In der Folge steigt die Zahl der aufgenommenen französischen Soldaten rasch an. Angehörige von 13 verschiedenen Einheiten (zehn Linieninfanterieregimeter und drei Kavallerieeinheiten) scheinen auf. Sie bleiben nur 8 bis 14 Tage, und die vorherrschende Diagnose ist Febris nervosa. Da sich oft mehrere Soldaten der glei chen Einheit nahezu zur gleichen Zeit einfinden, ist anzunehmen, daß sie wegen einer grassierenden Seuche (Typhus) ans Spital abgegeben werden (15. Linieninfan terieregiment fünf Mann, 59. Linieninfanterieregiment sieben Mann, 81. Grenadier regiment sechs Mann). Von insgesamt 59 Soldaten sind acht wegen Wunden, zehn wegen Darmerkrankungen, 14 wegen Erkrankungen der Atemwege - es war ein sehr kalter und nasser Winter -, 14 wegen Rheuma, zwei wegen Asthma und drei wegen Krätze eingeliefert worden. Zusätzlich zu den Mannschaftspersonen kamen noch einige Offiziere zur Aufnahme. So stirbt am 12. Dezember Emanuel le Jeune, Oberst und Adjutant des Kriegsministers Berthier,' mit 36 Jahren an Febris nervosa, während Capitain Eugen Barreau sein Nervenfieber übersteht und geheilt entlassen wird. Zusätzlich zu diesen Angehörigen der kämpfenden Truppe kommen Ange hörige der Proviantbäckerei, der Equipages militaires (Militärfuhrwesen) und zehn Bediente von Offizieren, zwei davon selber erkrankt, und acht zur Bedienung ihrer FJerren. Interessant ist, daß der überwiegende Teil der Soldaten aus dem Elsaß und aus Lothringen stammt, weshalb auch viele deutsche Namen aufscheinen. Die Bedienten stammen allerdings aus Baden, tlolland, Polen und Italien. Das Durch schnittsalter der Soldaten ist 23 Jahre, die Sterblichkeit beträgt 14 Prozent. Alle Aufnahmen erfolgen zwischen dem 4. und 8. November, dann ist der Spuk so schnell verflogen, wie er gekommen ist. Die nächste militärische Invasion beginnt im Mai 1809. Zunächst marschie ren Österreicher in der Umgebung von Linz auf, und schon am 3. April wird Johan nes von Eichthal, Oberleutnant vom 3. Bataillon der Innviertier Landwehr, wegen Bubones (Drüsengeschwülste) aufgenommen. Ihm folgt Bartholomäus Poll, Korpo ral der Landwehr, mit einer Verwundung. In der Folge der Schlacht bei Ebelsberg (3. Mai 1809), bei der sich die Barm herzigen Brüder auch als Sanitäter betätigen, wurden 9.700 Verwundete in verschie dene Notspitäler in Linz und Umgebung gebracht. Bei den Barmherzigen Brüdern fanden 44 Soldaten von 23 verschiedenen Einheiten Aufnahme, darunter auch Bay ern, Württemberger und Badenser. Im Gegensatz zu 1805 sind die Soldaten nun vor wiegend aus Zentralfrankreich und das Durchschnittsalter beträgt 29 Jahre. Auch diesmal finden sich einige Offiziere, so ein Chef des Equipages mit Dysenterie und zwei Leutnants, dazu ein Reitknecht. Mehrere Angehörige des Mili tärfuhrwesens, drei Jäger der Kaisergarde sowie Angehörige der polnischen und der batavischen Legion scheinen auf. Ein „Chef de Musique" wird wegen Debilitas universalis (wahrscheinlich ist darunter eine Art Schockzustand zu verstehen) behan delt. Berthier, geb. 20. Februar 1753, gest. 1. Juni 1815 durch Selbstmord in Bamberg, ab 1799 Kriegsminister und 1805 bis 1814 Generalstabschef Napoleons.
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