OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 3

Unter den anätren Örtern waren vermutlich Linz und Steyr zu verstehen, vielleicht auch Waidhofen a. d. Ybbs, wo mit Regierungsdekret vom 6. April erst kürzlich ein Mandatariat (= Zweigverein) eingerichtet worden ward^ Beim Verein zur Beförderung der Gewerbs-Industrie in Steiermark und Illyrien han delte es sich nämlich um ein Unternehmen, das 1837 in Graz gegründet worden war und nach Wunsch seines Protektors, Erzherzog Johann, über die gesamte Monarchie Verbreitung finden sollted^ Unter Gewerbs-Industrie darf man für diese Zeit zunächst jedoch noch keine Fabriken im heutigen Sinn verstehen. Das Wort bedeu tete einfach „Gewerbefleiß". Nur sechs Jahre später, als sich der Verein von Graz aus mehr nach Norden und Westen orientiert hatte, wurde er 1843 in Verein zur Beförde rung und Unterstützung der Industrie und der Gewerbe in Innerösterreich und dem Land ob der Enns mit Salzburg umbenannt. Die Trennung zwischen Industrie und Gewerbe war darin bereits ausgedrückt. Sie hat sich aber nicht überall und nicht sofort durchge setzt. In Enns werden mitunter noch 1845 die Handwerker als Industrielle bezeichnet. Allerdings kann man darin auch eine reine Höflichkeitsgeste sehen, wenn man will. Die Zentrale in Graz verstand sich als Direktoriat, wobei den einzelnen Mandatariaten relativ freier Spielraum gelassen wurde, so lange sie finanziell kräftig genug waren. Doch war die Hälfte des jährlichen Mitgliedsbeitrages in der Höhe von fünf Gulden nach Graz abzuliefern, um damit die Agenden des Gesamtvereines finanzieren zu können. Erster Direktor war übrigens der Protektor Erzherzog Johann, der den Verein also nicht nur förderte, sondern ihm auch ein tätiger Vor stand war. Im Lande ob der Enns zählte der Verein Ende 1839 bereits 245 Mitglieder. Deshalb war in diesem Jahr für ganz Oberösterreich ein Mandatariat zu Steyr gegründet worden, dem die Mitglieder des gesamten Landes zugezählt wurden. Hauptinitiator für die Gründung dieser Zweigstelle dürfte der k. k. Katastralvermessungsinspektor Karl Schmutz gewesen sein.^® Er ist anschließend nach Linz berufen worden und hat sich in der Folge dort um die Förderung des Vereines gekümmert, zumal 40 der genannten Mitglieder im Jahre 1839 bereits in der Landeshauptstadt beheimatet gewesen waren." Als Vorstand in Steyr fungierte in Hinkunft der Eisen händler Josef von Koller.^® Am 12. Februar 1842 wurden nun die Steyrer Vorstandsmitglieder nach Linz eingeladen, wo Karl Schmutz vor dem Landespräsidenten Freiherrn von Skrbensky einen Vortrag hielt, der vermutlich darauf hinauslief, daß in Linz ebenfalls eine Zweigstelle errichtet werden sollte. Der Wortlaut ist uns nicht überliefert. Es ist auch unbekannt, ob die Vereinsleitungen in Steyr und Graz zuvor etwas von diesen Bestrebungen gewußt hatten. Vielleicht sind sie überrumpelt worden. Ein Ausschuß wurde gewählt, dem die Industriellen Joseph Dierzer und Franz Planck angehörten. " Ebenda, Verschiedenes. " William Gotting, Der oberösterreichische Gewerbeverein von 1842-1892. Linz 1893, S. Ulf. " Manfred Brandl, Neue Geschichte von Steyr. Vom Biedermeier bis heute. Steyr 1979, S. 117. " Götting, Gewerbeverein, S. IV. Brandl, Steyr, S. 117.

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