OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 3

und tauchte tatsächlich bereits einige Tage später auf: Baron Ludwig von Schönner mark. Mit ihm kamen sechs Zeichentische, zwölf Zeichenbretter und ebenso viele Rahmen für Vorlegeblätter.^^ Der Zeichenlehrer stürzte sich sofort in seine neue Auf gabe und verfertigte selbst Vorlageblätter, wenn welche fehlten. Der Verein übertrug dem neuen Lehrer die Aufsicht über die Bibliothek und die sonstigen Sammlungen, die inzwischen in das Minoritenkloster gebracht worden waren. Aus der Zeichen schule ist dadurch eine Bildungslehranstalt geworden. Allerdings führte die Besol dung des Lehrers durch den Gesamfverein auch zu einer größeren Abhängigkeit von diesem. Innerhalb kürzester Zeit stieg die Zahl der Zöglinge auf 40 an und die Schule strebte auch niveaumäßig ihrem Höhepunkt zu. Allein mit der Gesundheit des Leh rers stand es nicht zum besten. Anfang Juni erkrankte er und konnte beinahe zwei Monate keinen Unterricht erteilen. Dennoch waren die Linzer auf ihn aufmerksam geworden, und da deren Kustos Anton von Ursprung zur Baudirektion des Landes wechselte, wo er schon vorher als Praktikant tätig gewesen war, fragte Karl Schmutz an, ob Schönnermark freigegeben würde.^' Iganz Gruber scheint darauf heftig und negativ reagiert zu haben, denn Schmutz schrieb schon zwei Tage später, daß er geglaubt habe, mit der Abwerbung Gruber nur einen Gefallen zu tun, da dieser mit Schönnermark offensichtlich nicht zufrieden gewesen sei. Er selbst habe dem jungen Mann, dessen Eltern in Linz lebten, nur Gutes tun wollen. Keineswegs aber wollte er die Ennser beirren. Die Linzer würden nämlich nur aus edlen Motiven handeln, nicht so wie die Steyrer,^® mit denen es offensichtlich immer wieder Krach gegeben hat. Wir werden später noch darauf zurückkommen. Baron von Schönnermark, der geklagt hatte, daß es in der Schule bei Fen stern und Türen hereinziehe, weshalb seine Gesundheit so leide, mußte zunächst bis Oktober bleiben. Er meldete sich aber auf die öffentliche Ausschreibung der Linzer, sodaß er nicht mehr umgangen werden konnte. Außerdem fiel er weiterhin häufig durch Krankheit aus. Im November war es dann soweit: Schönnermark wurde Kustos in Linz und seine Stelle mit dem Sohn des Ennser Maurermeisters Plochberger, Anton Plochberger, nachbesetzt.^' Man war schließlich dem Vater zu Dank verpflichtet, wie wir wei ter unten noch sehen werden. Anton Plochberger hatte neben der bereits absolvierten Maurerlehre auch das Buchbindergewerbe erlernt, doch reichte dies anscheinend für die Tätigkeit als Zeichenlehrer nicht aus. Die Vereinsführung war sehr unzufrieden mit ihm. Die Anzahl der Schüler, die zuletzt auf 46 gestiegen war, nahm nunmehr ständig ab, und trotz aller Rücksichtnahme gegenüber dem Vater beschloß der Verein, sich von ihm zu trennen. Dem kam Plochberger zuvor, als er mit Ende Februar 1846 selbst um seine Entlassung ansuchte."" Ebenda. " Brief an Ignaz Gruber vom 22. August 1843. Ebenda, Korrespondenz. Ebenda, Brief vom 24. August. Ebenda, Protokoll vom 5. Jänner 1844. Ebenda, Protokoll vom 8. Februar 1846.

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