nung, das sind gemessen über hundert Dezibel, wird als schmerzhaft erlebt." Im November 1993 fand im Linzer Posthof ein Popkonzert statt, das das deutsche Ensemble „Arzte" bestritt. Eine 21jährige Besucherin erlitt ein akutes Schalltrauma. Der flNO-Primar des AKH erstattete Verletzungsanzeige und verlangte, daß die Veranstaltungspolizei auf eine 130-Dezibel-Obergrenze beim Schallpegel achten müßte. Die Unfallver sicherung ermittelte für das Jahr 1991 in Oberösterreich 1.746 Krankheiten, wo von fast die flälfte, nämlich 43 Prozent, Gehörschäden waren. Der auf die bishe rige Weise verursachte Lärm durch soge nannte Musik dürfte aber für manche immer noch zu gering sein, denn die le gale Musikdroge soll künftig durch „Tekkno" gesteigert werden. Dazu heißt es in einem Bericht; „Blitzgewitter bah nen sich den Weg durch nebelverhan gene Dunkelheit. Körper zucken wie von elektronischen Impulsen gesteuert, die Lautstärke ähnelt der auf einer Start bahn eines Flughafens, wenn ein Jumbo sich in die Lüfte erhebt. Tekkno heißt die neue und ganz legale Jugenddroge ... Tekkno macht Rock, Punk oder Hip Hop zu anarchistischen Randerschei nungen. Hart, schnell und vollsynthe tisch muß diese Musik sein, die in Eng land, Holland, Belgien und auch Deutschland bereits die Diskotheken er obert. Beat mit extrem tiefen Bässen, die sich so richtig in die Magenwände legen und den Herzrhythmus aus dem Takt bringen, ist angesagt. Berlin ist die euro päische Tekkno-Hauptstadt, wo 24stündige Tekkno-Diskos zum Wochenend programm gehören ... Das Ganze, un terlegt mit monotonem Trommelfeuer, soll tranceähnliche Zustände hervorru fen." Liegt da der Gedanke an eine Seu che, die es mit allen Mitteln zu bekämp fen gilt, nicht nahe? Bei dieser Art von Musik, bei welcher der Rhythmus vor der Melodie rangiert, dürfte auch die Faustregel gelten, wonach die Dosis erst das Gift macht. Auffallend bei den Mu sikgruppen, den Bands, ist die optische Betonung der Lärminstrumente (Trom meln etc.), wo das Schlagzeug in die Po sition der Solisten aufrückt, indes diese Instrumente in den herkömmlichen Or chestergruppen sichtlich im Hintergrund angeordnet sind. Damit mag ein Hinweis auf Lärm quellen (Musik ist geordneter Lärm) ge geben sein. Eine Analyse des Phäno mens Lärm wird zeigen, daß man unter scheiden muß zwischen ungeplantem Lärm (Verkehr), geplanter Lautstärke (Musik) und schließlich jenem Lärm, der bei den Bräuchen im Jahres- und Lebens lauf eine gewisse Rolle spielt. Musik als „gewünschte" (rhythmisierter im Gegen satz zum amorphen Verkehrslärm) Laut stärke ist in früheren Zeiten, z. B. als Tisch- oder Tanzmusik, eingesetzt wor den. Als ihre legitimen Nachfahren kön nen die Salonkapellen u.a. angesehen werden. Auch der Radiolautsprecher läßt sich als Fortsetzung in diese Reihe stellen. Eine für das Jahr 1804 geltende „Vorschrift" für Wiener Wirte und Brauer verbietet in ihrem § 15 das Musizieren in Gastlokalen an Palmsonntag, Fronleich nam, Ostersonntag, Maria Verkündi gung, Pfingstsonntag, am 14. und 15. Mai (Todestag der Kaiserin Louise Leopoldine), 22. bis 25. Dezember, 1. März (Todestag Kaiser Leopolds) so wie an jedem Freitag. Nach § 2 dieser Vorschrift durfte in den Gaststätten wäh rend der Gottesdienste weder gespielt noch getanzt, noch musiziert werden.
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