So konservativ diese Zeit des Biedermeier auf der einen Seite auch gewesen sein mag, fehlte es auf der anderen Seite doch nicht an ungeheuren Neuerungen, die für Enns jedoch nicht immer nur Gutes brachten: Als z.B. die Pferdeeisenbahn von Linz nach Gmunden fertiggestellt worden war (1838), kam der staatliche Salztrans port auf Traun und Donau endgültig zum Erliegen.Dies betraf nicht nur die Leute in Stadl-Paura, sondern auch die Schiffsknechte in Enns, die ihre Arbeitsplätze nun gänzlich verloren. Und schließlich sah man ein Jahr später auf der Donau etwas, was schier unmöglich war: ein Schiff, das sich von alleine stromaufwärts bewegte: Am 27. Sep tember stampfte das Dampfboot „Maria Anna" erstmals nach Linz. Für Enns jedoch war keine Schiffsstation vorgesehen. Das übrige Europa war der Habsburgermonarchie in technischen Belangen weit voraus. Aber das wußten hierzulandenur wenige, wie z. B. die GebrüderRädler aus Linz, Johann Grillmayr und Joseph Dierzer, die in Kleinmünchen die ersten Fabriken nach englischem Muster erbauten - mit Spinnmaschinen, die auf dem Kontinent zuvor nie gesehen worden waren. Zu ihrem Betrieb nutzten sie die Was serkraft der Traun und ihrer Nebengerinne." Auch in Enns gab es im vorigen Jahrhundert zu Beginn der vierziger Jahre einige wenige Männer, die nicht bereit waren, ihr ganzes Leben in biedermeierlicher Beschaulichkeit zu verbringen: allen voran der 1801 geborene Braumeister Ignaz Gruber, ferner Dr. Cölestin Gugger, Edler von Staudach, Arzt und an allem Neuen brennend interessiert, zwei Jahre jünger als Gruber, Ignaz Schuhbauer, Hufschmied und Tierarzt, 1804 geboren, Franz Mooshammer, Glasermeister, noch fünf Jahre jün ger, und der ganz junge Magistratsrat Andreas Wirl, der allmählich in die Fußstap fen des Syndikus Franz Schmelzing zu treten begann, der bereits alles in seinem Leben erreicht hatte. Die Gründung In dieses einerseits beschauliche Alltagsleben und in die andererseits sehr unbefriedigende wirfschaftliche Situation geriet zu Beginn des Jahres 1842 plötzlich ungeahntes Leben, ohne daß die Hintergründe für diesen geistigen Aufbruch zunächst ganz klar würden. Der Brauereibesitzer Ignaz Gruber lud Ende April die in Enns und Mauthausen wohnhaften Mitglieder des Innerösterreichischen Industrie- und Gewerhevereines für den 5. Mai in den Saal des Gasthauses „Zur Goldenen Krone" ein, um - wie im Schreiben steht - auf Wunsch der Mitglieder und nach dem Beispiel anderer Orter Maßnahmen zu treffen, um in Enns einen Zweigverein einzurichten." Franz Aschauer, Oberösterreichs Eisenbahnen. Wels 1964, S. 26 f. " Max Neweklowsky, Die Schiffahrt und Flößerei im Räume der oberen Donau. Bd. 2, Linz 1954, S. 19f. Helmut Lackner und Gerhard A. Stadler, Fabriken in der Stadt. Eine Industriegeschichte der Stadt Linz (= Linzer Forschungen 2). Linz 1990, S. 109ff. " AStE, Akten, Industrie- und Gewerbeverein, Einladung zur Sitzung vom 27. April 1842.
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