OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 4

Wie des öfteren tragen Stelzhamers Hauptfiguren auch in der „Ahnl" auto biographische Züge. Rosina könnte seine erste und große Liebe Antonia (Tora) aus Salzburg sein, „d' Ahnl" deren Tante, die eine Verbindung von Tora und Stelzhamer geschickt zu verhindern gewußt hatte, und Matthias („Rias") könnte der Dichter selbst sein. Das Epos „Der Soldadnveder" erschien bereits 1843 in der zweiten Auflage des ersten Bandes seiner Mundartdichtungen „Lieder in obderenns'scher Volks mundart" und ist in 558 mundartlichen Hexametern erzählt. Es schildert das aben teuerliche Leben des Philipp Stelzhamer (1740-15. April 1813), der im „Soldadnve der" den Vornamen Martin trägt und ein Bruder von Stelzhamers Großvater war. Stelzhamers „Ahnl" erzählt während der Totenzehrung die ungewöhnliche Lebens geschichte seines Bruders. In meiner Magisterarbeit „Darstellung ländlichen Lebens im epischen Werk Franz Stelzhamers" habe ich die Aussagen und Schilderungen Stelzhamers mit den Arbeiten und Ergebnissen von seinen Zeitgenossen beziehungsweise profunden Stelzhamer-Kennern wie Hans Commenda verglichen und dann auf den Wahrheits gehalt der Darstellungen Stelzhamers geschlossen. Ich bin dabei zu dem Ergebnis gekommen, daß Stelzhamers epische Dichtungen aus der erlebten Kenntnis des dörflichen Lebens, aus dem Wissen um den harten Arbeitsalltag, aber auch der Fei ertage und frohen Feste, und dies alles eingebunden in tiefe Gläubigkeit, entstanden sind und dadurch als Quelle für die Darstellung ländlichen Lebens geeignet sind. Aus oben angeführter Arbeit nun das Kapitel „Speisen und Getränke"; Stelzhamer berichtet in der „Ahnl" hauptsächlich von Speisen und Geträn ken, die bei einer sogenannten „vornehmen Aufwart" bzw. beim Hochzeitsmahl gereicht wurden. Es kann aber auch über die Alltagskost einiges in Erfahrung gebracht werden. Der „Soldadnveder" hingegen ist wenig ergiebig an Aussagen bezüglich Speisen und Getränke. Uber Tischsitten wird wenig ausgesagt, nur: jedes Essen wird mit einem Gebet beschlossen, davon schreibt Stelzhamer sowohl in der „Ahnl" als auch im „Soldadnveder". Von den Trinksitten erwähnt Stelzhamer das „Gsundheittrinka" und das „Zubringen", d. h. das Weiterreichen des Getränkes an den Tischnachbarn mit den Worten „Bring Dir's" (im „Soldadnveder"). Auch das „Freihalten" bestimmter Leute wird von Stelzhamer erwähnt. In der „Ahnl" sind es ein paar arme Originale, der blinde „Naz" und der stotternde „Gau, Gau", an die die Ahnfrau Gratisbier ausschenken läßt. Diese bedauernswerten Männer, die oft dem Spott der Leute ausgesetzt sind, haben bei einer Hochzeit ihren großen Tag. Die gute Sitte verlangt es, daß sie zechfrei gehalten werden. Der blinde „Naz" sagt daher: Zwann koan Haohzäi vorheigehn kunni, wann der Nazi net dräf ward ^ Diese Textpassage und die folgenden aus der „Ahnl" und dem „Soldadnveder" werden zitiert nach Hans Commenda, Franz Stelzhamer. Auswahl aus seinem Lebenswerk, Linz 1955.

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