Wie man aus seinem Postbuch und seinen oft originellen Bemerkungen darin ersieht, ist der Ottensheimer Pfar rer P. Ulrich Ramerstorfer nicht nur um das sittliche, sondern auch um das kör perliche Wohl seiner Pfarrkinder be sorgt. Am 22. Juli 1861 reicht er eine Klage beim Bezirksgericht Ottensheim ein, in der es darum geht, daß die Kinder ihre Eltern im Rodlbad fiöflein beobach ten und auch selbst, seiner Ansicht nach, oft nicht genügend bekleidet baden, was er als sittliche Gefährdung ansieht. Am 1. Juli 1863 trägt er in sein Postbuch ein: „An die Gemeindevorstehung allhier we gen Abstellung des Schweinehütens durch die Schulkinder." Im Juli 1864 macht die Unterbrin gung oder die Versorgung eines Find lings Schwierigkeiten. Aus dem Post buch des Pfarrers Ramerstorfer geht nur hervor, daß er am 27. Juli 1864 „an die Landesversorgungsverwaltung in be treff des Findlings Anton Schind" schreibt. Häufig ließen die Pflegeeltern die übernommenen Findelkinder für sich ar beiten und trieben mit ihnen die sonder barsten Geschäfte. Dagegen ist Pfarrer Ramerstorfer machtlos. Er nimmt es mit kritischem Humor zur Kenntnis, wie aus seiner abschließenden Postbucheintra gung zum Ausdruck kommt: „1. März 1866: Ein Zeugnis der spassigsten Art. Einer Ziehmutter eines Fin delkindes wird ein Zeugnis gegeben auf Veranlassung des Linzer Findelhauses, damit der Ziehmutter ein anderes also zweites älteres Findelkind übergeben werde, damit das ältere, zehnjährige Fin delkind das kleine Findelkind beaufsich tige. Ist auch ein Zeichen der Zeit." Otto Kampmüller Der „Sonntagswirt" in Ansfelden Mit dem Haus Ansfelden Nr. 20, ehemals Weberhaus, heute Garione straße 2, war von 1608 bis 1882 eine „Schank- und Fleischgerechtigkeit" ver bunden, bis die Besitzer Johann und Klara Herzog 1882 das Kruglgut erstan den und nach Umbauarbeiten den jahr hundertealten Sonntagswirtsbetrieb übersiedelten, heute Ansfeldnerhof. Anläßlich eines Brandes, von dem mehrere Gebäude in Ansfelden betrof fen waren, wurde das Haus 1608 erst mals erwähnt. Auch das pfarreigene Ka planhaus, in dem die „Sonntagstafern" eingerichtet war, die sogar einen Tanzbo den gehabt haben soll, fiel den Flammen zum Opfer. Da dieses Gebäude nicht wieder errichtet wurde, verlegte man die „Sonntagswirtsstube" in das bereits ge nannte Weberhaus. Bis 1850 war das Haus ein dem Pfar rer von Ansfelden grunduntertäniges Gut. Ihm standen daher, den damaligen grundherrschaftlichen Gesetzen entspre chend, die Verwaltung bei Erbs- und Ver kaufsvorgängen und die anfallenden Ge bühren zu. Verhandelt wurde wahr scheinlich in der Wirtsstube. Bis zum Jahre 1682 führte im Namen des Pfarrers der jeweilige Mesner und Schulmeister als Amtmann die Verwal tungsagenden über dieses Haus. Als die Pfarre im selben Jahr an das Shft St. Flo rian kam, kam auch der „Sonntagswirt" mit allen anderen dem Pfarrer untertäni-
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2