OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 4

nen korsischen Aufstand. Sie eroberten dort mit großer Mühe ein Fort auf der Pointe Mortella. Im Februar 1794 leiste ten 38 Mann drei Tage lang Widerstand gegen Beschießung und Sturmangriffe. Die beeindruckten Briten errichteten sol che Geschütztürme zum Schutz gegen eine französische Invasion an ihren Kü sten sowie in Südafrika, in Kanada, in Ir land, auf Jersey und den Orkneys, insge samt 164 solcher Anlagen. Erzherzog Maximilian Josef von Österreich-Este entwickelte ein Reichs befestigungssystem, das - eine Weiter entwicklung von Vorschlägen des fran zösischen Festungsbaumeisters Montalembert - eine Reihe von einzeln stehen den, jedoch sich gegenseitig unterstüt zenden und durch ein Glacis gedeckte Geschütztürme vorsah. In diesem Rah men entstand 1831 bis 1835 nur eine von Maximilian vorfinanzierte Turmlinie um Linz mit einem Fort am Föstlingberg. Um 1840 wurden um Verona einige - durch eine Galerie für Infanterieverteidi gung verstärkte - Türme nach den Ent würfen Maximilians errichtet.^ Die Ein führung der gezogenen Geschütze und der Sprenggranaten brachten eine ver besserte Treffsicherheit und eine ver stärkte Geschoßwirkung, so daß das Turmsystem nicht mehr brauchbar war. Im Zusammenhang mit der Entwick lung von Luftkriegsstrategien nach dem Ersten Weltkrieg kamen Vorschläge für Schutzbauten gegen Luftangriffe zur Ausführung, darunter auch Turmbau werke. Es entstanden Schutztürme und Hochbunker, Flaktürme zunächst in der Luftverteidigungszone West des West walls, ab 1943 auch in Hamburg, Berlin und Wien sowie Peil- und Beobach tungstürme am Atlantikwall. Luftschutztürme Der Grundgedanke des Luftschutz bauwerks war im Grunde nichts Neues. Wie jeder Wehrbau hatte er sich in Kon struktion, Baustoff und äußerer Gestal tung der Angriffswaffe und ihrer Wir kungsweise anzupassen. Eine natürliche Antwort auf die Bedrohung aus der Luft war die Flucht in den Keller, in den un terirdischen Schutzraum, in den Graben, in den Stollen, aus der Fronterfahrung des letzten Krieges. Neben den unterirdi schen Schutzräumen, den Tiefbunkern, wurden jedoch auch oberirdische bom bensichere Bauten, die Hochbunker, ge plant. Hochbunker in bombenfester Bau weise waren ausgesprochene Dauerbau werke, sie mußten also ins Stadt- und Landschaftsbild passen. Der italienische Architekt eines bombensicheren Schutzturmes hatte wohl den freistehenden Campanile als Vorbild.'' Das Bauwerk war unauffällig, hatte eine geringe treffbare Grundfläche, und das kegelförmige Stahlbetondach ließ ein Abgleiten der auffallenden Bombe erwarten. Nördlich der Alpen dachte man wohl an burgartige Bauten, an Speicher und Stadttürme. Bemühungen zur An passung an das Stadtbild führten verein zelt zu neuromanischen Bauformen.® Schon vor dem Zweiten Weltkrieg erwies sich der Hochbunker als die wirt schaftlichere Bauweise. Der meist nur eingeschossige Tiefbunker erforderte ei- ® Erich Hillbrand, Die Türme von Linz. Linz 1985. ' Wilhelm Vieser, Schutzraumbau. Berlin 1937. ® Joachim Stahl, Bunker und Stollen für den Luft schutz im Räume Siegen. Kreuztal o. J.

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