und 20 Kreuzer. Manche Meister mußten nur einen Gulden erlegen, andere einen Gulden und 40 Kreuzer. Ab 1815 geht der Beitrag wieder auf 20 Kreuzer zurück. Selbst in diesen geringen Beträgen finden die Krisen der österreichischen Wirtschaft im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts ein Abbild. Anton Schröcksnadel von Ober kappel wird 1844 „armutshalber" das Ruhen der jährlichen Beitragszahlung gestat tet. Auch Johann Mühleder aus Lembach geriet ab 1847 mit seinen Zahlungen arg in Rückstand. Erst 1854 zahlte er einen Gulden und erhielt „armutshalber einen Nach laß von 36 Kreuzern". Schon 1805 und 1806 mußte Leopold Kagler aus Niederkap pel seine jährlichen 20 Kreuzer nicht mehr zahlen. In seiner Beitragsspalte steht schlicht: „arm." Dramatischer liest sich der Eintrag bei Zacharias Schröffnadel aus Oberkappel im Jahr 1803: „In Kriminalarrest, (zahlt) folglich nicht." Auch Michl fJagenbuchner aus Niederkappel stellt 1829 die Zahlung ein, aber aus ehrenhaftem Anlaß: „zurück gelegt. Altershalber." Die knappen Vermerke zeigen, daß der Boden des Handwerks durchaus nicht immer golden war. In mehreren Fällen endete die Beitragszahlung durch eine Beendigung der Zunftmitgliedschaft. „Ausgewandert" steht da, oder genauer: „ausgewandert nach Wien". So läßt das Meisterbuch mit den jährlichen Zunftbeiträgen die Wechselfälle der wirtschaftlichen Handwerkerexistenz erkennen, wenn auch nur vordergründig. Die Kargheit der Eintragungen gestattet keine Ursachenforschung. Der Niedergang der Zunft und das Ende der Meisterbücher Die starren Zunftvorschriften lockerte bereits Maria Theresia. Joseph II. hob die Zunftschranken weitgehend auf. Es sollte aber noch bis zur Mitte des 19. Jahr hunderts dauern, bis die neue Gewerbeordnung Handwerksmeistern den Verkauf von Fremdfabrikaten, also den Handel mit nicht in der eigenen Werkstatt hergestell ten Waren, gestattete. Aber die Schwächung der Zunft zeichnete sich schon Anfang des vergange nen Jahrhunderts ab. Rückläufige Einkäufe neuer Meister machen die Entwicklung deutlich. Streitigkeiten unter den Vorstehern 1848 und kurz danach, 1852, durch Rücktrittsprotokolle bezeugt, sind weitere Symptome für den Zerfall alter ständi scher Ordnungen. Mit dem Jahr 1869 enden die Eintragungen. Eine qualitative Auswertung ist nur sehr begrenzt möglich. Die mengenmäßige Aufschlüsselung nach verschiede nen Kriterien gibt jedoch ergänzende, recht zuverlässige Daten zur Sozialstruktur eines Handwerks in einem überschaubaren Gebiet innerhalb der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
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