Neue Initiativen zur Seidenraupenzucht gingen in Oberösterreich auf den k. k. pensionierten Hauptmann Josef Reisinger zurück, der seit 1840 Maulbeerplan tagen in Aschach angelegt hatte. Kleinere Initiativen wurden in Arnreit im Mühlvier tel und in Gramastetten gesetzt. Im Herbst waren die Mitglieder des Ennser Vereins eingeladen worden, an den wöchentlichen Sitzungen in Linz teilzunehmen, und von einer dieser Zusam menkünfte brachte das Vereinsmitglied Johann Lang die freudige Botschaft mit, daß der Wiener Seidenfabrikant Anton Chwalla dem oberösterreichischen Verein 6.000 Setzlinge schenken möchte. Dessen Faktor in Linz, Franz Kaltenbrunner, äußerte den Wunsch, daß Ignaz Gruber die Verteilung übernehmen solle. Gleichzeitig hatte die Stadt Enns 1.700 Setzlinge in Aschach bestellt, um unbebaute Grundstücke damit zu bepflanzen, und Fürst Vinzenz von Auersperg hatte für seinen Betrieb ebenfalls 500 Setzlinge geordert.'^ Man setzte also allenthalben auf diesen „neuen Industriezweig". Ganz so, wie Lang es vermittelt hatte, war es zwar nicht: Die 6.000 Setzlinge waren keineswegs für Enns allein bestimmt, aber im Frühjahr 1843 wollte Chwalla sogar 9.000 Setzlinge für Oberösterreich schicken.^® Ende Februar langten dann 9.500 Setzlinge in Enns ein, von denen Ignaz Gruber 4.000 verteilen durfte. I.OOO waren für Steyr bestimmt, 500 für Sierning, 300 für Weyer und 340 für St. Florian. Den Rest mußte er auf Veranlassung von Karl Schmutz nach Linz weitersenden.®' Inzwischen hatte Dr. Gugger längst eine eigene kleine Zucht angelegt gehabt und konnte in der Sitzung vom 2. August bereits eigene Kokons vorzeigen, die zwar klein, aber angeblich von ausgezeichneter Qualität gewesen sind.®" Trotz mehrerer Rückschläge überlebte die Seidenraupenzucht das Ende des Industrievereins Enns und wurde noch 1870 betrieben.'^^ Einige Maulbeerbäume stehen noch heute ent lang des Bahnhofweges. Der hohe Besuch Ein entsprechender Erfolg von Unternehmen und Einzelpersönlichkeiten beruht jedoch nicht nur auf der tatsächlich geleisteten Arbeit, sondern auch am Geschick, diese in der Öffentlichkeit gut zu verkaufen. Politiker und Showstars wis sen das genau, und deshalb ist für sie die Medienpräsenz so wichtig. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt es, das Interesse der Oberbehörden und, besser noch, des Kaiserhauses auf sich zu lenken. So hing der Bekanntheitsgrad einer InstiAStE, Akten, Industrie- und Gewerbeverein, Protokoll vom 6. November 1842. Ebenda, Protokoll vom 5. März 1843. " Ebenda, Korrespondenz: Brief von Anton Chwalla an Ignaz Gruber mit genauer Beschreibung und Pflanzanleitung vom 25. Februar 1843; Schreiben des Karl Schmutz an Ignaz Gruber vom 9. März 1843. Ebenda, Protokoll vom 2. August 1843. Kneifel, Maulbeerpflanzungen, S. 314 f.
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