Lothar Höbelt: Kornblume und Kaiseradler. Die deutschfreiheitlichen Parteien Altösterreichs 1882-1918. Wien: Verlag für Geschichte und Politik, 1993. 380 Sei ten, Abb., Skizzen, S 496,-. ISBN 3-7028-0320-3 Es gibt gewiß einfachere Themen in der öster reichischen Geschichte als jenes über die deutsch freiheitlichen Parteien am Ende der Habsburger monarchie. Die vielen Spaltungen, Bündnisse und persönlichen Zerwürfnisse geben ein zwar buntes, aber auch verwirrendes Bild. Lothar Höbelt, der schon bisher mit etlichen Abhandlungen über die Geschichte der Politik im alten Osterreich an die Öffentlichkeit getreten ist, gebührt daher Respekt, daß er diese schwierige Materie zum Inhalt seiner Habilitationsschrift gemacht hat. Es ist ein beach tenswertes Werk geworden, welches vor allem über die politische Entwicklung, aber auch über die innere Geschichte Österreichs eine Fülle von Informationen enthält. Wenngleich der Haupt schauplatz des Buches die „hohe Politik" im Reichsrat zu Wien bildet, so sind doch auch regio nale, auch oberösterreichische Bezüge enthalten. Nicht nur, daß etliche der handelnden Personen Öberösterreicher waren, sondern auch auf die po litische Situation in unserem Land findet sich so mancher Hinweis. Die Vielfalt des Themas läßt es angesichts des beschränkten Raumes nicht sinn voll erscheinen, auf einzelne Kapitel näher einzu gehen. Darüber hinaus gilt für sie, was auch über das Werk als Gesamtes gesagt werden kann: eine sehr gute Arbeit, die über den eigentlichen Schwerpunkt, die Geschichte der deutschfreiheit lichen Parteien, hinaus mannigfaltige Erkennt nisse bringt. Freilich, es ist klarerweise ein wissen schaftliches Werk, welches vom Leser doch ge wisse Vorkenntnisse verlangt und sich deshalb hauptsächlich an den ausgebildeten Historiker wendet. Dieser jedoch wird seine Erwartungen er füllt bekommen. Gerhard Gaigg Festschrift für Carl Schmitt zum 70. Geburtstag. Berlin: Duncker und Humblot, 3., unveränderte Auflage, 1994. VII, 33 Seiten, Leinen, DM 78,-, S 609,-. Epirrhosis. Festgabe für Carl Schmitt zum 80. Ge burtstag. Zwei Teilbände. Berlin: Duncker und Humblot, 1968. 778 Seiten, Leinen, DM 126,-, S 983,-. Noch immer „von der Parteien Gunst und Haß verwirrt" sind Person und Werk des neben Hans Kelsen wohl anregendsten der Staatslehrer und -rechtler im deutschen Sprachraum in der Zeit von 1920 bis etwa 1970: Carl Schmitt. 1888 in Plettenberg in Westfalen geboren, stieg er in der Weimarer Republik zu hohem Ansehen auf, das er durch mehrere Schriften in der Hitlerzeit ver spielte. Nach 1945 wurde er aus dem Universitäts bereich vertrieben. Schmitts Werk erlangte insbe sondere nach seinem Tod im Patriarchenalter 1985 neue Strahlkraft, was auf die Sprachgewalt und die darin ausgebreitete exorbitante geisteswissen schaftliche Bildung zurückzuführen ist. Ein Wi derschein davon spiegelt sich in den Carl Schmitt gewidmeten Festschriften: Die zu seinem 70. Ge burtstag 1959 erschienene ist soeben in 3., unver änderter Auflage herausgekommen. „Die Idee der Freiheit im technischen Zeitalter" darin stammt von dem Philosophen und Soziologen Hans Freyer (1887-1969). Auf dem Weg zum Umwelt staat stellte im September 1993 der Diagnostiker dieser Tendenz, der Berliner Staatsrechtler Mi chael Kloepfer, die Zwischenfrage: „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die Umwelt gewönne und doch an seiner Freiheit Schaden nähme? Was hülfe es dem Menschen, wenn er die Freiheit ge wönne und doch an seiner Umwelt Schaden nähme?" Die endgültige Antwort auf diese Frage steht noch aus. Jene Neuauflage sei noch Anlaß, auf die we gen der großen Anzahl der Beiträge in zwei Teil bände gegliederte Festschrift zum 80. Geburtstag Carl Schmitts aus dem Jahre 1968 aufmerksam zu machen. Die Bildung der Herausgeber ist so hoch, daß sie es nicht für nötig hielten, den - griechi schen - Titel „Epirrhosis" zu erläutern. Er dürfte als „Ermutigung" zu verstehen sein. Als Motto für beide Teilbände wurden einige Gedichtzeilen von Alfred (Lord) Tennyson (1809-1892) im öriginal ausgewählt. Der zweite Teilband enthält die Bei träge jener Autoren, die nach 1945 in eine wissen schaftliche oder persönliche Beziehung zu Carl Schmitt getreten sind. Die achtundsechziger Re volutionäre wären gut beraten gewesen, hätten sie Günter Rohrmosers „Anmerkungen zu einer Theologie der Revolution" (S. 617 ff.) durchdacht, in denen er u. a. „den skurrilen Formen, in denen die Jugend der Wohlstandsgesellschaft des We stens ihre total gemeinte Weigerung zu aritkulieren versucht(e)", nachgeht. Viele Irrwege und viel Leid wären vermeidbar gewesen! Im ersten Teil band (S. 333 ff.) ist u.a. der Beitrag des Musik historikers Arnold Schmitz, Mainz, abgedruckt, der einen reinen Öberösterreich-Bezug hat: An-
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