OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 4

Das scheint auch andernorts ähnlich gewesen zu sein. Befiehlt doch 1767 der Fürst erzbischof von Salzburg einem Korporal der Grenzwache am Paß Thum, der krank heitshalber mit 92 Jahren (!) um seine Pensionierung ansucht, nach seiner Genesung weiter Dienst zu machen! Hausierer wie Betenkramer, Lorbeer- und Limonikramer, Mausfallen- und „Bildlverkaffer" kommen aus dem Krainischen und der Lombardei, gelegentlich auch aus Gran in Ungarn. Auch ein lombardischer Rauchfangkehrer scheint auf, zwei weitere stammen aus Bayern bzw. Franken. Von drei mit Verletzungen eingelie ferten Postillionen stammt einer aus Lambach (Auskegelung der Schulter und Bruch des Oberarmes) und zwei kommen aus Regensburg, Thurn-Taxis'sche Postverwal tung, einer mit Bruch mehrerer Rippen und des Oberarmes und der andere wegen offenem Schien- und Wadenbeinbruch. Ein Salzburgischer Postillion wird wegen Wadenbeinbruches „in seiner Galamondur" eingeliefert. Weitere Postknechte und Postillione kommen aus Wels, München und Steyr und werden wegen innerer Erkrankungen aufgenommen. Immer wieder kommt es zu Eintragungen wie dieser: „Am 3. 7bris (Septembris) 1771 ist uns bracht worden ein mit dem Todt ringender und folglich sprachlo ser unbekannter junger Mann, mittlerer Statur, schwarzen Haaren und schlechter, einem abgedankten Soldaten ähnlicher Kleidung und ist dieser Nacht noch gestor ben", oder an anderer Stelle: „20. Maji 1773: Es ist uns bracht worden ein armer Mensch elender Schwachheit wegen nicht vermögend zu reden dahero unbekannt ist am 21.dtto gottseelig im Herrn entschlaffen." Mehrmals werden vazierende Per sonen, Bettler, Hausierer und Landstreicher aufgenommen, die alle ausnahmslos ein relativ hohes Alter (zwischen 70 und 80 Jahren) erreicht haben und meist das Kran kenhaus gesund wieder verlassen. Nur selten stirbt einer an der „Auszehrung". Manchmal erlauben uns die Eintragungen im Protokollbuch gewisse Rück schlüsse, so etwa, wenn am gleichen Tage ein Webergeselle mit einer Kopfwunde und mit Schlüsselbeinbruch und ein Fleischhackergeselle mit einer Stichwunde im Bauch aufgenommen werden: Es wird sich um eine Rauferei gehandelt haben. Der Weber wird übrigens nach seiner Ausheilung „in Stock" (Polizeiarrest) überstellt. Bei einem anderen Fleischhauer mit einer Stichwunde am Oberschenkel handelt es sich wahrscheinlich um eine berufstypische Verletzung beim Zerteilen eines Schweines oder Rindes. Am 28. April 1814 werden ein Salitererknecht, 17 Jahre alt, und ein Saliterermeister, 46 Jahre alt, eingeliefert. Beide sterben einige Tage später. Diagnose: Gombustio (Verbrennung). Was ist geschehen? Ein Saliterer ist ein Einsammler von Sal peter zur Herstellung von Schießpulver. Die beiden haben offenbar eine Explosion ausgelöst und sind an den dabei erlittenen Verbrennungen gestorben. Bei Franciscus Ubrecht, einem Musicus des Stiftes St. Florian, der unter der Diagnose „Surditas" (Taubheit) aufgenommen wurde, das Spital aber schon nach drei Tagen wieder verlassen konnte, handelte es sich mit Sicherheit um einen soge nannten Hörsturz, der ohne Restschaden abgeheilt ist.

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