OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 4

den zivilen Bereich des öffentlichen Dienstes über. Dort bekleidete er die Funktion eines Kameralbeamten (Steuer- bzw. Finanzbeamten), ein Berufsbild freilich, das zahlreiche Versetzungen mit sich brachte. Vater Boltzmann kam deshalb in Wien, Oberösterreich und Salzburg zum Einsatz. Dabei durchlief er die einzelnen Beam tenchargen dem vorgegebenen Laufbahnschema der (Finanz-)Verwaltungsbehörden gemäß 1830 zum Konzeptspraktikanten" ernannt, war Boltzmann 1830-1833 in Linz der Zoll- und Kameralgefälleverwaltung zugeteilt." 1834 versetzte man ihn kurzzeitig nach Salzburg und von dort im folgenden Jahr wieder nach Linz zurück. Als Konzeptsoffizial des Salzachkreises kam er 1836-1839 erneut nach Salzburg, wo er 1837 Maria Katharina Pauernfeind in der Kirche zu Maria Flain bei Salzburg ehe lichte. 1844 gebar sie ihrem Gatten den ersten Nachwuchs: Auf Ludwig Eduard (1844-1906) folgten noch Albert (1846-1863) und Hedwig (1848-1890).^° 1840 beorderte man den Konzipisten Boltzmann nach Ried im Innkreis, 1841/42 hielt er sich - noch immer in der obgenannten Funktion - an der KameraiGefälleverwaltung Linz auf, von wo er 1843 nach Wien berufen wurde. 1847 erhob man ihn zum Kameral-Bezirkskommissär II. Klasse und schickte ihn an die Kame rai-Bezirksverwaltungen in Salzburg (1847-1851), Wels (1851-1854) und Linz (18541859).^^ 1851-1855 bekleidete Boltzmann die Planstelle eines Bezirkskommissärs 1. Klasse („Erster Bezirkskommissär"). 1855, im Zuge der Umgestaltung der Linzer Bezirks Verwaltung in eine „Finanzbezirksdirektion" bei gleichbleibendem Aufgabenbereich wurde Boltzmann zum Finanz-Bezirkskommissär 1. Klasse mit 1.000 fl Jahresgehalt ernannt.^^ Nachfolgende Feststellungen stützen sich teils auf Angaben in den (obderennsisch-salzburgischen) Provinzialhandbüchern bzw. Staatsschematismen für den Zeitraum I831-I848 und 1855-1859, teils - weil für 1849-1854 diese Hilfsmittel nicht verfügbar sind - mußte auf Archivmaterial der zentralen Fi nanzverwaltung (s. Anm. 16) zurückgegriffen werden. ' Konzeptsbeamte waren - wie auch Vater Boltzmann - zumeist vollständig ausgebildete Juristen, die allerdings kaum den Doktortitel führten. Diesen trugen um die Mitte des vorigen Jahrhunderts nur wenige Beamte. Der Konzeptsdienst wäre demnach - sehr vergröbert - dem gegenwärtigen „Höheren Dienst" (A-Dienst) des öffentlichen Dienstes vergleichbar: Megner, Karl; Das mittlere und niedere Beamtentum, in: Das Zeitalter Kaiser Franz Josephs. 1. T: Von der Revolution zur Gründerzeit 18481880, Beiträge (= Katalog des NÖ. Landesmuseums, NF 147) (Wien 1984) 204. ' FinA II - 4/2: Diensttabelle 1855. Zum Aufgabenbereich dieser in der Finanzverwaltung 1830 etablier ten Mittelbehörde s. Kirchweger, Robert: Die Entwicklung der österreichischen Finanzlandesbehör den (Wien 1971) 27-29.1832 wurden innerhalb dieser Finanzinstanzen die Kameralbezirksverwaltungen als Lokalbehörden eingerichtet. Sie besorgten zwar dieselben Amtsgeschäfte, ihre Führungs ebene war jedoch nicht kollegial organisiert: An der Spitze dieser vereinigten Finanz- und Politischen Behörde standen der Bezirksvorsteher, dessen Stellvertreter sowie als dritthöchster Amtsträger der Kameralkommissär 1. Klasse, eine Charge, die Vater Boltzmann ab 1851 in Salzburg innehatte. ' Höflechner, Walter - Hohenester, Adolf: Ludwig Boltzmann (1844-1906), Vollender der klassischen Thermodynamik. Eine Dokumentation des Deutschen Museums München und der Karl-Franzens-. Universität Graz (Graz 1985) 152. FinA II - 4/2: Kompetententabelle 1850, Diensttabelle 1855; Provinzialhandbücher für OÖ. und Sbg. 1831-1848 sowie 1855-1859; Linzer Zeitung Nr. 144 vom 26. 6. 1859. ' FinA II - 4/2: Bericht der k. k. Finanzlandesdirektion für Ober- und Unterenns an das k. k. Finanzmi nisterium, Sektion II (11. 10. 1855). Eine Änderung seiner Funktion hatte dies nicht zur Folge.

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