OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 3

Der Direktor telegraphierte sofort, ob das nicht etwa ein Irrtum sei. Nach einigen Tagen kam die Antwort, daß Herr Patry am 13. begraben worden sei. Nie mand konnte es glauben, daß unser lieber bescheidener Max nicht mehr unter den Lebenden weilte. Der Direktor verlangte Aufklärung in Passau über den so plötzli chen Tod und erhielt folgende Antwort:,... mit dem heutigen Schreiben teilen wir Ihnen die letzten Stunden des am 11. VI. 18 nachmittags 2.30 Uhr an Herzlähmung verstorbenen Ldstm. Patry mit. Patry holte am 11. VI. 18 morgens mit mehreren Kameraden die Mittagskost für die Komp. Um 8 Uhr heimkehrend, meldete er sich beim Unteroffizier, daß er arge Kopfschmerzen verspüre, worauf ihm Bettruhe ange ordnet wurde. Patry begab sich hierauf um 10 Uhr vorm. zur Ruhe, wo vom Unter offizier öfters nach seinem Befinden Nachschau gehalten wurde. Da er Mittag gut geschlafen habe, durften ihn die Kameraden zum Essenholen nicht wecken, um ihn in seinem Schlafe nicht zu stören. Um Vz 2 h meldete der Zimmerdienst, daß Patry sehr blaß werde, worauf sofort ein Sanitäter geholt wurde, welcher bereits eingetre tene Beweglosigkeit feststellte. Der herbeigerufene Arzt konstatierte, daß um 2.15 h Nachmittag der Tod infolge Herzlähmung eingetreten sei, ohne daß Patry nochmals das Bewußtsein erlangt habe ...' Das Unglaubliche mußte also geglaubt werden. Unser guter Bruder Herr Patry hat fern von seinen Lieben, umgeben von fremden Leuten, seine Seele dem lie ben Gott zurückgegeben. Herr Patry war, obwohl er hie und da etwas über Kopfweh klagte, doch sehr gesund und rüstig. In letzter Zeit, besonders vor dem Einrücken, nahm das Kopfweh mehr zu. Der Direktor bat ihn zu wiederholten Malen, er möge nach Linz fahren, um sich untersuchen zu lassen. Doch dazu war der treue Verstor bene nicht zu bewegen, auch nicht dazu, daß er seine so anstrengenden Arbeiten etwas vermindert hätte und sich in der Verköstigung Aufbesserung erlaubt hätte. Er meinte immer: ,Auf diese Weise komme ich vom Militär weg.' Im Linzer Volksblatt und im Marienboten Nr. 31 sind längere Artikel über unseren lieben Verstorbenen erschienen: ,... er kam still. Durch einen Oheim, der ein Marienbruder war, lernte die Familie, aus der Herr Patry entstammte, in Gemar in Ober-Elsaß, die Gesellschaft Mariä kennen. Der dreizehnjährige Max fand 1899 Aufnahme in unserer Anstalt in Beifort - als Küchenjunge. Unauffällig besorgte er gewissenhaft die kleinen Dienste: Gemüseputzen, Erdäpfelschälen, Abwaschen; als der kleinste unter den Küchenge hilfen mußte er gewöhnlich auch in den Backofen schlüpfen, um ihn für die Beschikkung zu richten ... 1911 traf er dann in seinem letzten Arbeitsfelde, in Freistadt ein. Hier entfaltete er als Bürgerschullehrer und Hauptlehrer eine rührige, stille Tätigkeit. Reich an Wissen, die Knaben fest in der Hand, war er einer der tüchtigsten Lehrer. Neben seiner Unterrichtstätigkeit trat in den Kriegsjahren seine noch stillere und rührigere Arbeitsamkeit in Garten und Feld. Vormittags Seelengärtner, nachmittags Gemüsegärtner, verschaffte er so seinen Schülern geistige und körperliche Nah rung ...'® Nun galt es die große Lücke, die Herr Patry in der Schule und im Garten ' Der Marienbote, Quartalsnachrichten über das Leben und Wirken in der Gesellschaft Mariä (Ma rienbrüder), Nr. 31, 30. September 1918.

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