OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 3

Unter Kuratel von Steyr Es wurde schon bemerkt, daß der Status des Ennser Zweigvereines ein schwebender war. Es hatte nie zu einem eigenen Mandatariat gereicht. Anfänglich haben es die Ennser meisterhaft verstanden, sich zwischen Steyr und Linz durchzu lavieren, wobei man von den Linzern wesentlich mehr Unterstützung erfuhr und ihnen nicht zuletzt deshalb auch mehr Sympathie entgegenbrachte. Dazu kommt noch, daß zwischen dem Linzer Mentor Karl Schmutz und Ignaz Gruber eine echte Freundschaft bestanden haben dürfte. Dafür spricht schon die Briefanrede, die statt des üblichen \Mohlgeboren... oder Wohllöblichen... durchweg Lieber Freund lautet. Die Briefe des Karl Schmutz sind frei von den gängigen flöflichkeitsfloskeln der Zeit, mit denen man auch so subtil beleidigen konnte, und frisch von der Leber weg geschrieben. Vorerst haben sich die Ennser selbst eine Aufwertung verliehen. Aus dem bereits zitierten Bericht vom November 1842 geht hervor, daß Enns 40 Mitglieder stellte, Mauthausen sechs, St. Florian drei und Schwertberg eines.^^ Deshalb nannte man sich fortan Mitglieder des innerösterreichischen Industrie-Vereins von der Stadt Enns und Umgebung. Noch im September waren sie von den Linzern eingeladen worden, an den Sitzungen in der Landeshauptstadt teilzunehmen.'^ Nun aber wendeten sie sich an die beiden Mandatariate um Unterstützung bei der Finanzierung des schon erwähnten Zeichenlehrers. Am 16. November 1842 hat eine Ennser Delegation den Verein in Linz besucht und wurde dort von Joseph Dierzer, Karl Schmutz, Kustos Ursprung und einigen Mitgliedern freundlich empfangen.'^ Auf der anderen Seite langten aus Steyr gedruckte Einladungen für die dort alljährlich stattfindende Geburtstagsfeier ein. Einige Mitglieder erklärten sich bereit, daran teilzunehmen, nicht aber Ignaz Gruber als Leiter der Ennser Zweigstelle.'® Aus einem Brief von Josef Koller vom 19. Jänner 1843 geht hervor, daß ursprünglich sogar überhaupt niemand teilnehmen wollte, worüber er sich heftig beklagte.'^ Aus einem am 2. Februar datierten Brief von Karl Schmutz, der seine schützende Hand über Enns hielt, schließen wir, daß erneut Zwistigkeiten ausgebrochen sind. Er ersuchte Gruber darin, mit Steyr... einstweilen glimpflich . ' Die Ennser wollten nämlich die Hälfte der Mitgliedsbeiträge selbst verwalten. Offensichtlich waren sie in finanziellen Angelegenheiten bereits dem Mandatariat in Steyr unterworfen. Die Vereinsstruktur richtete sich eben nach staatlichen Verwaltungseinheiten. Enns aber gehörte zum Traunkreis, dessen Hauptstadt Steyr war. Dies sollte sich bald bestäti gen. Ebenda, Protokoll vom 6. November. Ebenda, Protokoll vom 4. Dezember 1842. Ebenda. Ebenda. Ebenda, Korrespondenz. " Ebenda.

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