OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 3

Kälteferien im Jänner dem Hause zugute. Leider nimmt nun auch die Milch beträcht lich ab. Wegen der schlechten Grummeternte (zu große Dürre) mußten heuer mehr Kühe wegen Futtermangels geschlachtet werden. Solange noch Rüben gefüttert wur den, machte sich der Milchmangel nicht fühlbar, aber im Jänner, wo man sich nur mit Stroh und Heu als Futter für die Kühe begnügen muß, läßt auch die Milchmenge stark nach, sodaß man daran denken muß, den Kindern in der Früh statt Kaffee Suppe aufzutischen, zu der aber leider wieder das nötige Fett fehlt. Die Sorgen neh men eben kein Ende. Das Beste wäre eben, wenn nun endlich einmal der goldene Frieden einziehen würde. Am 20. Jänner kam endlich ein Waggon Steinkohle durch Vermittlung der Gemeinde, sodaß der Unterricht in der Volksschule am 22. Jänner wieder beginnen konnte. Auf ein Schreiben des Direktors an die Berginspektur in Wien wurde auch ein Waggon Koks aus Westfalen zugesagt, sodaß die Konviktszöglinge am 28. Jän ner kommen konnten. Kannte man bis jetzt nur die Hitzeferien, so hat der Krieg auch die Kälteferien gebracht. Winter 1918 Wegen Mangel an Kohlen wurde im Konferenzzimmer die elektrische Hei zung versucht. Die drei kleinen Heizkörper wurden im Lager gegen ein Trinkgeld hergestellt. Leider erwies sich diese Heizung als zu teuer, da die Stunde auf 90 h käme, überdies wäre der Strom auch etwas zu schwach. Glockenabnahmen Nachdem beinahe die meisten Glocken abgeführt sind (in manchen Kirchen ist nur mehr das Zügenglöcklein übrig geblieben) nimmt man nun auch die Pfeifen der Orgeln herab, um Zinn zu gewinnen. Einstweilen begnügt man sich mit den Pro spektpfeifen. Genügt dies nicht, wird man natürlich auch zu den anderen greifen. Dieser Tage wird auch die große Glocke vom Kölner Dom ein Opfer des Krieges. Sie wird auf dem Turm auf elektrische Weise in Stücke zerschnitten, damit man sie herabbringen kann, da die 350 Zentner schwere Glocke als ganzes Stück wohl zu schwer wäre. Welch schreckliche Opfer haben die Zentralmächte in diesem furchtbaren Krieg zu erbringen. Nun sind auch in Osterreich die Kleider- und Schuhkarten eingeführt. Doch was nützen die Karten, wenn nichts zu kaufen ist. Die berüchtigten Kettenhändler hamstern ja alles zusammen. Durch sie wurde der Preis für Kaffee auf 140 K per kg getrieben, desgleichen Tee und Schokolade. Auch das Meter Stoff kommt jetzt schon auf über 100 K, sodaß ein einfacher Anzug auf 800-1000 K zu stehen kommt. - Unerreichte Teuerung ...

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