OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 3

und Karl Schmutz ist zum Sekretär ernannt worden. Bischof Gregorius Thomas Ziegler, ebenfalls Mitglied des Vereines, stellte in seiner Residenz Lokalitäten zur Verfügung, denn die Zweigstelle verfügte bereits über eine eigene Bibliothek und auch eine Zeichenlehranstalt! Daraus wird beinahe zweifelsfrei ersichtlich, daß die Neugründung von langer Hand vorbereitet und gründlich geplant worden ist. Mit dem Prakhkanten der k. k. Baudirektion, Anton von Ursprung, stand auch ein Kustos für Bibliothek und Schule ante portas.^^ Bereits ein Jahr später war es den Linzern mit einer Subvention der Stände gelungen, von Baumeister Johann Metz ein Haus zu erwerben, das erst wenige Jahre vorher errichtet worden war.^^ Die Lehr anstalt wurde übrigens 1844 bereits von 272 Zeichenschülern besucht." Am I. April 1842 ist dann das Linzer Mandatariat behördlich genehmigt worden. Unter diesen Voraussetzungen kamen also am 5. Mai die Vereinsmitglieder von Enns und Mauthausen im Gasthof „Zur Goldenen Krone" zusammen, um nun ihrerseits ihrer Arbeit für die nächste Zeit eine organisatorische Grundlage zu ver schaffen." Zunächst einigte man sich darauf, zumindest einmal pro Monat eine Sit zung abzuhalten. Die Ennser Mitglieder allein sollten sich sogar jeden Mittwoch in der „Goldenen Krone" treffen, um den Gedankenaustausch zu pflegen. Die Gast stube wurde taxfrei zum „Casino" ernannt. Dr. Gugger hatte schon lange zuvor die Industriezeitung abonniert und bot sie nun den übrigen Mitgliedern zum Lesen an. In diesem Zusammenhang wurde der Wunsch geäußert, überhaupt ein Lese kabinett einzurichten, da die Mitglieder ohnedies Bücher vom Gesamtverein geborgt erhalten würden. Diese könnten hier aufgestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Vorgesehen dafür war ein Zimmer im Kaffeehaus des Vereinsmitgliedes Joseph Sterzel, das mit einer entsprechenden Tafel „Lesekabinett" zu kennzeichnen war. Auf Veranlassung von Ignaz Gruber und in Nacheiferung des Linzer Vorbil des hatte die Bürgerschaft schon einige Monate lang ein helles Zimmer im Minoritenkloster zur Errichtung einer Zeichenschule zur Verfügung gestellt. Dort wurden von Zimmermeister Azenhofer bereits 17 Schüler im Zirkelzeichnen unterrichtet." Der Zentralverein hatte dies angeblich bereits gewürdigt, Vorlageblätter und drei ganz neue Reißzeuge gespendet und überdies versprochen, die Schule weiter zu för dern. In Wahrheit waren es aber die Linzer gewesen, die den Fremden in Enns wie auch später stets unter die Arme gegriffen haben. Der eben im Entstehen begriffene Ennser Zweigverein übernahm nun diese Unterrichtsanstalt. Jedes Mitglied konnte einen Schüler nominieren, für den pro Gotting, Gewerbeverein, S. 1 ff. Es handelt sich um das Haus Steingasse Nr. 6, das seit 1851 die Realschule beherbergt. In: Hanns Kreczi, Linzer Häuserchronik. Linz 1941, Nr. 676. Gotting, Gewerbeverein, S. 7, AStE, Akten, Industrie- und Gewerbeverein, Protokoll vom 5. Mai 1842. " Herbert Kneifel, Die Gewerbevereins-Bildungsanstalt in Enns 1842-1848. Ein Beitrag zur Schulge schichte Oberösterreichs. In: Mitteilungen des Museumsvereines „Lauriacum" Enns, N. F. 9 (1971), S. 17-22, und derselbe in: Mein Enns. Beiträge zur Geschichte der ältesten Stadt Österreichs. Linz 1988, S. 278-283. Hier auch Angaben über die Lehrmittel und Lehrbücher.

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