OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 4

Neben Beispielen von Schutzraumeinbauten in bestehende und neue Ge bäude brachte Rüth die vom Dresdner Luftschutzseminar erarbeiteten Vor schläge für einen „lotrechten Schutz raum" vor. Durch eine Verstärkung der Decke und der Wände wird das Stiegen haus zum Schutzraum ausgebaut. Als vorteilhaft wurde die Erreichbarkeit des Schutzbereiches aus allen Stockwerken angeführt. Die Arbeitsunterbrechung durch den Fliegeralarm war dadurch verringert. Das Treppenhaus war als Schutzraum ausgebildet. Eine Auf schlagdecke überspannte schirmartig die Schutzdecke des Stiegenhauses. Zwi schen Aufschlag- und Schutzdecke ver blieb ein Luftraum, um bei Durchschlag der Aufschlagdecke eine verdämmende Wirkung zu vermeiden. Die ersten Türme dieser Art entstan den 1934 in Döhren bei Hannover im Betrieb einer Wollwäscherei und -käm merei nach den Vorschlägen von Prof. Rüth, sodann in Dresden bei den Ernemannwerken (Zeiss-Ikon) und bei den Wandererwerken in Chemnitz. Diese Treppenhaustürme sollen sich auch bei schwersten Luftangriffen sehr gut be währt haben, auch in Dresden, wo einer dieser Türme einen Volltreffer erhielt. Im Jahre 1936 erwarb die Baufirma Winkel in Duisburg ein Patent für einen „eisenarmen bombensicheren Luft schutzturm". Der Turm hatte die Form ei nes Zuckerhutes, so daß die auftreffen den Bomben abgleiten konnten. Der er ste dieser Türme hatte in den Oberge schossen eine Wandstärke von 30 cm und 2 m in den Untergeschossen." Ein Schutzturm der Firma Zombeck wurde im Jahre 1938 bekannt. Auf dem Gelände der mit der Herstellung von Atemschutzgeräten befaßten Firma Auer wurde ein Turm im Jahre 1940 errichtet, in welchem raumklimatische Versuche stattfanden. Dieser Turm hatte einen Au ßendurchmesser von 12 m und war rund 20 m hoch. Die Wandstärke betrug 2 m. Das Erdgeschoß und das Dachgeschoß hatten eine waagrechte Lage, die Zwi schengeschosse waren durch eine Wen delrampe mit fünf Windungen mit einer mittleren Steigung von 1: 7 verbunden. Für 500 Benützer waren Sitzplätze vor handen. Der Zugang erfolgte in ver schiedenen Höhen durch drei Schleusen. Der Luftraum der Aufenthaltsräume für die 500 Personen betrug 725 mh also etwa 1,5 m' pro Schutzplatz. Zu dieser Zeit galten 3 m^ Luftraum pro Person für einen Aufenthalt von drei Stunden als Grundlage für die Bemessung des Rauminhalts. Bei geringerem verfügba ren Luftraum war eine künstliche Belüf tung vorzusehen. Sieben Auer-Mem branpumpen förderten daher im Ver suchsturm 1.000 m^ Luft pro Stunde, also pro Kopf 2 m^. Die verbrauchte Luft entwich über die Aborte durch Uber druckventile in den Abluftkanal. Das Versuchsprogramm umfaßte die Erfor schung des Euftzustandes, der Tempera tur- und Feuchtigkeitsverhältnisse, des Kohlensäure- und des Sauerstoffgehalts, des Wärmespeichervermögens sowie die für das Raumklima maßgebende Ober flächentemperatur der Wände." Diese Versuche im Zombeckturm dienten anschließend zur Erarbeitung " Erich Hampe, Der zivile Luftschutz im Zweiten Weltkrieg. Frankfurt a. M. 1963. " K. Quasebart und F. Roedler, Raumklimatische Untersuchungen in einem volltreffersicheren Luftschutzturm. Der bautechnische Luftschutz. 5. Ig. 1940.

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