OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 3

Stadtrichterschwerter und Richterstäbe in Oberösterreich Von Georg Wacha Im Rahmen einer Tagung über „Vi sualisierung städtischer Ordnung: Zei chen - Abzeichen - Hoheitsabzeichen" des Forschungsinshtuts für Realien kunde am Germanischen Nationalmu seum in Nürnberg wurde I99I eine neue Hypothese über die Entstehung der in Linz erhaltenen fünf Stadtrichterschwer ter vorgetragen. Es konnte in den Wirren der Zeit um 1600 bzw. am Anfang des Dreißigjährigen Krieges kein Stadtrich ter das Schwert des Vorgängers verwen den, da dieser anderer Religion war oder einen anderen Titel geführt hatte. Das Referat hatte zur Folge, daß im Germani schen Nahonalmuseum selbst ein weite res Schwert, bis dahin unter den Fäl schungen eingereiht, als Ergänzung auf gefunden werden konnte.^ Der Vortrag ist nun mit Abbildungen im Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1993 erschienen, er behandelt aus Ober österreich die Stadtrichterschwerter von Enns, Gmunden, Steyr und Wels sowie die genannte Serie aus Linz.^ Einige Stücke wären zu ergänzen: Der Stab mit den Wappen der Villacher Stadtrichter von 1588 bis 1624 und das aus derselben Zeit stammende Richterschwert, beide im Museum der Stadt Villach,' Schwert und Szepter, frühbarocke Silberarbeiten für den Stadtrichter im Rathaus in Tulln.^ Ein sogenanntes Stadtrichter schwert in Baden (Hermann-RollettMuseum) ist wegen der Aufschrift eher der Zeuge der Tapferkeit eines mutigen Offiziers als ein Rechtssymbol. Bei den Stadtrichterstäben ist der Hinweis auf Freistadt, daß dort bei der Amtsübergabe 1559 der Gerichtsstab des Stadtrichters erwähnt wird,' durch die diesbezüglichen Aufzeichnungen von Hans Lambel bei der Sammlung der Weistümer zu ergänzen. ■ Ein Bericht darüber in „linz aktiv", Heft 122, Frühjahr 1992, S. 69, mit Abb. unter dem Titel „Wiederentdecktes Stadtrichterschwert", eine kurze Meldung in Oberösterreichischer Kultur bericht, 46. Jg., Folge 2, Februar 1992, S. 10 („Stadtrichterschwert aus Linz in BRD ent deckt"). ' Georg Wacha, Stadtrichterschwerter in Oster reich mit besonderer Berücksichtigung der Lin zer Beispiele, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums und Berichte aus dem For schungsinstitut für Realienkunde 1993, S. 87-97, mit acht Abb. ' Wilhelm Neumann, Museum der Stadt Villach, Kleiner Wegweiser, 1972, S. 9, Dieter Neumann, Museum der Stadt Villach, Führer durch die Ausstellung, 1987, S. 21. ' 1200 Jahre Tulln. Eine Stadt in den besten Jah ren - 791-1991, Ausstellung Stadtsaal Tulln, 1991, Katalog S. 67, Nr. 9.1, ohne Abb. ' Wacha, Anzeiger 1993, S. 96. Bei der Neuwahl eines Bürgermeisters oder Richters blieben die alten Bürgermeister und Richter noch bis zum Weihnachtsabend im Amt, erst dann übertru gen diese den Nachfolgern ihre Amtsgewalt, in dem sie ihnen die Symbole der Macht, der Bür germeister den Samtbeutel mit den Schlüsseln und der Richter den Gerichtsstab, übersandten. Heidelinde Klug, Die Ratswahlen in Freistadt im Spiegel der Jahrhunderte, in: Freistädter Ge schichtsblätter 4,1970, S. 24 (Aufzeichnung von 1559).

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