OÖ. Heimatblätter 1994, 48. Jahrgang, Heft 2

schnittenen Waldaist - und damit auch das Gebiet um den Rametstein - erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gerodet worden zu sein. Dieser an sich glaub würdigen Annahme widersprechen aber sowohl das Alter der hier entdeckten Bodenfunde als auch sonstige Beobachtungen bezüglich der Besiedlungsgeschichte in der näheren und weiteren Umgebung. So wurde 1785 das östliche Nachbaranwesen (damals Niederndorf Nr. 10) Prager oder Bracher (1400 „auf der Brach") noch als „Ramingstein II" bezeichnet, was auf eine frühere Einheit mit dem Rametsteinergut schließen läßt. Auch die im Süd westen angrenzenden Liegenschaften Reither und Kleinreither (ursprünglich eine Hofstatt und eine „leere Sölde") müssen wegen der geringen Größe einmal vom Rametsteiner abgetrennt worden sein. Einen weiteren Hinweis auf die einstige Zusammengehörigkeit bildet die „nasse Grenze", die das Gesamtareal mit Aus nahme an der Berührungslinie mit dem Saurüßl umfängt. Im Franziszeischen Kata ster von 1827 besaßen das Rametsteinergut als Vollhof, das Bracher als Hube (halber Hof) und die Reitherhäuser zusammen rund 113 Joch, was fast dem Grundausmaß zweier Vollhöfe bzw. eines Meierhofes entspricht. Auf die einstige Teilung der Althöfe weist auch anderswo die Einzahlform der Namen hin, die für die neu entstandenen meist zwei oder drei Güter beibehalten wurde. So besteht - um nur einige Beispiele aus dem unteren Mühlviertel zu nennen - „der" Meierhof bei Bad Zell aus drei beieinanderliegenden Gehöften (mit Brandt ner 150 Joch) wie auch jener bei Königswiesen (zu je 30 Joch), während in der Markt gemeinde St. Leonhard bei Freistadt „der" eine Schwaighof beim Strafenberg und der zweite an der Waldaist auf je zwei Liegenschaften aufgeteilt wurde; auch „der" Meitschenhof bei Fregarten besitzt zwei Höfe, und „der" Gmeinerhof in derselben Gemeinde umfaßt heute den Gmeinerbauern, Nr. 1, und den Stadelbauern, Nr. 2. Daß eine Neuaufteilung von Siedlungsgründen - so F. Pfeffer - im 13. Jahr hundert üblich war, zeigt das Landesurbar, das von 1256 bis 1261 verfaßt wurde. Dort weist das alte Riedmark-Urbar nur 161, das jüngere aber 331 Posten aus, was jedoch keine Verdoppelung des landesfürstlichen Besitzes bedeutet, sondern zu einem guten Teil auf die Neuredaktion, die Auflösung von Besitzgruppen in Einzel höfe und Neurodungen, zurückgeht.' Für das Gebiet südlich der Donau weist Hans Krawarik sogar die Teilung des Althofes zu Niederkrems im oberen Kremstal schon um die Mitte des 11. Jahrhunderts nach." In einer anderen Arbeit schreibt er: „Es gab im 12. Jahrhundert längs der Durchzugsstraße (über den Pyhrn) offenbar ,Herrenhöfe' mit einer Kulturfläche von etwa 90 Joch. Dieses Ergebnis entspricht durch aus den Verhältnissen in anderen früher besiedelten Räumen. ... Solche Höfe kom men auch als Erschließungszentren einer Siedlungslandschaft in Betracht. Ihre Zer schlagung und Aufteilung erfolgte, wie zahlreiche Untersuchungen bestätigen, etwa Franz Pfeffer, Das Land ob der Enns (Zur Geschichte der Landeseinheit Oberösterreichs), Linz 1958, S. 289. ' Hans Krawarik, Die Altsiedlungen Inzersdorf, Wanzbach und Niederkrems, in: Jahrbuch des OO. Musealvereins, Bd. 137, Linz 1992, S. 61 ff.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2