OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 3

staller, Müller zu Kristein, erklärte sich bereit, seine Mühle mit vier Gängen zu ver kaufen, dies jedoch nur an jemanden, der darin eine Fabrik einrichten würde, wie sie vor 50 Jahren schon bestanden hatd^ Gemeint war damit sicher die 1763 gegründete Gotton-Fabrik, von der wir nun auch den genauen Standort kennen. Es war aber niemand bereit, auf diese für Enns vorteilhafte Bedingung einzu gehen. Deshalb ging Eberstaller daran, seine Mühle auch als Stampfe für Knochen mehl einzusetzen, welches damals als sehr guter Dünger galt." Allerdings war auch diese Idee eben nicht neu. Das Vereinsmitglied Hinterleitner stellte Versuche in der Gelbgießerei an und führte sie den Vereinsmitgliedern vor." Große Hoffnungen setzte man in die Erfindung eines neuartigen Abhäutungsmessers, das vom Ennser Emil Weeger konstruiert worden war und den Fleischhauern und Jägern Arbeitserleichterungen bringen sollte." Es setzte sich letzt endlich nicht durch. Magistratsrat und Protokollführer Andreas Wirl regte an, daß angesichts der vielen Betriebsunfälle von den Ärzten Vorträge gehalten werden sollten, um Arbeits unfällen vorzubeugen. Dr. Gugger griff den Vorschlag auf und erklärte sich bereit, solche Vorträge zu halten. Allerdings glaubte er, aufgrund seiner medizinischen Kompetenz das Thema ändern zu müssen und sprach mehrmals über die richtige Krankenpflege und über Methoden zur Rettung von Scheintoten, nicht aber über Unfallverhütung.'® Die Seidenraupenzucht Der nachhaltigste Erfolg war den Versuchen mit der Anpflanzung von Maul beerbäumen zur Seidenraupenzucht beschieden. Auch diese war an sich nicht neu. In Wien und Umgebung florierte der Erwerbszweig seit dem 17. Jahrhundert, und in der Welser Heide sind Maulbeerbäume seit 1710 nachzuweisen. In der Nähe der bereits erwähnten Strumpfmanufaktur von Poneggen wurde die Seidenraupenzucht seit der Mitte des 18. Jahrhunderts betrieben - vermutlich als Rohmaterial für die Erzeugung besonders feiner Strümpfe. Weil sich diese Manufaktur aber vor Poneg gen in Enns befand, ist die sehr schlecht überlieferte Nachricht, daß auch hier im 18. Jahrhundert Maulbeerbäume gestanden seien, nicht ganz von der Hand zu wei sen. Auf einer Lithographie des Jahres 1828 sind solche entlang des Bleicherbaches auch zu sehen." Ebenda, Protokoll vom 5. März 1843. Ebenda, Protokoll vom 9. April 1844. Ebenda, Protokoll vom 5. Juli 1843. " Ebenda, Protokoll vom 2. August 1843 und folgende. " Ebenda, Protokolle vom 6. September 1843, 5. November 1843, 9. April 1844 usw. Vgl. zum Folgenden neben den Protokollen vor allem Herbert Kneifel, Maulbeerpflanzungen in Enns im 19. Jahrhundert. Zur Geschichte der Seidenraupenzucht in Oberösterreich. In: Oberösterreichi sche Heimatblätter, Jg. 41 (1987), S. 305-317.

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