Die Aufnahmeprotokolle im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Linz Von Herbert Wolkerstorfer In der Bibliothek des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Linz werden Krankenprotokolle von 1768 bis in unsere Tage aufbewahrt. Es sollte untersucht werden, was sie uns über die Medizin, das Krankenhaus und die Kranken in den Jahren 1768 bis 1824 auszusagen vermögen. Eine Beschränkung auf diesen Zeitraum war wegen der Fülle des Stoffes und der Übersichtlichkeit geboten. Eine Untersu chung über die folgenden Jahre ist für später geplant. Für die Erlaubnis der Einsicht nahme danke ich sehr herzlich dem ehrw. Pater Prior Wolfgang Mößlacher. Vorgeschichte 1605 hatten die Barmherzigen Brüder in Feldsberg in Mähren (östlich von Znaim) ihre erste Niederlassung nördlich der Alpen gegründet, 1614 wurde das Klo ster und Spital in Wien errichtet, aber erst 1756 begannen die Verhandlungen über die Errichtung eines Spitals in Linz. Die Verhandlungen zogen sich länger hin, weil Magistrat, Ärzte, Wundärzte, Bader und Apotheker Einspruch erhoben, die einer seits fürchteten, daß die neue Institution dem Gemeindesäckel zur Last fallen könnte und andererseits das Einkommen der Heilberufe durch die barmherzige (= kosten lose) Behandlung im Spital geschmälert werden könnte. Die Übernahme des städtischen Lazarettes lehnte der Ordensprovinzial ab, da es als Krankenhaus nicht geeignet war. Es lag nämlich an einem Arm der Ludl, die selber wieder ein Arm der Donau war, der wegen der starken Belastung durch Gewerbeabwässer weithin zu riechen war. Viel eher bot sich das Siechenhaus in Straßfelden an, daß etwa in der Gegend des heutigen Schillerplatzes gelegen war. Es besaß einen großen Garten, der auch zur Anlegung eines Friedhofes geeignet war. Schließlich entschied ein Hofde kret, daß das Siechenhaus dem Orden zu übergeben sei. Die Stadtväter verkauften noch schnell alle anderen zum Siechenhaus gehörigen Gründe, und so konnten die Barmherzigen Brüder am 1. Juli 1757 ihr gottgefälliges Werk beginnen. Die Insassen des Lazarettes wurden in feierlichem Umzug in das neue Krankenhaus überführt, das nach einer seit alters in der Nähe gelegenen Kapelle den Namen „Zur heiligen Anna" erhielt. 1789 übersiedelten das Spital und der Konvent in das nach Aufhebung des Klosters der Karmelitinnen leerstehende Gebäude in der Herrengasse, in dem es sich heute noch befindet.
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