Den freilich schematisch und formelhaft abgefaßten Dienstbeschreibungen (1850, 1855) zufolge war der Finanzbeamte Boltzmann bei seinen Vorgesetzten gut angeschrieben. Als Qualifikationen wurden ihm u.a. ein juridisch-politisches Stu dium und Fremdsprachenkenntnisse (Italienisch, Französisch und Latein) attestiert, ferner ausgezeichnete administrative Fähigkeiten wie auch durch Zertifikate nachge wiesenes Wissen um Landwirtschaftslehre und Pädagogik. Dem stellvertretenden Bezirksvorsteher der k.k. Kamerai-Bezirksverwal tung Salzburg fiel er durch regen Eifer, ausdauernden Fleiß, ein fiöchstmaß an Genauigkeit sowie Verläßlichkeit in allen ihm übertragenen Tätigkeiten auf (1850). Auch gute Routine in Amtsangelegenheiten, ausgeprägter Ordnungssinn sowie Pflichttreue in seiner politischen Haltung wurden ihm zugute gehalten (1855)." Die letztgenannte Eigenschaft sollte später zumindest nach außen hin auch seinem Sohn Ludwig Eduard zu eigen sein.^^ Auch schätzte man die Verdienste des Kameralkommissärs Boltzmann in seiner Funktion als Amtsvertreter des oftmals abwesenden Salzburger Bezirksvorstehers.^' Eine Dienstversetzung Vater Boltzmanns machte 1847 den Umzug der Fami lie von Wien nach Salzburg notwendig. Vermutlich sind die Angehörigen auch 1851 im Zuge eines neuerlichen Wechsels des Dienststandortes Boltzmanns - diesmal nach Wels - nachgeholt worden. Zum Jahreswechsel 1854/55 läßt sich die Familie bereits in Linz nachweisen," einer Stadt, mit der Vater Boltzmann aufgrund von sechs dort bereits zugebrachten Dienstjahren ohnedies vertraut war. Daß er 1855 als ordentliches Mitglied in das Museum Francisco Carolinum (OO. Musealverein) aufgenommen wurde, ist wohl als Indiz zu werten, daß man sich um einen Zugang zur kultivierten Bürgerschicht bemühte und daß das Famili- " FinA II - 4/2: Kompetententabelle 1850, Diensttabelle 1855. " Den Physiker störte in Österreich bzw. Wien, wie er 1898 meinte, vor allem die Unruhe in den politi schen Verhältnissen: Broda: Wissenschaft, Verantwortung, Frieden (wie Anm. 7) 153. Dabei dürfte seine eigene politische Gesinnung durchaus mehrschichtig zu charakterisieren sein. Hält man sich an das vorliegende Schrifttum hiezu, so schätzte man ihn, den kaiserlichen Beamten, k.k. Hofrat (1889) und Regierungsrat (1881), freilich als habsburgloyalen Patrioten ein. In der unmittelbaren Nach kriegszeit schließlich vereinnahmte man Boltzmann als „gut deutsch gesinnten Mann", dessen Vereh rung des Deutschtums in der Bewunderung Bismarcks und Moltkes gegipfelt hätte: NÖB 2 (wie Anm. 7) 137. Nicht zuletzt wurden Boltzmann auch Sympathien für republikanische Auffassungen nachgesagt: Broda: Wissenschaft, Verantwortung, Frieden (wie Anm. 7) 85. " FinA II - 4/2: Diensttabelle 1855. Im „Verzeichnis jener Personen, welche statt des Neujahr-Ceremoniells Karten gelöst haben in der Buchhandlung des Herrn Quirin Haslinger" (Linzer Zeitung Nr. 1 vom 2. 1. 1855), scheint der k.k. Kameralkommissär Ludwig Boltzmann mit seiner Frau Katharina auf.
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