OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 3

Die Rede wollte er selbst halten. Außerdem sollte im kleinen Ratssaal eine GeWerbeausstellung organisiert werden. Im übrigen kam man überein, jeglichen Prunk zu vermeiden, weil man wußte, daß der Erzherzog davon nichts halte. Wirl brachte nun alles zur Sprache, was ihn offenbar schon länger geärgert hatte: z.B. der Mangel an Spinnmaschinen und an Wasserwerken, die verfehlte Ent wicklung des Webergewerbes, das meist ausländische und nicht inländische Pro dukte verarbeitete, noch dazu mit alten Webstühlen, bei denen keine Fußarbeit ein gesetzt werden konnte; er beklagte die schlechte Qualität des Innerberger Eisens, ferner die durch die Aufhebung des Salzamtes herbeigeführten Bevölkerungsverlu ste, die Abberufung der Garnison, das jegliche Fehlen kaiserlicher (= öffentlicher) Amter in der Stadt, er bedauerte die Einführung der Dampfschiffahrt und die zu große Geschwindigkeit der reitenden Posten, weiters die Unsicherheit in Bezug auf die Trassierung der künftigen Staatsbahn und - damit zusammenhängend - die Furcht, daß Enns zu weit von der Bahn abgelegen sein wird, und schließlich noch die fortschreitende Versandung des Römer- und Salzhafens im Enghagen. En passant wollte er anschließend die Lokalverhältnisse des Vereines ein streuen, um dann gleich wieder mit den Wünschen fortzufahren, die den Ennsern am Herzen lagen: die Wiedergewinnung einer Garnison, die Berücksichtigung des Salzhafens bei den staatlicherseits durchgeführten Wasserbauten an der Donau, die vor allem für die Dampfschiffahrt notwendig geworden waren, das Freimachen des alten Ennsarmes von der Liechtensteinmühle bis zum Kalkofen, der aus Nachlässig keit bereits seit 100 Jahren verschüttet war,^® die Errichtung einer Bahnstation nahe bei der Stadt und letztendlich noch die Anstellung eines Lehrers bei der Zeichen schule. Und weil der Protokollführer bei dieser Sitzung bereits in Fahrt gewesen war, schlug er auch gleich vor, was die Stadt machen sollte: Erhebungen pflegen, mit wel chem Aufwand der vorhin genannte Kanal wieder flottgemacht werden könnte und den Maurern und Brunnenmeistern das Studium der neuen Brunnenbaumethode in Langenstein zu ermöglichen, bei der nicht mehr gepölzt werden müsse.^' Er hat damit grosso modo auch bereits die kommenden Vereinsziele vor weggenommen. Vor allem das Kanalprojekt sollte in nächster Zeit stets auf der Tagesordnung stehen. Mit dem hohen Besuch sollte es jedoch zunächst nichts werden. Erzherzog Johann kam zwar am 28. August auf der Durchreise in die Stadt und nützte den halbstündigen Pferdewechsel zu einem Gespräch mit den Vereinsmitgliedern und den Honoratioren der Stadt, aber er war auf dem Weg zu großen militärischen Manövern im Rheinland und deshalb in Eile. So wurde denn doch das empfohlene Promemoria verfaßt und überreicht, in dem nichts von den Sorgen und Nöten zu Ursprünglich standen hier die Lichtenscheinmühle (Steyrerstraße II), die Jägl-Mühl (Steyrerstraße 3), die Stadtmühle (Lerchental 7) und die Mühl an der alten Bruck. Vgl. Herbert Kneifel, Müh len in der Stadt Enns. In: Mein Enns (wie Anm. 25), S. 313-319. AStE, Akten, Industrie- und Gewerbeverein, Protokoll vom 12. Juni 1842.

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