waffenfähigen Männern fliehen konnte, floh mit der Volkswehr nach Süden Rich tung Freistadt. Am 3. Dezember kamen einige 100 Volkswehrmänner in raschem Marsch nach Freistadt, um hier den Tschechen zu entfliehen, da sie sonst zum böh mischen Militär gesteckt worden wären. Auch der Bruder des flerrn Lonsing, der in Kropfetschlag in der Nähe von Oberhaid bei seinen Eltern wohnte, ergriff die Flucht nach Freistadt... Nach allen diesen Anzeichen konnte man glauben, daß es die Tschechen auch auf Freistadt abgesehen haben, besonders wegen des Lagers, in welchem sich ja kostbare Demobilisierungsgegenstände befanden, die ihnen vielleicht begehrens wert erschienen. Die Annahme war umso berechtigter, da die Tschechen auch die Grenze zu Niederösterreich überschritten, besonders dort, wo sich Lager befanden, um sich die dort befindlichen Sachen anzueignen. So besetzten sie in Niederöster reich Gmünd, Feldberg und andere wichtige Orte. Die Beunruhigung in Freistadt über die Annäherung der tschechischen Legionäre war also nicht unbegründet. Auch die Eltern der Kinder wurden ängstlich und zahlreiche Telegramme liefen ein mit der Bitte, die Kinder sofort nach ffause zu schicken, da sie fürchten, die Tsche chen werden Oberösterreich bis zur Donau besetzen. Der Direktor begab sich daher zur Bezirkshauptmannschaft, um sich dort Verhaltensmaßregeln bei allenfalligem Einmarsch der Tschechen in Freistadt zu holen. Dort erhielt er vom Kommissär Dr. Groterjahn die Weisung, sich ganz ruhig zu verhalten und von Schießwaffen keinen Gebrauch zu machen. Er werde den Böh men mit der weißen Fahne entgegenziehen und es dürfe kein Schuß fallen. Der Direktor ging nun in die einzelnen Studiersäle, um die aufgeregten Kinder zu beru higen und man beschloß, von jeder Verteidigung des Hauses abzusehen. Sollten die Legionäre ins Haus kommen, würde man in den Kindern, die man nicht nach Hause schicken wollte, eher einen Schutz fürs Haus als eine Gefahr für die Kinder erblikken. Nur unsere Soldatenbrüder, die bereits heimgekehrt waren und die anderen jungen Brüder hatten ihre Bündel gepackt, um beim Einmarsch der Tschechen nach Greisinghof zu fliehen, denn in das tschechische Heer gesteckt zu werden hatten sie doch keine Lust. Heimkehrerfeier Trotz der Aufregung hielt man die Heimkehrer-Feier, welche Herr Läufer für die Kameradschaft an diesem Tage festgesetzt hat, ab. Bei 40 Gästen erschienen, wel che sich an der Wurst, dem Bier und dem Brot recht gütlich taten und auch die musi kalischen Vorträge mit großem Interesse aufnahmen. LJnsere Soldatenbrüder hielten nach der Feier, welche um 11 Uhr schloß, Nachtwache, machten von Zeit zu Zeit die Runde um das Haus, um zu sehen, ob sich etwa schon einige tschechische Vorboten blicken ließen. Doch die Nacht verlief ruhig, auch die kommenden Tage. Allmählich merkte man, daß sich die Tschechen doch mit der historischen Grenze Böhmens begnügen. Dort wurde ein enger Kordon von tschechischen Legionären gezogen, sodaß niemand über die Grenze konnte. In Leopoldschlag standen sich die deut schen Gendarmen und die tschechischen Legionäre ganz nahe gegenüber, sodaß
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