OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 4

enoberhaupt als Bediensteter der höheren Finanzverwaltung den Konventionen des etablierten Linzer Bildungsbürgertums zu entsprechen versuchted^ In Linz nun erfuhr der mittlerweile zehnjährige Ludwig E. Boltzmann Ent wicklung und Förderung seiner Fähigkeiten und Talente. Wesentliche Verantwor tung hierin dürfte neben dem familiären Bezug auch dem ihm offenbar zuträglichen schulischen Milieu zugekommen sein. Am neuen Wohnort ließen sich die Boltzmanns im Zeitraum 1854/55-1858 vorerst in einem Teil des 2. Stockwerks des Eckhauses Spittelwiese 1/Landstraße 24 (beherbergt heute ein Cafe) nieder. 1858 wechselte man in das Objekt Spittel wiese 7.^® Beide Gebäude hatten damals denselben Besitzer. 1859 schließlich wurde wieder das Eckhaus Spittelwiese/Landstraße bezogen.^' Nach dem frühen Tod des lungenkranken Vaters (1859)®° - Ludwig hat diesen Verlust zeit seines Lebens nicht verwunden®® - kamen die Hinterbliebenen im Haus Herrengasse 583 (heute: Herren straße) unter. Dieses Gebäude, im Bereich der nunmehrigen Parkanlage beim Neuen Dom gelegen, wurde jedoch noch im selben Jahr vom Dombauverein angekauft, um für den Dombau Platz zu schaffen. 1862/63 ist die Familie am Hauptplatz 20 nachge wiesen, im sogenannten Schmidtberger-Haus.®® Aus diesem zog sie - mittlerweile nur mehr aus Mutter, Schwester und Ludwig selbst bestehend - frühestens 1863 aus, um dem nunmehrigen Studenten nach Wien zu folgen. Durch diese wohl aus finanziellen Erwägungen heraus erfolgte Auflassung des Linzer Haushalts durch Mutter Boltzmann wurde Ludwig das Studium überhaupt erst ermöglicht. Schule und Lehrer Ludwig Boltzmann, der seinen Elementarunterricht in Salzburg bzw. Wels erfahren hat,®® ist gemeinsam mit seinem jüngsten Bruder Albert als regulärer SchüProvinzialhandbuch für Österreich ob der Enns (1855) 262; Oberösterreichisches Landesarchiv, Be stand Musealarchiv: Aufnahmeprotokoll vom 23. 6. 1855. ' Provinzialhandbuch für Österreich ob der Enns (1855) 192, 262, (1858) 82, 87. Die Zuordnung der al ten Konskriptionsnummern zu den heute geltenden fiausnummern unter Zuhilfenahme von: Kreczi, Hanns: Linzer Häuserchronik (Linz 1941). ' Archiv der Stadt Linz (ab nun: StA): Konskriptionsprotokoll des Hauses Nr. 31. ' Ludwig G. Boltzmann dürfte auf dem neuen Barbarafriedhof beigesetzt worden sein. Da aber die Be gräbnisbücher gerade für die Frühzeit seiner Belegung fehlen, kann hier mit letzter Sicherheit keine Aussage getroffen werden. - Flamm: Leben Boltzmanns (wie Anm. 13) 21. ' Zum Schmidtberger-Haus (nach dem Besitzer von 1595, Bürgermeister Siegmund Schmidtberger): Österreichische Kunsttopographie (ab nun: ÖKT) 42: Die Profanen Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Linz, 1. T. (Wien 1977) 203-204. Das Gebäude befand sich ab 1792 und auch noch zur Zeit, als es von der Familie Boltzmann mit zwei weiteren Mietern bewohnt wurde, im Besitz der Kaufmanns familie Hafferl: StA: Konskriptionsprotokoll des Hauses Nr. 31. An der Außenfassade des nunmehri gen Modehauses Resmann erinnert nunmehr eine Gedenktafel an den einstigen Bewohner und an den stadthistorisch denkwürdigen Zusammenhang. ' Nach Flamm: Leben Boltzmanns (wie Anm. 13) 21, wurde Boltzmann der schulische Grundstoff durch Privatlehrer vermittelt; vgl. dazu auch Stiller: Ludwig Boltzmann (wie Anm. 5) 10.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2