OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 3

jeder mit einem Papiersack voll Kuchen, Äpfeln und Mehlspeisen beschenkt, die manche von den beglückten Kindern den Eltern nach Hause gebracht wurden. Die Weihnachtsfeier der kleinen Hausfamilie fand am 24. Dezember im Zimmer der Gewerbeschule" statt. Sie trug heuer einen besonders intimen und herzlichen Cha rakter. In diesem kleinen Saal wurde diese Feier abgehalten, da man den Turnsaal mangels an Kohle nicht beheizen konnte. Herzlich war die Feier, weil bereits zwei Heimkehrer (Florian Gmainer, H. Forstner) das Glück hatten, das Weihnachtsfest im Kreise der Familie zu feiern. Sie trugen auch zur Festfeier und zur Hebung der Weih nachtsstimmung wesentlich bei: Florian Gmainer durch eine stimmungsvolle und gedankenreiche Ansprache und H. Forstner durch seine gelungene Auswahl von Dialektgedichten, welche er meisterhaft vortrug. Weihnachtsgedichte und Weih nachtslieder von Seiten der Postulanten, die Herr Burghuber eingeübt, fehlten selbstverständlich auch nicht. Der Ghristbaum war eben wieder ein Kriegschrist baum, mehr fürs Auge als für den Magen berechnet. Fehlte ja immer noch Mehl, Zucker usw., um das beliebte Backwerk für die Kinder zu bereiten." Heimgekehrt „Weihnacht! - Wort voll Schönheit, Wort, das wie keines zum Herzen dringt! Tausend und tausend sprachen es heuer mit besonderer Inbrunst und Dankbarkeit, Tausende, die solange der Heimat fern waren, die nun zum erstenmal wieder Frie densweihnachten feierten - die Soldaten. Vorbei, vorbei Not, Tod und Gefahr, die Fronten zerstoben. Tausende zurückgekehrt in die Heimat! Freudig wie nie erklang es heuer überall, mit einer Freude, die nur aus dem tiefsten Leid geboren werden konnte;,Stille Nacht, heilige Nacht' ... Und anderer wollen wir noch gedenken. Sie sind nicht zurückgekehrt, sie kommen niemals wieder. - Wo ist ihr Grab? Bei den wenigsten wissen wir es. Der Abschied, den sie genommen, war der letzte. Haben wir es damals geahnt? Bitter war der Schmerz, als die Todesnachricht eintraf. Wan dern wir im Geiste, weilen wir an den stillen Gräbern fern in Galizien, weit drüben im zerpflügten Boden des Westens, hoch oben in den Bergen oder drunten in der endlosen Ebene. Weißer Schnee bedeckt mitleidig die stillen Stätten und schlaftrun ken neigen sich die schlichten Soldatenkreuze. Schlicht und doch für uns so spre chend! .. Motivation Am Ende des Jahres 1918 steht die Bevölkerung von Freistadt, wie in vielen Teilen Europas, vor einem Berg unlösbarer Probleme. Der Ghronist weiß, daß auch Im Marianum wurde zu dieser Zeit eine Art Berufsschule geführt. Am Sonntag nachmittag in der Zeit von 14 bis 18 Uhr wurde der Unterricht erteilt. Der Marienbote ... Nr. 33, 31. März 1919.

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