daß das alte Wartberg an der Krems nicht den Charakter eines gegründeten Dorfes besaß. Aus dem Vergleich der Urbare, des Lagebuches und des Franziszeischen Katasters ist rasch zu erkennen, daß es im Ort schon sehr früh Kauf und Verkauf von Liegenschaften gegeben hat, wie er von städtischen Siedlungen bekannt ist. So lassen sich auch zwischen 1788 und 1826 mehrere Besitzveränderungen nachweisen." Deshalb ist es nicht zielfüh rend, die Besitzverteilung der Hausbesitzer zurückzuverfolgen. Die Verteilung des Herrschaftsbesitzes bietet hingegen einen ausgezeichneten Anhaltspunkt, weil Ver zahnung und Gemengelage dieser Herrschaftskomplexe die Teilung aus einem gemeinsamen Erbe deutlich machen. Uber die Vorgangsweise retrogressiver sied lungsgenetischer Forschung verweise ich auf einschlägige Literatur." Mit 58 Joch und 1.441 Quadratklafter besaß am Ende der grundherrschaftli chen Zeit die Herrschaft Leonstein den größten Anteil an der Kulturfläche (Acker, Garten, Wiese) der Katastralgemeinde Wartberg. Die vom Alten Grundbuch zurück gehende älteste Urbaraufzeichnung dieser Herrschaft stammt aus dem Jahre 1591. Der Besitz wurde erst 1527 durch Veit von Zelking, Inhaber der Herrschaften Wein- ' Fassionsbuch, Hs.-Nr. 408, foL 167. Fassionsbuch, Hs.-Nr. 408, fol. 51 und 57. ■ HA Leonstein, Urbar 1591, Hs.-Nr. 8, fol. 57 und 59; OÖLA Linz. - Franz Zeller, Die bedeutendsten Ereignisse der Geschichte der Pfarre Wartberg (Auszug aus der Geschichte des Klosters Schlierbach, 1920), Manuskript Stiftsarchiv Schlierbach, S. 320. HA Leonstein, Urbar 1591, fol. 56. ' Fassionsbuch, Hs.-Nr. 408, fol. 167 bzw. FK 1129, Grundparzellenprotokoll: Der Räthner (CNr. 12) verkaufte einen Großteil seines Besitzes, die beiden Lederer (CNr. 21, 44), der Bäck in der Stiege und die Taverne am Platz kauften hinzu. Hans Krawarik, Zur Methodik siedlungsgenetischer Forschung in Österreich. Dargelegt an Hand der Entwicklung von Mönichkirchen. Unsere Heimat 58 (1987), 263-320. - Hans Bachmann, Zur Metho dik der Auswertung der Siedlungs- und Flurkarte für die siedlungsgeschichtliche Forschung. ZAA 8 (1960), 1-13.
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