schlachtet werden mußte. Rindvieh war zu kostbar, um für den Verzehr geschlachtet zu werden. Standardgericht bei Hochzeiten war der Kalbsbraten, der auch schon von Stelzhamer erwähnt wird, man schwärmte mir auch von der Üppigkeit der Hochzeitsessen vor (es wurde drei- bis viermal gegessen und Speisen, die sonst nie gekocht wurden). Das Hauptgetränk war der Most, er wurde von beiden Geschlechtern glei chermaßen gern konsumiert. Wurde er im Frühjahr und Sommer zu stark und zu sauer, so verdünnte man ihn mit Wasser. Bier wurde im bäuerlichen Haushalt nur bei der Ernte getrunken, dazu wurde das Bier im nächsten Gasthaus oder in der nächsten Brauerei geholt. Dieses Erntebier tranken auch die weiblichen Mitglieder der Hausgemeinschaft. Ihnen war aber das Biertrinken im Gasthaus durch die Sitte untersagt, auch die Männer konsumierten es in relahv geringen Mengen, da sie (besonders die Knechte) es sich nicht leisten konnten. Schnaps wurde nicht als Genußmittel, sondern als Medizin verwendet, z. B. bei beginnender Verkühlung, verdorbenem Magen oder als Einreibemittel bei schmerzhaften Insektenstichen, bei Verstauchungen usw. Natürlich gab es auch bereits Alkoholiker, die im Wirtshaus den Schnaps tranken oder ihn sich bei den Bauern erbettelten. Es wurde mir aber berichtet, daß ehemalige Teilnehmer am Ersten Weltkrieg gerne den Schnaps als Genußmittel konsumierten, ich schließe dar aus, daß sie ihn beim Militär als Stimulans kennengelernt hatten. Dies wäre eine Bestätigung für Stelzhamers Schilderung des „Soldadnveders", der auch den Schnaps schon zum Frühstück trinkt.
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