OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 4

Innviertier sonst nur seinen Most, im Wirtshaus aber spricht er dem Bier gern zu. Es hat im vorigen Jahrhundert, als es noch fast in jedem Ort eine oder mehrere Braue reien (sogenannte Kleinbrauereien) gab, eine größere Rolle gespielt als heute."" Stelzhamer stellt seinen Lesern den „Soldadnveder" mit einem Glas Brannt wein vor, das sein Frühstück ist. Der Branntwein war im Mittelalter als Heilmittel bekannt, seit dem 16. Jahrhundert kannte man ihn als Genußmittel, aber er war in der Regel nur festliches, keinesfalls tägliches Getränk. Sandgruber weist nach, daß im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert die Branntweinbrennerei und der Brannt weingenuß schon recht allgemein eingeführt waren, in den Gebirgsgegenden stärker als im Flachland. Daher findet man im späten 18. Jahrhundert für Tirol, Kärnten und Salzburg relativ häufig Klagen, daß die Trunkenheit, besonders die Branntweintrun kenheit, weit verbreitet sei. Für Wien, Niederösterreich und Oberösterreich wird in dieser Zeit noch wenig über übermäßiges Branntweintrinken geklagt." Zusammenfassxmg Aus Gesprächen mit älteren Innviertlern, die aus der bäuerlichen Bevölke rung stammen, entweder selbst Bauern waren oder sich als Gesinde ihr Geld ver dient haben, konnte ich feststellen, daß die Speisen und Getränke, die von Stelzha mer bereits als Alltagskost angegeben worden waren, auch noch bis zur Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg täglich auf den Tisch kamen. Die Veränderungen hinsicht lich der Zusammensetzung der Speisenfolge waren geringfügig. Das Frühstück bestand aus Milchsuppe mit Brot. Zu Mittag wurde von Montag bis Donnerstag gekochtes Schweinefleisch mit Sauerkraut und Knödeln gegessen, ab und zu gab es auch gekochtes Geselchtes und Speckknödel. Zur Jause wurden kaltes Fleisch, das sich jeder zu Mittag „absparen" mußte, und Brot gegessen. Im Winter stand immer auch eine Strohschüssel mit Äpfeln zur freien Entnahme auf dem Tisch. Nach geta ner Stallarbeit wurde wieder Milchsuppe mit Brot gereicht. Freitags gab es immer einen „Fasttag", den Beginn dieser Mahlzeit bildete stets gekochtes Sauerkraut, anschließend wurden entweder Apfelstrudel (war zur Zeit Stelzhamers durch das Fehlen des Backrohres noch unmöglich) oder Schmalzgebackenes gegessen. Am Samstag gab es das übliche gekochte Fleisch, der Sonntag war ein Festtag, es wurde ein Surbraten mit Rettichsalat und Knödeln auf den Tisch gebracht. Das Sonntags frühstück unterschied sich vom normalen dadurch, daß schwacher Kaffee, mit sehr viel Milch verdünnt, getrunken wurde. Für die Aussagen Sandgrubers, daß an hohen Festtagen Rindfleisch nie und nirgends fehlen durfte, fand ich keinerlei Bestä tigung, an hohen Festtagen wurde frisches Schweinefleisch gereicht, mit gebackenen Brotschnitten und Semmelkren, den Abschluß des Festmahles bildeten Kücheln, Krapfen oder Zwetschkenpofesen. Rindfleisch wurde nur im Gasthaus verzehrt, z. B. bei einer Totenzehrung, ansonsten nur dann, wenn eine Kuh oder ein Stier notgeIngeborg Eckstein, S. 100. Roman Sandguber, S. 190.

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