OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 3

In Laakirchen und Wilhering wurde jeweils ein Gendarm in der gleichen Nacht von den Nazis erschossen. In Gaspoltshofen besetzten die aufständi schen NSDAP-Leute den Gendarmerie posten, wurden aber tags darauf über wältigt. In anderen Bundesländern kam es ebenfalls zu kleinen Revolten, die aber bis 27. Juli alle niedergeschlagen waren. Der geplante große Aufstand zur Macht übernahme ist mangels fehlender Direk tiven und Kommunikationsmittel ausge blieben. Die Darstellungen über die Julitage sind in der gesamten Literatur sehr un terschiedlich. Es gibt unter anderem un terschiedliche Angaben über die Zahl der Toten, Verletzten und Verhafteten. Gerhard Jagschitz gibt in seinem Buch „Der Putsch" eine übersichtliche Gesamtdarstellung; In Kollerschlag, Hanging, Kriegwald und Haselbach an der bayerischen Grenze im oberen Mühlviertel vollzog sich eine kleinere Aktion mit der aus Bayern eingefallenen Legion. In der Nacht vom 25. auf den 26. Juli überfielen sie den Zollwacheposten Kriegwald bei Julbach, entwaffneten von den zwei an wesenden Schutzkorpsmännern den ei nen und den zweiten schössen sie im Schlaf an (starb im Spital in Bayern). In der Nacht vom 26. auf den 27. Juli wurde der NS-Kurier mit den Aufstandsplänen für die österreichischen Bundesländer in Kollerschlag aufgegriffen („Kollerschla ger Dokument"). Am 26. Juli erhielt die SA-Brigade Oberösterreich, die sich in Regensburg befand, von ihrem Anführer, SA-Standartenführer Hans Geister, den Befehl zum Abmarsch in den bayerischen Grenzort Wegscheid (5 km von Koller schlag in Oberösterreich entfernt). Noch in der Nacht überschritten ei nige von ihnen den Grenzbach bei Ha selbach, wo sie von österreichischen Zollwachebeamten angegriffen wurden. Ein Legionär wurde verwundet, einer ge fangen und ein dritter konnte fliehen. Beim darauffolgenden Überfall wurde ein Legionär getötet (Engelbert Regner). Um Mitternacht fuhr die SA-Brigade von Wegscheid zur österreichischen Grenze nach Hanging. Ein Mann vom bayerischen Grenzhilfsdienst verwei gerte die Öffnung der Grenzbalken un ter dem Vorwand, daß aufgrund eines Führerbefehles niemand über die Grenze zu lassen sei. Der im Konvoi mitfah rende Standartenführer Geister hinge gen konnte den Mann vom Hilfsdienst überzeugen, daß sie von Regensburg kä men, weil dieser Befehl aufgehoben sei und die Legion überall an der bayeri schen Grenze einmarschiere. Hierauf fuhren sie über die Grenze und nahmen die Besatzung des Zollwachepostens Hanging gefangen. Nun ging die Fahrt weiter nach Kollerschlag, wo den Legio nären die Besatzung des Gendarmerie postens erfolgreich Widerstand mit dem Resultat leisteten, daß bei dem Gefecht zwei Legionäre und ein Gendarmeriebe amter getötet wurden. Geister und sein Auftraggeber in Re gensburg wurden vorübergehend in „Ehrenhaft" genommen, wirkten später in der österreichischen Legion in ande ren Funktionen weiter. In der reichsdeutschen Presse wurde der Überfall in Kollerschlag als Gegen wehr von „Flüchtlingen" bezeichnet, die sich mit Gewalt den Weg in die Freiheit nach Bayern gebahnt haben.

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