hatten sich von Wenzel und Johann Verzeihungsbriefe ausstellen lassen mit der Klausel, daß man das Geschehene an ihnen nie ahnden oder rächen wolle. Noch nicht zufrieden mit solchen Urfehdebriefen, verschafften sie sich, gewitzt durch Albrechts bisherige Haltung, über Vermittlung von Wenzel und Johann ähnlich lau tende Urkunden auch von ihrem Landesherrn Albrecht und den österreichischen Landständen. Die, wenn auch nur kurze, Gefangenschaft hatte Wenzel insoferne einen nicht wiedergutzumachenden Schaden zugefügt, als sein Ansehen in Böhmen und im Reich arg geschmälert worden war. Der auf ihn ausgeübte Druck hinterließ auch an ihm Spuren. Er war sanfter und nachgiebiger geworden; auch war er eher geneigt, auf gegenteilige Vorstellungen einzugehen und Widerspruch zu ertragen. Sein berechtigtes Mißtrauen gegen Verwandte und Vasallen hatte sich aller dings verstärkt. Da Wenzel Albrecht keineswegs grundlos verdächtigte, zu seiner Gefangennahme beigetragen zu haben, ließ er ihm eine Klageschrift zugehen, deren „Artikell" dieser in einer Gegenschrift mit nur äußerst fadenscheinigen Argumenten und spitzfindigen Formulierungen zu entkräften versuchte.® Um seinen Ausführun gen mehr Glaubwürdigkeit zu geben, nahm Albrecht trotz seines Verzeihungsbrie fes Kaspar und Gundacker von Starhemberg erst mit Verzögerung (Mitte 1395) wie der in Gnaden auf. Wenzel fand sich aber in der Folgezeit nicht bereit, die ihm abgepreßten Zusagen einzuhalten, vor allem mißachtete er die abgesprochene Gewaltenteilung, wie er sich auch infolge seiner für die böhmischen Herren überraschend gekomme nen Freilassung an tatsächlichen und vermeintlichen Feinden aus deren Reihen und aus Kreisen des Prager Rates rächen konnte. Darüber hinaus fügte er sich nur wider willig in seine Pflichten als deutscher König. Er wurde daher in dieser Eigenschaft als „unnütz, unachtbar und unwürdig" im Jahr 1400 für abgesetzt erklärt. Abgesehen von für ihn typischen Wutausbrüchen verhielt sich Wenzel still, verzichtete aber nicht formell auf die Krone. Da glaubte sein Bruder Sigismund von Ungarn, einen Staatsstreich inszenieren zu können, nahm den Abgesetzten 1402 gefangen, hielt ihn unter anderem auch auf der Schaunburg bei Eferding für kurze Zeit fest, um ihn schließlich den Herzögen Albrecht IV. und Wilhelm von Osterreich zu überantwor ten. Aus dieser ritterlichen Haft zu Wien im heute noch erhaltenen „Prager Haus"® vermochte Wenzel infolge der von Wilhelm geduldeten nachlässigen Bewachung mittels eines Kahnes bei Stadlau zu fliehen; am anderen Donauufer erwartete ihn bereits Johann von Lichtenstein und geleitete ihn über Nikolsburg nach Prag. Mit ^ Albrecht verstieg sich sogar zu der Äußerung, daß er trotz Wenzels Bitte den Starhembergern nicht zu verzeihen beabsichtige. ^ Als sich Wenzel in diesem Hause aufhielt, wurde dieses von den Wienern spöttisch „das kleine Prag" genannt. Unbeschwert von Regierungsgeschäften soll Wenzel dort eine seiner glücklichsten Zeiten verbracht haben.
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