OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 4

Das Gymnasium war zur Studienzeit Boltzmanns freilich noch nicht an sei nem heutigen Standort (seit 1873: Spittelwiese 14) beheimatet.'® Die Lehrstoffver mittlung fand in den fünfziger Jahren trotz intensiver Bemühungen um eine zentrale Unterrichtsstätte noch immer auf mehrere Standorte verteilt statt: Zum einen (seit 1807) im ehemaligen Seminargebäude des Jesuitenordens, Domgasse 12 (seit 1874: OÖ. Volkskreditbank)," zum anderen wurde der Unterricht der 7. und 8. Klasse im alten Lyzealgebäude (Rathausgasse 8)^" abgehalten. Den Naturlehre- und Physik stoff bekam man bis 1873 im 2. Stock des Kremsmünsterer Hauses (heute: „Kloster hof", Landstraße 30),"' und zwar in dem dort bis 1883 untergebrachten Physikali schen Museum (Museum physicum), vermittelt."' Daneben befanden sich in diesem Gebäude noch (Studien-)Bibliothek (bis 1928) und Naturhistorisches Kabinett als weitere Lehrmittel des Gymnasiums."' Die eheliche Verbindung Ludwig Georg Boltzmanns mit Maria K. Pauernfeind dürfte für den mit Geld- und Sachgütern kaum verwöhnten Offizial materielle Erleichterungen zur Folge gehabt haben."" Dies kam nicht zuletzt der schulischen ' Archiv des Akademischen Gymnasiums, Linz (ab nun: AAG): Katalog der 1. Klasse, Schuljahr 1855/ 1856. Zulassungsprüfungen (ab 1870 verordnet) waren an den Gymnasien nicht vorgesehen, obwohl diese berechtigt waren, im Zweifelsfall das erforderliche Wissen zu überprüfen. Im allgemeinen ge nügte der Nachweis, daß der Aspirant die Elementarschule erfolgreich durchlaufen bzw. sich in Pri vatunterricht die notwendigen Kenntnisse angeeignet hatte. Daneben führten manche Gymnasien Vorbereitungsklassen bzw. EinsKegskurse durch; Engelbrecht: Österreichisches Bildungswesen 4 (wie Anm. 34) 159. ' Diese Angabe bei Stiller: Ludwig Boltzmann (wie Anm. 5) 10, doch ohne Quellenverweis. Das früher in gehobenen Kreisen häufig anzutreffende Privatstudium verlor während der zweiten Hälfte des 19. Jh. stark an Attraktivität. Der Grund hiefür lag im wesentlichen im wachsenden Vertrauen in die zu nehmende Zahl öffentlicher Lehranstalten, doch dürften auch die meist ungünstigeren Prüfungser gebnisse bei Privatisten eine Rolle gespielt haben: Engelbrecht: Österr. Bildungswesen 4 (wie Anm. 34) 166-167. ' Sokolicek, Erika: Bericht über die Ausstellung anläßlich des 450-Jahr-]ubiläums, in: 140. Jahresbe richt des Akademischen Gymnasiums Linz 1992/93 = 450 Jahre Akademisches Gymnasium. Fest schrift (Linz 1993) 30-40. Jene Gymnasien, die ihre durch Neuorganisation seit den späten vierziger Jahren des 19. Jh. hinzugefügten zwei Klassen zunächst meist in Anbauten unterbrachten, zogen spä ter zumeist in neue Häuser. Zum allgemeinen Raummangel der verschiedenen Schultypen v. a. nach 1849 und dessen Behebung durch rege Neubautätigkeit während der franzisko-josephinischen Ära s. Engelbrecht: Österr. Bildungswesen 4 (wie Anm. 34) 55-56. Die Höhepunkte dieser großteils im Stil des Historismus gehaltenen Bautätigkeit lagen zwischen 1868-1877 und 1888-1914. ' ÖKT 42, 1. T. (wie Anm. 32) 126-128. ' 1687-1776 Garstener Stiftshaus: ÖKT 42, 1. .T (wie Anm. 32) 409-410. ' Bis 1784 dem SHft Baumgartenberg gehörend, danach Stift Kremsmünster: Kreczi: Linzer Häuser chronik (wie Anm. 28) 47, Nr. 525; ÖKT 42, 2. Teil (wie Anm. 32) 169. ' Ardelt: Akademisches Gymnasium Linz (wie Anm. 35) 13; Gaisberger: Akademisches Gymnasium (wie Anm. 35) 119. ' Rausch, Wilhelm: Ludwig Boltzmann in Linz. Festvortrag im Rahmen der Boltzmann-Gedenkfeier am 10. 3. 1994 im Akademischen Gymnasium Linz (dem Referenten ist für die Überlassung seines Vortragsmanuskripts Dank zu sagen); Ardelt: Akademisches Gymnasium Linz (wie Anm. 35) 8, 12. ' Zu dieser Situation v. a. Megner: Mittleres und niederes Beamtentum (wie Anm. 18) 206.

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