OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 4

aus der kulturgeschichtlichen und kul turpolitischen Orientierung des Sympo sions: Die in diesem Kontext stehenden gegenwärtigen Herausforderungen kön nen mit der ökonomischen Brille kaum adäquat verstanden werden. Sie lassen sich nicht durch Kosten-Nutzen-Rech nungen, sondern nur in einem weiten Horizont bewältigen und gestalten. Der Geisteswissenschaft kommt hier als viel fältige, pluralistische, offene Wissen schaft eine wichtige Aufgabe zu. Gerade das Ineinandergreifen der kulturhistori schen, kulturpolitischen, literatur- und sprachwissenschaftlichen Tagungsbei träge als Beiträge geisteswissenschaftli cher Disziplinen konnte dies verdeutli chen. Beim Neuburger Symposion stand, wie gesagt, nicht zuletzt die Frage eines möglichen europäischen Miteinanders zur Disposition. Wie es auf wissen schaftlicher und kultureller Ebene ausse hen könnte und vielleicht sollte, wurde einerseits im Zusammenwirken des Adalbert-Stifter-Instituts und der Uni versität Passau bei Organisation und Durchführung des Symposions demon striert, zeigte sich andererseits aber auch an der kommunikativen und amikalen Atmosphäre, die die Tagungsteilnehmer (die Wissenschafter wie die vielen Inter essierten) verband. Somit kann von ei ner gelungenen weitsichtigen Veranstal tung gesprochen werden, die auf ober österreichischem Boden mit dem Besuch der Landesausstellung „Die Donau" - dem europäischen Strom gemäß grenz überschreitend - ausklang. Manfred Kern Die Welt ist zu laut Als eines der eklatantesten Übel un serer Zeit wird sicher von vielen der all gegenwärtige Lärm empfunden, von dem der Arzt und Nobelpreisträger Ro bert Koch schon um die Jahrhundert wende vorhersagte: „...einst werde Lärm so bekämpft werden müssen, wie dazumal Pest und Cholera ..." In der Tat gibt es eine Vielzahl von Bestrebungen, den Lärm einzudämmen. Man denke nur etwa an den erst kürzlich ergange nen Erlaß, die Lautstärke in Diskotheken zu drosseln. Gerade die vielfältigen Re aktionen darauf, die bis zu Protestde monstrationen reichen, veranlassen, sich auch aus der Sicht der Volkskunde und Philosophie mit dem Lärm zu beschäfti gen. Beide werden von vielen ja immer fälschlich als rückschauende Wissen schaften abgetan, deren Vertreter sich ohnedies nur Altem, Überholtem zu wenden. Doch ganz im Gegenteil finden beide ihr eigentliches Interesse, ihre Auf gabe in gegenwärtigen Phänomenen. Wendet sich die Philosophie eher mehr der Bedeutung eines Wortes oder eines Vorganges zu, so fühlt sich die Volks kunde durch die Deutung und den Ge brauch einer neu aufgetretenen Erschei nung aufgerufen. Freilich suchen beide nach dem Ur sprung, nach der Wurzel des anstehen den Problems, und dieses liegt in den meisten Fällen sehr weit zurück. Im Kapitel XXX „Über Lerm und Ge räusch", § 378, das allerdings besser als das Traktat über den Peitschenknall be-

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