Tegethoff siegte noch nicht bei Lissa. Er war begeistert. Er schrieb; Ich habe das Meer gesehen! Seine Bläue. Die Tiefe. Die Weite. Ein Unglaubliches war's für ihn. Die Jodkristalle auf der Zunge, den Seewind im Gesicht, gab er sich dieser Stunde hin: Was waren da die Alpen gegen die Majestät des Meeres? Jetzt, da er es gesehn, war er befriedigt... Ich bin überzeugt, Stifter fühlte sich damals als Angehöriger des Abendlan des. Er stand als Mitteleuropäer am süd lichen Gestade. Er war ein Europäer. Mehr als ein Jahrhundert ist darüber vergangen. Die Welt hat sich rasant ver ändert. Hlätte sich auch Stifter verändert? Was würde Stifter sagen, wenn er in seinem Haus an der Unteren Donau lände die brandneuesten Ereignisse aus aller Welt in bunten Bildern, per Bild schirm, mit einem Fingerdruck in die Abgeschiedenheit seines Zimmers holen könnte? Würde er noch schreiben, wenn er al les fertig ins Haus geliefert bekäme, die Berge, die Wälder, die Seen, die Men schen, die Dörfer, die Städte, den Him mel, die Erde, die Blumen, die Wolken, das Schöne und - das gemeine Verbre chen? Ich bin gewiß, er würde sich hinset zen und schreiben wie im Vormärz. Er würde das Gleiche tun, die Men schen zu bewegen, jedem dem anderen ein Kleinod zu sein! Lassen wir in uns nachklingen, was Stifter sagte: „Kein Weltgeist, kein Dä mon regiert die Welt: was je Gutes oder Böses über die Menschen gekommen ist, haben die Menschen gemacht. Gott hat ihnen den freien Willen gegeben und hat ihr Schicksal in ihre Hände gelegt. Dies ist unser Rang, dies ist unsere Größe! Daher müssen wir Vernunft und freien Willen, die nur als Keime gegeben wer den, ausbilden; es gibt keinen anderen Weg zum Glück der Menschheit..."
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