sus, Mania oder Melancholia, aber auch die damals sehr häufigen Durchfallserkrankungen kommen vor. Bis 1805 ist nur selten ersichtlich, ob der Autgenommene in Linz wohnhaft war oder ob er sich nur auf der Durchreise befand. Der Anteil der Durchreisenden betrug etwa 1820, wo der Zusatz „fremd" jeweils eingetragen ist, über 50 Prozent. Wenn er auch vor den Napoleonischen Kriegen nicht ganz so groß gewesen sein dürfte, so bestätigt dieser Sachverhalt die Vermutung, die schon Gustav Freytag aus gesprochen hat, daß nämlich im 18. Jahrhundert etwa 20 Prozent der Bevölkerung Mitteleuropas ständig unterwegs waren! Das erklärt übrigens auch, daß nur etwa fünf Prozent der Gesellen verheiratet waren. Etwa die Hälfte der Aufgenommenen stammt aus Linz und der unmittelba ren Umgebung (Traun, Ottensheim, Mühlviertel), wobei es sich meist um Bauern knechte, Fuhrknechte (ein „Mahr"-Großknecht des Pfarrers von Ansfelden ist dabei), Hausknechte von Linzer Gasthöfen, Schreiber von Linzer Behörden oder Bedienten von Adeligen, gelegentlich auch um Akzisebeamte (Zollbeamte) handelt. Die Stadt polizei stellt ebenfalls ihren Anteil. Die meisten Angehörigen des Handwerkerstandes sind zugewandert oder auf der Durchreise. Interessant ist die Ordnung der einzelnen Berufe nach den Her kunftsländern: So sind etwa die Mühljungen (sie heißen so, auch wenn sie schon 63 Jahre alt sind) fast alle aus Orten an der Traun, wo sich damals in der Umgebung von Linz die meisten Mühlen befanden. Nagelschmiede, Hufschmiede, Messerer, Schlossergesellen kommen aus dem Ennstal, aus der Steiermark, teilweise aus Bay ern, gelegentlich aus der freien Reichsstadt Nürnberg, aus der übrigens auch Uhr macher, Gold- und Zirkelschmiede sowie ein Silberdrahtzieher kommen. Das wenigste Sitzfleisch scheinen damals die Schneider gehabt zu haben: Wir finden ihre Geburtsorte von Siebenbürgen über Ungarn, Oberungarn (Slowa kei), Böhmen, Schlesien, Oberitalien und das ganze Reich verstreut, ja sogar aus Flandern und aus Lyon kommen die reisenden Gesellen. Ein großes Kontingent stellen die Textilarbeiter, was wohl mit der damals flo rierenden Wollzeugfabrik zusammenhängt. Sie kommen zu drei Vierteln aus den nördlichen Randgebieten Böhmens und aus dem angrenzenden Schlesien, aber auch aus der Gegend von Bamberg. Die Angehörigen der Textilfabrik werden als „Fabrikler" bezeichnet und sind fast alle aus dem Mühlviertel. Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder hatte mit der Wollzeugfabrik einen Vertrag, demzufolge stän dig zwei Betten für männliche Angehörige der Fabrik bereitgestellt werden mußten. Die Schuster kommen fast nur aus Böhmen, ebenso die Bedienten der ver schiedenen Herrschaften und die Angehörigen der k. k. und der städtischen Polizei wache.^ Letztere zeichnen sich durch ihr hohes Alter aus. Der älteste angeführte Angehörige der Stadtwache ist 74 Jahre alt, die meisten sind zwischen 50 und 60. ■ In Linz gab es damals zwei Polizeieinheiten: Die k. k. Polizeiwache, die dem Militärkommandaten un terstand, und seit 1768 auch eine „städtische Polizey", die dem Magistrat verantwortlich war und in erster Linie die Marktaufsicht hatte. Während erstere militärisch uniformiert und bewaffnet war, tru gen die Angehörigen der städtischen Polizei hechtgraue Uniformen und einen Zweispitz.
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