Frühlingswetter Der Monat März brachte uns zeitweise schon sehr angenehmes Frühlings wetter, sodaß man das Heizen nach und nach einstellen kann. Gott sei Dank, denn mit den Kohlen ging es noch immer schlecht. Der im Jänner vom Ministerium bewilligte Waggon Koks ist noch immer nicht da; wir werden wohl vergebens dar auf warten. Der Nuntius in Freistadt Am 1. März kommt der hochwürdige Nuntius aus Wien nach Freistadt, um hier mit den gefangenen italienischen Offizieren zu sprechen und sie zu trösten. Tags vorher war er in Marchtrenk, wo er seinen gefangenen Schwager besuchte. Anfang März kam auch der erste kriegsgefangene Freistädter zurück, näm lich Herr Finanz-Kommissär Reitter, der zwei Jahre lang das bittere Los der Gefan genschaft in Rußland ertrug und der schauerliche Sachen über ausgestandenen Hunger und andere Strapazen zu erzählen weiß. Ein Harmonium für die Italiener Am 30. März (Ostersonntag) holten gefangene Italiener auf die Bitte eines italienischen Feldkuraten unser Harmonium aus der Kapelle, damit sie in der Johan neskirche, wo tagtäglich unsere italienischen Feldkurate die heilige Messe lesen, ein feierliches Amt abhalten konnten. Das Ende der Lungenheilanstalt Am 15. April wurde die Lungenheilanstalt aufgegeben, die überhaupt nie nach Freistadt hätte verlegt werden sollen, da das Klima von Freistadt doch nicht für Lungenkranke geeignet ist. Kein Wunder, wenn man hört, daß in diesem Jahr des Bestandes dieser Militär-Anstalt 54 Todesfälle vorkamen. Zudem liegt die Baracke noch am tiefsten Punkt des Lagers, wo der Nebel besonders zu Hause ist.' Großes Verdienst um die armen Kranken hat sich der geistliche Herr von Freistadt, Dittrich erworben. Zita-Namenstagsfeier Am 27. April, dem Namenstag der Kaiserin, wurden sämtliche Klassen, auch die Unterklassen, zum Amt in die Stadtpfarrkirche geführt. Hierauf schulfrei. Von einer besonderen Feier wurde dieses Jahr abgesehen. Die Verköstigung wird in Osterreich von Tag zu Tag schwieriger. Besonders die armen Wiener haben viel darunter zu leiden; kein Wunder, wenn auch die Sterb- ^ Lag westlich des II. Lagers und war von diesem durch den Bahnhofsteig getrennt. Heute befinden sich dort die Kolda- und die Fuchsenhofstraße.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2