pold Peintinger als Apotheker und Fürst Vinzenz von Auersperg. Das heißt, daß jene, die eigentlich am Gedeihen des Vereins interessiert hätten sein müssen, die Unternehmer und Gewerbetreibenden, zum großen Teil abseits standen. Nicht ein mal der inzwischen berühmt gewordene Riemermeister Georg Huber war Mitglied. Gründe dafür mag es viele gegeben haben, unter anderem den relativ hohen Mit gliedsbeitrag von fünf Gulden. Auch der Bürgermeister zählte anfänglich nicht zu den Mitgliedern und beeilte sich erst beim Besuch des Erzherzogs beizutreten. Ein interessantes Bild ergeben die Unterschriften unter den jeweiligen Proto kollen: Selbstverständlich räumte man anfänglich dem Dechanten die erste Zeile ein, aber schon bald beanspruchte sie der Bibliothekar Ferdinand Preinfalk, der in den fünfziger Jahren mit wenig Glück die Geschicke der Stadt leiten sollte. Bald machte ihm der Bürgermeister Gaspar Falk diesen Platz streitig. Wenn er keinen Platz mehr fand, schrieb er sich neben Preinfalk, nie aber einfach als nächster in die Reihe, wie dies z. B. Ignaz Gruber tat. Des Bürgermeisters gesamte Leistung für den Verein bestand darin, daß er jährlich die gemeinsame Bestellung der Industriezei tung organisierte. Künftighin rutschten aber auch Unternehmungen ins Protokoll, die mit dem Verein gar nichts zu tun hatten, auch wenn sie ihn indirekt berührten. Dazu gehört z.B. der Umstand und die Nachricht, daß sich von 1840 bis 1842 die Bevölkerung um 149 Personen vermehrt hat,®^ oder die Wiederherstellung der geraden Damm straße zum Tabor und der „Fliegenden Brücke" im Herbst und Winter 1845/46.®^ Sie war 1829, kurz nach ihrer Erbauung, durch ein Hochwasser zerstört worden. Als ebenso wichtig für die Industrie erachtete man den Spatenstich zum Erweiterungs bau des Armen- und Krankenhauses am 6. März 1846, weil damit einem Hauptbe dürfnis der Hülfsarbeiter entsprochen wurde.®® Die Pflanzung von Maulbeerbäumen und damit einhergehend die Seiden raupenzucht ist ein typisches Beispiel für die ganzheitliche Betrachtungsweise der Zeit. Und so wundert es uns nicht, daß derselbe Personenkreis, der sich für den Industrie- und Gewerbeverein engagiert hatte, auch an einer in Gründung begriffe nen Landwirtschaftsgesellschaft großes Interesse zeigte. Die Anfänge dazu lassen sich bis in das Jahr 1843 zurückverfolgen. Keimzelle war das Stift St. Florian. Ignaz Gruber konnte in der Sitzung vom 3. Mai 1843 berichten, daß auf Wunsch Erzherzog Johanns in St. Florian Statuten zu einem Landwirtschaftsverein ausgearbeitet werden sollen und daß diese bereits fertiggestellt seien. Er betonte dabei den innigen Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Gewerbe.®® Dies ist bei einem Braumeister weiter nicht verwunderlich, war er doch in Bezug auf Weizen, Gerste und Hopfen auf die Bauern angewiesen. Gesellschaftlich gesehen herrschten Ebenda, Protokoll vom 5. Februar 1843. " Ebenda, Protokoll vom 4. März 1846. Ebenda, Protokoll vom 8. April 1846. Ebenda, Protokoll vom 3. Mai 1843.
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