OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 3

zwischen Stadt- und Landbewohnern gegenseitiges Mißtrauen und gar nicht so sel ten auch ausgewachsene Feindschaften. Es dauerte indes noch zwei Jahre, bis am 9. April 1845 in St. Florian unter dem Vorsitz des Erzherzogs die konstituierende Versammlung der Landwirtschafts gesellschaft erfolgen sollte.®'' Bis dahin waren aus Enns 17 Mitglieder beigetreten, die meisten von ihnen waren auch im Industrie- und Gewerbeverein, darunter der Bür germeister und der Dechant, Ignaz Gruber, Franz Schmelzing, Dr. Gugger, Ferdi nand Preinfalk, Eberstaller, Engelbrecht und Postmeister Hild sowie Andreas Wirk Deshalb einigte man sich darauf, auch die Mitglieder der Landwirtschaftsgesell schaft in Hinkunft zu den Sitzungen des Industrie- und Gewerbevereines einzula den, ohne damit St. Florian präjudizieren und beleidigen zu wollen. Die Ennser waren nämlich dorthin zugeteilt. Die Gründungsversammlung fand dann schließ lich erst am 10. April und nicht in St. Florian, sondern in Linz statt. Der bereits hin länglich bekannte Karl Schmutz wurde auch Sekretär dieser Gesellschaft, in der mit Joseph Dierzer der Vorsitzende des Linzer Mandatariats im Ausschuß vertreten war. Präsident wurde allerdings als Großgrundbesitzer Graf Weissenwolff.®® In der Zwischenzeit hatte sich das Verhältnis zu Steyr kaum gebessert. Der Verein mußte erleben, daß er vom Steyrer Mandatariat nicht besser behandelt wurde als der Ennser Magistrat vom Steyrer Kreisamt. Zur endgültigen Entzweiung trug dann die letzte große Anstrengung des Ennser Vereines einen guten Teil bei. Im Jahre 1845 fand nämlich in Wien die im Abstand von zwei Jahren organi sierte große Gewerbeaussteilung statt. Nach anfänglichem Zögern meldeten sich aus Enns 31 Aussteller mit 78 Einzelprodukten.®' Der Erfolg der Ennser war nicht gerade überwältigend, aber doch beachtenswert. Man war stolz darauf, nach Steyr die meisten Aussteller aus Oberösterreich entsendet zu haben, sodaß dieses Land nach Wien mit Niederösterreich und Böhmen an die dritte Stelle gereiht wurde.'" Dazu kam noch, daß einzelne Arbeiten in Wiener Journalen gebührend bewundert wurden. Wer konnte schon von sich behaupten, in einer Wiener Zeitung aufzuschei nen! Da machte es momentan sogar wenig aus, daß im zur gleichen Zeit gedruckten Bericht der Generalversammlung des Vereines die Ennser Anregungen wieder ein mal nicht aufgenommen worden waren. In Wien errangen die Ennser zwar keine Preise, aber der Hutmacher Josef Köttl und der schon bekannte Riemermeister Karl Huber erhielten ehrende Erwäh nungen, die nach Schluß der Ausstellung im Rittersaal der Hofburg in Anwesenheit des Kaisers verlesen wurden. Entsprechende Diplome gab es auch.'^ Ebenda, Protokoll vom 6. April 1845. Ebenda, Protokoll vom 7. Mai 1845. Ebenda. Ebenda, Protokoll vom 9. Juli 1845. " Ebenda. Ebenda, Protokoll vom 6. August 1845.

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