OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 4

jeder der genannten zwischen sechs und zwölf Jahre im Amt bleibt. Als Secretarius zeichnen Irenäus Hraczek, Godefridus Agricola und Maternus Walser, der von 1777 bis 1808 amtiert, gefolgt von Marianus Gabiinger und Honestus Ledetzki. Die Diagnose Will man sich ein Bild von den verschiedenen Krankheiten machen, deretwegen die Patienten aufgenommen wurden, stößt das auf erhebliche Schwierigkeiten, da sich die Diagnosen mit den heutigen in keiner Weise decken. Es finden sich zwar einige, wie etwa Scabies (Krätze), Ulcus in pede (Beingeschwür), Arthritis (Gelenks entzündung), Idämoptysis (Bluthusten), Marasmus (Auszehrung), die wir heute noch gut identifizieren können, doch wird schon bei den beiden letzten Begriffen keine Ursache ersichtlich. Schwierig, ja unmöglich wird aber eine Diagnose im heuHgen Sinne bei verschiedenen Fieberzuständen: Febris continua, quohdiana, tertiana, quartana (Dauerfieber, tägliches, drei- oder viertägiges Fieber), womit alle fie berhaften Zustände von der einfachen Erkältung bis zur tödlichen Lungen- oder Nierenbeckenentzündung gemeint sein können. Unter Febris lenta scheint nach heu tigen Begriffen eine Sepsis gemeint zu sein, denn die hohe Sterblichkeit von über 60 Prozent spricht für eine sehr schwere Erkrankung. Vollends problematisch ist der Begriff Febris nervosa, der wohl am ehesten Fieber mit Verwirrtheitszuständen bezeichnet. Auch hier liegt eine relativ hohe Sterblichkeit vor. Die Häufung dieser Diagnose in Kriegszeiten und bei Soldaten (mit Häufung bei einzelnen Einheiten) läßt an Typhus oder Fleckfieber denken. Unter Status nervosus dürften psychische Alterationen gemeint sein. Die Diagnose erscheint relativ häufig bei Ordensangehörigen des eigenen Konvents und auch fremder Klöster. Diese Pahenten werden oft nicht in den normalen Krankenzimmern, son dern „in Zimmer", „in Camera" oder „extra" behandelt. Ab 1790 tauchen mehrmals die Diagnosen „Melancholia" oder „Mania" auf, ein Hinweis übrigens, daß sich auch bei uns wie schon bei ihrer Gründung in Spa nien die Barmherzigen Brüder besonders der Pflege Geisteskranker gewidmet haben. Ab 1775 kommt als Diagnose das Wort „Saburra" häufig vor, das ich ursprünglich nirgends einordnen konnte, bis ich es in einem spanischen Wörterbuch als Ausdruck für „Magenkrankheit" fand. Es scheint sich dabei um Beschwerden ganz verschiedenen Schweregrades gehandelt zu haben, denn manche Patienten verbleiben drei Wochen im Spital, während andere schon am nächsten Tag nach Hause gehen. Einmal findet sich der Zusatz „alc", weshalb anzunehmen ist, daß es sich bei diesen Kurzaufenthalten um eine akute Alkoholintoxikation (Rausch!) gehandelt hat. Auffallend ist, daß die eingelieferten Pahenten ganz überwiegend an inter nen Erkrankungen litten (wobei Hautkrankheiten damals noch zur internen Medizin

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2