OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 3

wird festgehalten, ob der Bewerber seinen Lehrbrief und den Erwerbsteuerschein vorgelegt hat. Damit scheint es häufiger Schwierigkeiten gegeben zu haben, denn immer wieder tauchen Eintragungen auf, mit denen eine Nachfrist für das Beibrin gen dieser Papiere gestellt wird. Auffallend ist jedoch, daß es wohl keinen festgelegten Text für das „EinkaufsFrotokoll" gab. Der Wortlaut ähnelt sich, solange ein bestimmter Schriftführer die Einschreibung übernimmt. Nach einem Wechsel in diesem Amt, gut erkennbar an einer anderen Handschrift, erscheinen meist veränderte Formeln. Bereits um 1820 prägt sich in den Eintragungen ein stärkeres handwerkliches Selbstbewußtsein aus, denn die Hinweise auf das Untertanenverhältnis verschwinden. Es werden nur noch der Herkunftsort und der genaue Wohnsitz (z.B. Schusterhäusl bei Falkenstein) angeführt. Jedoch gibt es keinerlei Angaben über den Zeitpunkt der Geburt, der heute als „Geburtsdatum" für die Identität eines Menschen unverzichtbar erscheint und in keinem heutigen Formular irgendeiner Behörde, Organisation oder Firma fehlt. Im Einkaufsbuch wird von den zahlreichen Formalitäten, die mit einer Mei sterprüfung verbunden waren, nur der Schlußakt festgehalten, also das Zahlen der Gebühr, verbunden mit der Zustimmung der anderen Meister. Die sonstigen Bedin gungen, wie „ehrliche" Geburt, katholischer Glaube, Arbeitszeugnisse von der Wan derschaft, Anfertigung von Meisterstücken, werden nicht einmal erwähnt. Das Meisterbuch Dieses Buch enthält die meisten Namen der Meister aus dem Einkaufsbuch. Hier werden die gezahlten Jahresbeiträge vermerkt, also eine Art sehr einfacher Ein kontenbuchhaltung. Der erste Schriftführer des Jahres 1799 gestaltete mehrere rechte Seiten des Buches mit zwei Gitterkästen mit je 60 Kästchen. Der Raum über diesen Kästchen diente zur Eintragung von Name und Arbeitsort des Meisters. In der obersten Kästchenreihe finden wir die Jahreszahlen der Mitgliedschaft in der Zunft. Die zweite Reihe enthält die Bestätigung, daß der Jahresbeitrag gezahlt wurde. Längere Lebensarbeitszeiten auf einer Meisterstelle, wie etwa bei Mathias Pitzinger und seinem Sohn Franz Pitzinger, zwangen zum Eintragen von Daten in den freien Raum unterhalb der Gitterkästen. Bei Tod eines Meisters endeten die Eintragungen. Sein Name wurde durch gestrichen, bei manchen Sterbefällen ein Kreuz oder ein Krückenkreuz unter die Per sonendaten gesetzt. Die geraden Seitenzahlen stehen ab Seite 2 auf der rechten Buchseite, im Gegensatz zu der im Buchdruck üblichen Paginierung. Mit Seite 192 enden die vorgezeichneten Gitterkästen. Danach und auf den leeren linken Seiten erscheinen teilweise recht chaotische Eintragungen. Auch gibt es schon auf den Seiten 27 und 28 „Einkäufe" von Meistern, die sachlich in das Ein kaufsbuch gehören. Ab der Seitenzahl 69 folgen weitere zwölf Einkaufsvermerke,

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