OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 3

Volkskultur aktuell 7. Oberösterreichisches Landesmusikfest Wels war heuer von 24. bis 26. Juni Schauplatz des vom OÖ. Blasmusikver band nur alle zehn Jahre veranstalteten Landesmusikfestes. Neben einem impo santen Umzug mit anschließendem Ge samtspiel als Höhepunkt, der Urauffüh rung einer Messe für Chor, Soli und Blasorchester sowie einem Orchester wettbewerb waren es vor allem drei Punkte aus dem dichten Veranstaltungs programm, die besondere Beachtung verdienen. Zum einen der Festabend „Volkskul tur in Oberösterreich", der sich nicht nur durch ein hervorragendes Programm auszeichnete, sondern in gelungener Weise die Verbindung zwischen einzel nen Elementen der Volkskultur her stellte. Deutlich kam zum Ausdruck, daß die verschiedenen Formen der Volkskul tur nicht isoliert zu sehen sind, sondern sich einander harmonisch ergänzen und so das Verständnis und die Wertschät zung für die überaus vielschichtige Volkskultur ermöglichen. Daß die Blasmusik nicht nur konzer tant dargeboten werden kann, sondern daß eine ihrer ursprünglichsten Aufga ben darin besteht, in bewegter Forma tion (man denke nur an das Marschie ren) zu agieren, davon konnte man sich bei der „Musik-in-Bewegung-Show" überzeugen. Die Darbietungen über zeugten nicht nur musikalisch, sondern auch durch die Bewegungsabläufe. Rund 600 Musiker, die nur eine gemein same Probe absolviert hatten, meisterten gekonnt die an sie gestellten Aufgaben, wobei von übertriebenen Showeffekten und -Einlagen bewußt abgesehen wurde, sodaß der optische Eindruck nicht über den musikalischen dominierte, sondern mit ihm gemeinsam ein Gesamtkunst werk bildete. Für die gegenwärtige Situation der Blasmusik, aber auch für die zukünftige Entwicklung von Beachtung war das Symposium „Wohin führt die Blasmu sik?". Eine große Anzahl interessierter und fachkundiger Teilnehmer, darunter auch erfreulicherweise eine stattliche Zahl junger Komponisten, setzte sich mit diesem Thema auseinander. Bundes kapellmeister Eugen Brixel (Graz) durch leuchtete in seinem Hauptreferat die ver schiedensten Tendenzen und Eigenhei ten in der derzeitigen Blasmusikland schaft. Demnach ist in den letzten Jahr zehnten in Osterreich ein sowohl quali tativ als auch quantitativ unverkennba rer Aufschwung auf dem Blasmusiksek tor zu beobachten. Leider sind auch ei nige unerfreuliche Tendenzen nicht zu übersehen, etwa das Verschwinden des typisch österreichischen Klangstiles durch die Internationalisierung des Blas musik-Instrumentariums, das Uberge wicht choreographischer Showelemente bei der Musik in Bewegung, vor allem aber das Uberhandnehmen populärer Unterhaltungsmusik ausländischer Blas musik bei den Konzertprogrammen. Zwar dürfen die Werke renommierter ausländischer Komponisten nicht unbe-

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