hinterließ, aufzufüllen. Dank des Opfermutes der einzelnen Herren konnten sie in Fächer aufgeteilt werden, so daß der Unterricht nochmal weiterging. Herr Münch, der ohnehin schon überlastet ist, übernahm noch auch die ganze Sorge für den Gar ten allein. So stellt der Krieg immer größere Opfer an das Haus, kein Wunder, wenn alles nach dem langersehnten Frieden ausschaut. Nachtfröste Seit 4. Juni sinkt das Thermometer jede Nacht unter 0 Grad, sodaß sich auch der 5., 6. und 7. Juni mit Reif einstellen, wenn auch nicht mehr so stark wie am 4. So kann der unermüdliche Fleiß der Gärtner in einer einzigen Nacht vernichtet werden. Leider hat sich der Reif nicht nur über das Mühlviertel, sondern über ganz Oster reich und Deutschland erstreckt, was umso trauriger ist, da die Aussichten auf ein fruchtbares Jahr wieder stark gesunken sind. Die Juni-Offensive gegen Italien Leider ist die Offensive im Juni, welche die Österreicher am Piave gegen die Italiener begonnen haben, ins Wasser gefallen und endete mit großen Mannschafts verlusten. Verheißungsvoll erkämpften die Österreicher den Ubergang über den Piave, machten 13.000 Gefangene und drängten die Italiener zurück. Doch bald stockte der Vormarsch. Infolge eines plötzlich dahergekommenen Unwetters soll der Piave mächtig angeschwollen sein. Die Brücken wurden zerstört, sodaß der Nachschub für die am anderen Ufer des Piave befindlichen Soldaten immer schwie riger wurde. Um nicht ganz abgeschnitten zu werden, mußten die Truppen wieder ans linke Ufer zurückgenommen werden. Den Italienern gelang es freilich auch nicht, den Piave zu übersetzen, um den Feind etwa zu verfolgen. An diesen Kämpfen beteiligte sich auch unser Herr Leutnant Florian Gmainer,' der mehr als einmal vom Granatfeuer umgeben in Todesgefahr geriet, durch die himmlische Mutter aber Gott sei Dank immer beschützt wurde. Gegenwärtig weilt er hier auf Urlaub, um seine, durch die Aufregung des Krieges zerrütteten Nerven wieder herstellen zu können. Leider wurde bei diesen Kämpfen auch unser guter Bruder Andreas Hodnik vermißt. Die offizielle Mitteilung lautet, daß er wahrscheinlich in italienische Gefan genschaft geraten sei. Gebe Gott, daß es so ist. Der Chronist fürchtet aber, daß er sein Grab in den kühlen Fluten des Piave gefunden hat. Denn während dieser Zeit hätte er doch ein Lebenszeichen geben können, oder falls er krank wurde, doch durch einen anderen Kollegen dies veranlassen können. Bruder Hodnik wird dem Hause sehr abgehen, war er es ja doch, der in der freien Zeit das ganze Haus so sau ber und frisch immer herrichtete. Als Maler war er ungemein flink und entwickelte in der Farbgebung guten Geschmack. Hatte er auch keine fachmännische Ausbil dung genommen, so zeigte er doch große Geschicklichkeit als Kunstmaler. Manches Geb. am 1. Mai 1893 in Altaist, Lehrer, Hauptschuldirektor in Grein, Verfasser zahlreicher heimat kundlicher Aufsätze, Gründungsmitglied des Heimatbundes „Alt-Freistadt" 1921, gest. am 11. April 1953 in Grein.
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