gerechnet wurden), wo doch die Barmherzigen Brüder ganz ausgezeichnete Wund ärzte und Chirurgen waren. Sie stellten auch immer wieder über behördliches Ansu chen Wundärzte und Chirurgen sowie Pflegepersonal an verschiedene Kriegsschau plätze ab und versahen auch in der Schlacht bei Ebelsberg 1809 Sanitätsdienste.^ In unseren Protokollen finden wir nur etwa einmal pro Jahr eine chirurgische Erkran kung, wie Eitergeschwülste oder Unfälle und Verletzungen. Es ist sehr schwierig, die Anteile der einzelnen Erkrankungen an der Gesamt zahl einzuschätzen. Teilt man die Diagnosen in einzelne Gruppen ein, so ist es erstaunlich, wie konstant die Prozentzahlen bleiben. Hier wurden die einzelnen Gruppen in je zwei Monaten der Jahre 1768,1786,1790,1800, 1808 und 1820 sowie 1824 ausgezählt. Die fieberhaften Erkrankungen inklusive Febris nervosa machen so um die 50 Prozent aus, Erkrankungen der Atemwege etwa zehn Prozent, des Ver dauungstraktes sieben Prozent, Erkrankungen der Haut (Abszesse, Krätze) etwa 15 Prozent, rheumatische Erkrankungen nur etwa ein Prozent. Die meist fatale Dia gnose Hydrops (womit eine Wassersucht als Endstadium eines Herzleidens ebenso wie die Bauchwassersucht einer Leberzirrhose gemeint sein kann) kommt in etwa acht Prozent vor. Die einzelnen Erkrankungen sind ziemlich gleichmäßig über alle Berufsgruppen verteilt, vielleicht besteht ein Überwiegen rheumatischer Erkrankun gen (Arthritis) bei Müllern und Bäckern. Das gilt besonders für die Zeit der Franzo senkriege. Die Diagnose Asthma findet sich je einmal 1786 und 1790, beidemal bei Glasmachern. Nach den Napoleonischen Kriegen kommt sie etwas häufiger vor, es sind davon vorwiegend Bauernknechte betroffen (Farmerlunge?). Die Patienten Unter den Patienten finden wir alle damals gängigen Berufe und alle Alters stufen. Das reicht vom siebenjährigen Knaben, der aus Bamberg stammt, seine Eltern nicht kennt und am zweiten Tag nach der Aufnahme an „Epilepsia" stirbt, bis zum 84jährigen Betenkramer (wandernder Rosenkranzhändler) aus dem Sloweni schen, der wegen Saburra aufgenommen, das Krankenhaus am zweiten Tage wieder verläßt. Das Durchschnittsalter der Patienten (errechnet wie oben) war recht kon stant 32 Jahre, wobei allerdings die Jahre 1768 und 1769 mit 23 und 27 Jahren aus dem Rahmen fallen. Ebenfalls aus dem Rahmen fallen die Jahre 1820 und 1823 mit 34 und 34,5 Jahren. Etwa drei Prozent der Aufgenommenen sind Angehörige des eigenen oder fremder Orden, auch einzelne Pilger sind dabei. Die fremden Ordens brüder kommen meist aus den Klöstern der Umgebung wie St. Florian und Lam bach, Guidenkron in Böhmen, aber auch aus Prager Ordensgemeinschaften und einer ist gar in Belgien zu Hause. Bei den meisten lautet die Diagnose Status nervo- ^ So wurden von Wien aus 1743 drei Feldchirurgen an die italienische Front geschickt, 1735 neun Brü der nach Italien und drei an den Rhein, 1736 30 Brüder in ungarische Feldspitäler, von diesen Brüdern sind übrigens elf gestorben. In Linz erteilten Barmherzige Brüder Unterricht in Chirurgie am hiesigen Lyceum!
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